Das Syndikat der Spinne
übereinstimmen.« Er ging in sein Büro, holte den Notizblock, verglich die Adressen und schob den Block wortlos zu Durant. »Da sind unter anderem auch die Häuser von Andrejew mit aufgeführt. Los, das müssen wir Berger zeigen.«
Wieder in Bergers Büro, sagte Hellmer, nachdem er die Akten auf den Tisch gelegt hatte: »Das ist das Protokoll des Gesprächs, das Schulze gestern mit einem Dr. Andrejew geführt hat. Andrejew ist von der Tschetschenenmafia unter Druck gesetzt worden. Sie haben ihn so richtig schön fertig gemacht. Unter anderem haben sie seine Tochter vor kurzem entführt und ihr einen Finger abgeschnitten. Sie sollten das selbst in aller Ruhe lesen. Aber interessant ist, dass Andrejew sich vor kurzem an die Polizei gewandt hat, genauer gesagt ans OK, und zwar an Hauptkommissar Müller, der ihn jedoch an Gebhardt weiterverwiesen hat. Und Gebhardt hat Andrejew vertröstet, indem er ihm sagte, sie hätten im Moment sehr viel zu tun, würden sich aber bald um seine Angelegenheit kümmern. Freitag letzter Woche ist Gebhardt dann in der Praxis von Andrejew aufgetaucht, hat mit ihm gesprochen und ihm noch mal dasGleiche wie am Telefon gesagt. Und heute hat sich Andrejew mit seiner Familie klammheimlich aus dem Staub gemacht, was sicherlich am unauffälligsten und auch ungefährlichsten ist, weil heute die Praxis wegen des Feiertags sowieso geschlossen ist. Schulze hat ihm noch von Frau Durant erzählt, dass sie bestimmt etwas für ihn tun könne, aber Andrejew hat wohl das Vertrauen in die Polizei verloren. Ein bisschen Sorgen macht mir nur, dass ausgerechnet Gebhardt mit Andrejew gesprochen hat. Und noch merkwürdiger ist, dass einige der Adressen, die Gebhardt uns genannt hat, mit denen übereinstimmen, die Andrejew Schulze gegeben hat. Was halten Sie davon?«
Berger überlegte nicht lange, sondern griff sofort zum Telefon.
»Hallo, Werner, ich bin’s. Wir hatten uns doch für heute Mittag verabredet. Könntest du vielleicht schon jetzt rüberkommen? Es ist sehr wichtig … In zehn Minuten. Prima. Dann sind auch meine Kollegen Durant und Hellmer noch da. Wir müssen unbedingt was mit dir besprechen. Und bitte kein Wort zu einem deiner Mitarbeiter, dass du zu uns kommst. Den Grund erkläre ich dir, wenn du hier bist. Bis gleich.« Berger legte auf und sagte mit entschlossener Miene: »Müller ist schon unterwegs. Und dann werden wir auch gleich sehen, wo er wirklich steht. Ich hoffe, ich habe mich nicht in ihm getäuscht.«
»Heißt das, Sie würden nicht mehr unbedingt die Hände für ihn ins Feuer legen?«, fragte Durant mit dem ihr eigenen spöttischen Unterton, den Berger sofort registrierte und der daraufhin die Kommissarin beinahe traurig ansah.
»Frau Durant, im Augenblick weiß ich gar nichts mehr. Ich hoffe, ich habe mich in Müller nicht getäuscht. Ich hoffe es wirklich. Denn sonst ist mein Glaube an die Integrität der Polizei in seinen Grundfesten erschüttert. Aber jetzt zu was anderem; sobald wir mit Müller gesprochen haben, möchte ich Sie bitten, umgehend nach Falkenstein zu fahren und nachzusehen, ob dieser Andrejew noch da ist. Falls ja, verhindern Sie seine Abreise. Bringen Sie ihn und seine Familie an einem sicheren Ort unter, den niemand außer Ihnen beidenkennt. Andrejew kann uns vermutlich eine Menge Dinge erzählen, von denen wir noch überhaupt nichts wissen und die er auch diesem Schulze gegenüber nicht erwähnt hat. Wir brauchen detaillierte Personenbeschreibungen et cetera.«
»Ach ja«, sagte Durant, »auch wenn Sie’s selbst gleich lesen, doch Andrejew war nicht irgendein Zahnarzt, sondern er hat fast ausschließlich prominente beziehungsweise zahlungskräftige Patienten gehabt. Dazu zählten unter anderem die Wiesners, aber auch die Puschkin und die Olpitz. Interessant, nicht?«
»Welcher Wiesner?«, wollte Berger wissen.
»Der tote Wiesner. Er und die Puschkin waren bei Andrejew in Behandlung. Das kann doch alles kein Zufall mehr sein. Und wenn die Maric auch noch …«
»Immer der Reihe nach, wir gehen jetzt eins nach dem andern an …«
»Genau«, wurde er von Hellmer unterbrochen. »Als Erstes muss sich ein SEK um die Bordelle kümmern, die uns Gebhardt gestern genannt hat. Weiter müssen wir herausfinden, wer diese werten drei Herren sind, Galinski, Gauschwitz und Petrenkow. Es wird doch wohl irgendeine Spur geben, die uns zu ihnen führt!«
Berger wollte gerade etwas erwidern, als an die Tür geklopft wurde.
»Ja, bitte.«
Müller kam herein. Es waren
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