Das Supertalentier - Lunas großer Auftritt
Stinkezeug beschießen würde, würdet ihr nicht mehr lachen«, sagte Luna.
»Boah, du Mädchen«, stöhnte Alex.
Als sie ins Klassenzimmer zurückkehrten, war der Gestank beinahe verflogen. Die Kinder hielten trotzdem die Luft an. Hermann zeigte mit einem Stock auf das Tafelbild.
»Ein Bombardierkäfer trägt seine Munition immer am Mann. Besser gesagt im Körper! Zwei Drüsen stellen die Flüssigkeiten her. Wenn Gefahr droht, werden sie in die Explosionskammer entlassen. Hier.
Ich nenne sie die Kammer des Schreckens.
«
Die Kinder schauten ungläubig an sich herunter.
»Aber das wird doch dann ganz heiß«, unterbrach ihn Alex.
»Boah, du Mädchen«, zog Luna ihn auf.
»Einem Bombardierkäfer macht das nichts aus, Junge. Wenn dann noch all das andere Zeug dazukommt,gibt es einen Knall! So laut, dass der Feind genauso erschrickt wie ihr gerade eben.« Der General kam in Fahrt. »Wir spritzen dem Feind die brühheiße Flüssigkeit entgegen! Bis zu zwanzig Mal, wenn es sein muss! Aus einem halben Meter Entfernung, zielgenau, mitten ins Gesicht! Das tut in den Augen weh, das brennt in der Nase, und es stinkt fürchterlich!
Damit schlagen wir jeden Gegner in die Flucht!
«
»Bombig!«, schwärmten die Jungs.
Hermann zeigte mit dem Stock auf den Hinterleib des Käfers. Was da unter den Flügeldecken hervorschaute, sah aus wie zwei Strohhalme. »Hieraus wird geschossen«, erklärte er, und die Jungs brachen in Jubel aus. »Und wir können in alle möglichen Richtungen zielen.« Hermann vollzog mit dem Stock über dem Hinterleib einen Dreiviertelkreis.
»Das kann unsere Art am besten?«, fragte Luna ungläubig. »Das Talent der Bombardierkäfer ist ein superstinkiger, total heißer . . .«, sie verzog angeekelt das Gesicht, »
PUPS??
«
Hermann schaute streng. »Das ist kein Pups, Jungkanonierin. Das ist flüssige Munition, ähm, eine Art Spucke!«
Was für einen Quatsch erzählte ihr Vater denn jetzt?
»Spucke kommt doch aus dem Mund«, sagte sie.
Der General nahm die Schutzbrille ab und setzte sich zu ihnen. »Bei anderen Insekten mag das so sein. Nicht so bei uns. Denn wir stammen von den Käferdrachen ab.«
»Von wem?«, fragte Fritz.
Und der General erzählte. »Käferdrachen lebten vor sehr, sehr langer Zeit. Sie waren so riesig, dass sie über Bäume hinwegschauen konnten, wenn sie sich auf die Hinterbeine stellten. Alle Tiere hatten Angst vor ihnen. Denn sie waren nicht nur riesig, sie konnten auch Feuer spucken. Aus ihrem Maul stießen lodernde Flammen! Damit haben sie alles vernichtet, was sich ihnen in den Weg stellte.
Hin und wieder verbrannten sie sich schon mal selbst die Fühler oder ihr Mittagessen oder gleich das ganze Zuhause. Das war nicht so schlau von der Natur. Im Laufe der Zeit spuckten sie daher nur noch heiße Spucke. Die war aber nicht mehr so gefährlich wie Feuer. Also hat sich die Natur gedacht, wenn die Spucke noch dazu giftig sein könnte, wäre das eine prima Verteidigung.
Gift im Maul ist aber nicht gut.
Und so spuckten die Käferdrachen dann irgendwann aus dem Hinterleib. Da konnten sie auch gleich viel besser weglaufen. Das mussten sie jetzt auch, weil giftige Spucke anders als Feuer niemanden ausschaltet, sondern höchstens vertreibt. Und wenn das nicht funktioniert, verschafft es einem wenigstens einen Vorsprung, und man kann sich in aller Ruhe verstecken.
Aber weil Verstecken am besten geht, wenn man ganz klein ist, wurden aus den riesigen Feuer spuckenden Käferdrachen mit der Zeit kleine, rückwärts schießende Bombardierkäfer.«
Das klang alles sehr abenteuerlich, aber die drei Brüder glaubten ihrem Vater die Geschichte nur zu gern. Die Vorstellung, von riesigen Feuer spuckenden Käferdrachen abzustammen, ließ ihre Augen vor Begeisterung glühen. Sie konnten es gar nicht abwarten, schießen zu lernen.
Luna ließ die Fühler hängen.
Sie stellte sich vor, was Frau Mantis und Frau Irrwig sagen würden, wenn sie beim Casting einen heißen Pups abfeuerte und sich dann versteckte.
Der Pausengong riss Luna aus ihren trüben Gedanken.
Grimnir saß auf einem der unteren Äste der Eiche. Er wachte über die Kinder, die kreischend über den Pausenhof tollten.
Lunas Brüder waren aufeinandergeklettert und spielten Käferdrache. Mit ausgebreiteten Armen wankten sie über den Hof.
»
Rette sich, wer kann! Die Stinker kommen!
«, höhnte Harald. Einige Schüler nahmen Reißaus.
Theo, der ganz oben saß, rief: »Der Käferdrache kommt und rettet
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