Das Süße Geheimnis Der Leidenschaft: Roman
die guten Leute von Walham an mich zu verpachten oder zu verkaufen bereit sind.«
»Ja, aber dein Geld ist schrecklich reizvoll für sie, nicht wahr?«, sagte Wynwood. »Und es ist auch so viel davon vorhanden.«
Merrick zuckte mit den Schultern. »Ich zahle faire Preise.«
Wynwood lachte so laut, dass die Umstehenden zu ihm hinschauten. »Oh, ein Schotte zahlt niemals einen fairen Preis!«, entgegnete er. »Aber wirst du uns helfen, Merrick? Wirst du ein Haus für uns entwerfen? Und es in der Nähe von Chelsea bauen?«
»Warum ich, Quinn?« Merricks Stimme war leise. »In meinem Unternehmen gibt es ein Dutzend junger fähiger Architekten. Offen gestanden habe ich den Zeichenstift in den letzten zehn Jahren kaum noch in die Hand genommen.«
»Wir brauchen etwas Besonderes«, beharrte Wynwood. »Und dir sagt man nach, nicht nur in Sachen Geldanlagen ein Genie zu sein, sondern auch als Architekt.«
»Tatsächlich?« Merrick schnaubte abfällig. »Wer sagt das?«
»Nun, unter anderem sagen das all diese hübschen Urkunden und Preise, die drei Wände deines Büros schmücken«, erwiderte er. »Und diese akademischen Dinge aus St. Andrews, die an der Fensterseite hängen.«
»Dinge?«, fragte Merrick spöttisch.
»Du weißt doch, dass ich nicht auf die Universität gegangen bin«, grummelte Wynwood. »Ich weiß nicht genau, was sie bedeuten, aber ich weiß, was ich höre. Also, ich brauche ein Haus - ein verdammt großes -, und ich will erstklassige Qualität.«
»Was ist mit einem anderen Architekten? Cubitt zum Beispiel hat noch ein oder zwei Häuser am Belgravia Square zum Verkauf stehen.«
Wynwood schüttelte den Kopf. »Ich habe mir Belgravia angesehen, und es gefällt mir einfach nicht. Alles ist wunderschön, aber es sieht alles so gleich aus - was zeigt, dass er ein guter Baumeister, aber kein guter Architekt ist. Dich hingegen hat man schon als genial gelobt, kaum dass du auch nur dein erstes Torhäuschen gebaut hattest.«
»Vor mehr als einem Jahrzehnt und einer halben Ewigkeit«, sagte Merrick. »In der Welt der Architektur, Wynwood, muss man ein hungernder Künstler sein, um solch eine Zustimmung zu bekommen. Ist man erstmal reich, hält man das für Belohnung genug.«
»Ach!« Wynwoods Ton klang beunruhigend verständnisvoll. »Und ist dem so?«
Merrick zögerte nur einen Herzschlag lang. »Aye, du hast verdammt recht, dem ist so.«
»Ich verstehe«, sagte Lord Wynwood. »Dann wirst du also morgen mit mir im Walham Arms den Lunch einnehmen und mich durch das Dorf führen?«
»Wenn das dein Wunsch ist«, erwiderte Merrick und zuckte gleichmütig die Schultern. »Komm kurz nach eins dorthin. Und, Wynwood - wenn du ernsthaft interessiert bist -«
»Das bin ich.«
»Aye, dann bring einen Bankwechsel mit. Ich bin, wie du schon sagtest, Schotte.«
Wynwood lachte wieder und mischte sich dann in die Menschenmenge, die seine schöne, ihm frisch angetraute Frau umringte.
Kapitel 3
Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.
N achdem vierzehn Tage seit ihrem Umzug in das kleine Dorf Walham Green vergangen waren, war Lady Bessett zu der Überzeugung gelangt, dass der späte Morgen zu ihrer Lieblingszeit des Tages geworden war. Kurz nach Tagesanbruch setzte in aller Regel der Straßenverkehr zum Markt ein. Dann rumpelten die mit Gemüse beladenen Wagen durch das stille Dorf, die Karren, die hoch mit Heu oder Lattenkisten mit gackerndem Federvieh beladen waren. Sie fuhren in Richtung London und ließ das kleine Dorf friedlich zurück.
Auch an diesem Morgen saß die Komtesse in dem kleinen, hinter ihrem Häuschen gelegenen Garten, nippte an ihrem Tee und nahm dazu ein wenig Toast zu sich. Sie schloss die Augen und lauschte dem Gesang der Vögel, während sie den letzten Schluck aus ihrer Tasse trank. Der Frühling lag in der Luft - der Geruch von frisch umgegrabener Erde und der Duft der ersten Blumen. Ja, sie konnte fast meinen, wieder in Yorkshire zu sein.
Sie vermisste es wirklich schmerzlich. Lady Bessett öffnete die Augen und ließ den Blick durch den winzigen, von einer Mauer umgebenen Garten schweifen, über die Rosenbüsche, die den geharkten schmalen Pfad säumten, und die alte Wisterie, die sich um das Küchenfenster rankte. Seit sie an diesen bezaubernden Ort gekommen war, hatte sie sich nicht gestattet, an Yorkshire zu denken - nicht bis es erforderlich geworden war, Lady Treyhern ihre Situation zu erklären.
Die Wahrheit jedoch war, dass die Täler Yorkshires nur vier kurze Jahre lang
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