Das Syndikat der Spinne
jemand, dem ich eigentlich vertraut habe, dieses Vertrauen so mit Füßen getreten hat. Ich würde ihm am liebsten höchstpersönlich den Hals umdrehen.«
Berger gab Durant und Hellmer unauffällig ein Zeichen mit dem Kopf, woraufhin sie das Büro verließen und zum Parkplatz gingen.
»Was hältst du von Müller?«, fragte Hellmer auf dem Weg zum Auto.
»Kann ich nicht genau sagen, aber ich schätze, er ist okay. Er hat sich wohl nur überrumpelt gefühlt. Und vielleicht war er auch in seinem Stolz gekränkt, nicht selbst darauf gekommen zu sein, dass einer seiner besten Leute solche Sauereien angestellt hat.« Hellmer wollte bereits in den Lancia einsteigen, als Julia Durant sagte: »Ich habe Hunger. Können wir nicht erst was essen gehen?«
»Wir fahren doch nach Falkenstein. Auf dem Weg dorthin können wir in Kronberg Halt machen, ich kenne dort einen hervorragenden Jugoslawen. Ich lade dich ein.«
»Das lass ich mir nicht zweimal sagen.« Die Kommissarin stieg ein, Hellmer stellte das Radio an. Zwanzig Minuten später waren sie in Kronberg. Sie aßen ein kleines Mittagsmenü und tranken jeder ein Pils, bevor sie weiter nach Falkenstein fuhren. Die Sonne hatte sich hinter dichten Wolken versteckt, der Wind war wesentlich kühler als an den Tagen zuvor. Und es sollte laut Wetterbericht noch viel kühler werden.
Donnerstag, 14.10 Uhr
Es war ein am Hang gelegenes Villenviertel, in dem ein paar Reiche und Superreiche ihre Residenzen errichtet hatten. Vor und in zum Teil offenen Garagen standen Luxuskarossen, doch wenn man die Straße weiter hinauf fuhr, gelangte man in den Kern von Falkenstein, der sich in nichts von den anderen Orten und Gemeinden hier unterschied. Sie wendeten den Lancia und näherten sich langsam dem Haus, in dem Andrejew wohnte. Mit einem Mal zuckte Julia Durant zusammen und sagte: »Fahr mal kurz ran. Da vorne, das ist Dominiks Auto. Was macht der denn hier?«
»Woher soll ich das wissen? Vielleicht wartet er auf dich«, entgegnete Hellmer achselzuckend.
»Idiot! Möchte nur zu gerne wissen, was er hier sucht. Fahr weiter, ich werd ihn mir mal zur Brust nehmen.«
Hellmer fuhr wieder an und hielt direkt hinter dem grünen Mitsubishi Colt. Kuhn saß mit geneigtem Kopf im Wagen, hielt sein Telefon in der Hand und tippte gerade eine Nummer ein, als Durant die Tür aufriss. Sie sah ihn scharf an und sagte: »Kannst du mir mal verraten, was du hier tust?«
»He, Moment, ich wollte dich eben anrufen und dir Bescheid sagen, dass ich bei Andrejew bin. Ich habe es erst im Präsidium versucht, aber …«
»Ich habe dich gefragt, was du hier tust?«
»Mein Gott, ich wollte mal sehen, ob Andrejew vielleicht noch da ist. Ich war gerade in der Klinik und habe mich ein bisschen mit Claudia unterhalten. Wie es ausschaut, wird Peter durchkommen. Und auf dem Rückweg hab ich mir gedacht, mach doch mal einen Abstecher nach Falkenstein.«
»Falkenstein liegt aber ein ganzes Stück vom Unfallkrankenhaus entfernt. Jetzt steig schon aus, wir sind ja hier. Also, ich warte auf eine Antwort. Du fährst doch bestimmt nicht diesen weiten Weg hierher, wenn du nicht was ausheckst.«
Kuhn grinste Durant verlegen an und erwiderte: »Warum musstdu eigentlich immer so schlecht von mir denken? Außer Claudia war Andrejew der Letzte, mit dem Peter gestern zusammen war. Und ich dachte, vielleicht würde ich ihn ja noch antreffen. Ich hätte aber das Haus nicht ohne euch betreten.«
»Was soll das denn heißen?«, fragte Durant noch eine Spur schärfer.
»Mein Gott noch mal«, sagte er und rollte mit den Augen, »ich habe einen Schlüssel.«
»Was?«, stieß die Kommissarin hervor. »Woher um alles in der Welt hast du einen Schlüssel? Komm, lass dir nicht jede Einzelheit aus der Nase ziehen, du weißt, ich kann solche Alleingänge auf den Tod nicht ausstehen.«
»Mann, jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt. Ich hab euch vorhin nur die Mappe gegeben. Peter hat Andrejew angeboten, für ihn die Häuser zu verkaufen. Sie haben alles schriftlich festgehalten, und Peter hat die Schlüssel bekommen. Aber ich wollte bestimmt nicht allein dort reingehen. Deswegen hab ich ja versucht dich zu erreichen. Du kannst nachschauen, deine Handynummer ist die letzte auf dem Display. Ich schwöre es«, sagte er und hob die rechte Hand.
»Los, her mit den Schlüsseln!«, fuhr sie ihn ungehalten an. »Wir sprechen uns deswegen noch. Und außerdem will ich diese andern Sachen auch haben. Gibt es sonst noch irgendetwas, was du mir
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