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Das Südsee-Virus

Das Südsee-Virus

Titel: Das Südsee-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk C. Fleck
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erfolgreich abwehren können, jetzt wirft das Militär Bomben auf die Dörfer der Indios. Der Grund dieses Massakers: Die Regierung vermutet große Goldvorkommen im Dschungel, die tropischen Edelhölzer lassen sich ebenfalls gewinnbringend vermarkten. Nach der Rodung soll das Land für die Produktion von Palmöl in Plantagen umgewandelt werden. Ich habe Maeva selten so erregt gesehen wie vorhin, als Shark ihr den Zusammenhang im Detail erklärte.
    Ich muss zugeben, dass unser Team inzwischen hervorragend funktioniert. Wir diskutieren jeden einzelnen Vorschlag, den Shark auf die Liste setzt. Erstaunlich, wie intensiv Maeva nachfragt, wie umfassend sie informiert werden will. Letztlich ist sie es ja, die entscheidet, wohin wir uns bewegen.
    Als Nächstes geht es auf die Malediven, ein Gründungsmitglied der URP . Sie will über dem versunkenen Haa-Alifu-Atoll der Einwohner gedenken, die sich nicht evakuieren ließen. Ihr demonstrativer Untergang war im letzten Jahr wochenlang Gesprächsthema in den Medien. Außerdem erreichte uns eine Anfrage aus Abu Dhabi. Dort werden in der nächsten Woche die Internationale Atomenergie-Organisation und die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien IRENA tagen. Beide Organisationen haben Maeva gestern eingeladen. Welche Rolle ihr dort zugedacht ist, wurde nicht näher erläutert. Aber die Anfrage war derart eindringlich formuliert, dass sie sich vermutlich nicht entziehen wird.
    Als die Stimme des Kapitäns aus dem Lautsprecher krächzte, schmiss John Holyfield wütend Zange und Phasenmesser in den Werkzeugkasten. »Leck mich am Arsch!«, brüllte er. »Kann man denn auf diesem Kahn keine Minute in Ruhe arbeiten?!« Der Elektriker wusste, dass ihn hier unten niemand hören konnte. Seit drei Stunden fummelte er an dieser Reservebrennstoffpumpe herum, ohne dem Fehler auch nur annähernd auf die Spur gekommen zu sein, der zu ihrem Ausfall geführt hatte. Holyfield wischte sich die schmierigen Hände am Overall ab und verließ kopfschüttelnd seine Werkstatt. Als er die Brücke betrat, bot sich ihm ein atemberaubender Anblick. Die »South Pacific« rutschte gemächlich an den steil aufragenden Felswänden des Boknafjordes entlang Richtung offene See. Global Oils gigantische Hebetanker, die hinter ihnen seit fünf Jahren auf der gegenüberliegenden Seite des Fjords geparkt waren und aus deren verankertem Verbund sie nun ausgeschert waren, wirkten zu Füßen des tausend Meter hohen und senkrecht abfallenden Massivs wie ins Wasser gefallene Brotkrümel. Der Elektriker näherte sich dem Kapitän, der die in der Mündung liegende Insel Bokn ins Visier seines Feldstechers genommen hatte.
    »Sie wollten mich sprechen, Sir?«
    »Mr. Holyfield«, antwortete Kapitän Willis, ohne das Glas von den Augen zu nehmen, »kriegen Sie das heute noch geregelt mit der Brennstoffpumpe? Ich möchte kein unnötiges Risiko eingehen.«
    »Ich krieg das hin, Sir.«
    »Ein eigenartiges Gefühl ist das, Mr. Holyfield, finden Sie nicht?«
    »Bitte, Sir …?«
    »Dass unser Baby wieder in Aktion tritt. Das hätte doch kein Mensch mehr für möglich gehalten.«
    »Da haben Sie recht, Sir.«
    »Wir haben doch alle gedacht, dass uns die Dinger in diesem norwegischen Fjord langsam von der Platte rosten …!«
    »Ja, Sir. Die Flotte war eigentlich schon so gut wie verschrottet, da stimme ich Ihnen zu.«
    »Manchmal geschehen eben noch Zeichen und Wunder, Mr. Holyfield. Dann wollen wir mal sehen, ob die Lady die lange Liegezeit unbeschadet überstanden hat. Wussten Sie übrigens, dass Sie das einzige Crewmitglied sind, das schon vor Makatea mit an Bord war? Außer mir natürlich.«
    »Nein, Sir, das wusste ich nicht.«
    »Diesmal«, sagte Kapitän Willis, während er nach wie vor durch den Feldstecher sah, »müssen wir uns nicht einmal schlecht fühlen dabei, diesmal ist alles legal. Von der UNO abgesegnet. Aber bevor wir das Gold des Pazifiks heben, wird dieses Schiff noch einmal seine Tauglichkeit unter Beweis stellen müssen. Wir werden es hart zur Sache nehmen, Mr. Holyfield. Inklusive der außerordentlich komplizierten Hebetechnik. Unser Testprogramm wird ähnlich brutal ausfallen wie auf der Werfterprobungsfahrt. Ein Dreihunderttausend-Tonnen-Riese schläft schnell ein, wenn man ihn nicht regelmäßig in Bewegung hält.«
    Holyfield wusste nicht, was er noch antworten sollte. Kapitän Willis schien wie euphorisiert, er sprach mit sich selbst, da brauchte es ihn hier eigentlich nicht mehr. Draußen in der

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