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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sein.«
    Ramona Wiesner entgegnete: »Ach was, irgendwann kommt auch der Appetit wieder. Macht’s gut, ich melde mich vielleicht morgen kurz bei euch. Und vielen Dank noch mal für alles, was ihr in den letzten Tagen für mich getan habt. Ich werde euch das nie vergessen.«
    »Ramona«, sagte Thomas Wiesner und legte eine Hand auf ihre, »Andreas war mein Bruder. Wir stammen beide von denselben Eltern ab. Da ist es doch selbstverständlich, dass man sich gegenseitig unter die Arme greift. Ruh dich aus. Und vergiss nicht, du bist jederzeit herzlich willkommen. Und wenn ich sage jederzeit, dann meine ich das auch.«
    »Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll. Bis bald.«
    Ramona Wiesner begab sich zu ihrem Wagen. Sie fuhr die steile Straße hinauf, die nach Königstein führte. Um diese Zeit herrschte wenig Verkehr, und sie brauchte nicht einmal zwanzig Minuten, bis sie ihr Haus erreichte. Sie ging direkt von der Garage ins Haus, holte die Post aus dem Briefkasten, ein paar Beileidsschreiben, ein Brief von einer Freundin, eine Zeitung, und legte alles auf den Tisch.
    Was sie jetzt tat, tat sie mechanisch; sie stellte sich fünf Minuten unter die Dusche, föhnte sich die Haare, zog eine Jeans, eine blaue Bluse und Turnschuhe an und trank ein Glas Wasser. Obgleich sie innerlich aufgewühlt war, war alles, was sie in den folgenden Minuten machte, wohl durchdacht. Vor einer Stunde noch hatte sie überlegt, ob sie eine Beruhigungstablette nehmen sollte, jetzt entschied sie sich dagegen. Mit festen Schritten begab sie sich zum Schreibtischihres Mannes und holte das, was sie in den nächsten Stunden brauchte, aus der untersten Schublade und hielt es eine Weile in den Händen. Niemals zuvor war sie entschlossener als jetzt.
    Sie stieg wieder in den BMW und fuhr Richtung Bad Nauheim. Es war fast halb vier, als sie den Wagen in einen kleinen Waldweg lenkte, von wo aus sie einen hervorragenden Blick auf das Haus am Ende der Straße hatte, ohne selbst gesehen zu werden. Sie wartete geduldig, bis das Auto vorfuhr, das Tor sich wie von Geisterhand öffnete und gleich darauf wieder schloss. Zehn Minuten später tauchte ein dunkler Jaguar mit holländischem Kennzeichen auf und hielt vor dem Haus. Eine weitere Stunde verging, bis die beiden Männer erneut in den Jaguar stiegen, wendeten und davonfuhren.
    Sie ließ noch fünf Minuten verstreichen, startete den Motor und lenkte den BMW aus dem Waldweg auf die Straße. Nach etwa hundert Metern hielt sie an. Sie nahm die Handtasche vom Beifahrersitz und hängte sie über die Schulter, stieg aus und ging auf das Tor zu. Sie drückte zweimal kurz hintereinander auf die Klingel. Ein Moment verstrich, bis er die Haustür öffnete. Er sah sie kurz an und kam dann auf sie zu.
    »Ramona, was machst du denn hier?«, fragte Thomas Wiesner erstaunt. »Ich dachte, du liegst im Bett.«
    »Kann ich reinkommen? Du hast doch gesagt, du hättest einen Käufer für das Geschäft an der Hand. Ich habe mich entschlossen, ich will verkaufen. Und ich möchte das alles so schnell wie möglich hinter mich bringen.«
    »Das freut mich zu hören. Komm rein, mein Kunde ist vor ein paar Minuten gefahren.«
    Sie ging vor ihm ins Haus und setzte sich in einen der schweren Eichensessel, deren Sitz- und Rückenpolster und die Lehnen mit samtgrünem Stoff bezogen waren.
    »Möchtest du etwas trinken? Ich habe aber außer Wasser nur alkoholische Getränke hier.«
    »Ich nehme einen Cognac oder einen Wodka auf Eis.«
    Thomas Wiesner schien sehr überrascht von ihrem Wunsch. »Du und Cognac? Ich dachte, du …«
    »Heute mache ich eine Ausnahme.«
    Er holte zwei Cognacschwenker und eine volle Flasche Remy Martin, seine Lieblingsmarke, aus dem Schrank, schenkte ein, stellte das Glas vor Ramona Wiesner und setzte sich ihr gegenüber. Mit seltsamem Lächeln sah er sie an, prostete ihr zu und sagte: »Also, dann wollen wir mal. Hast du irgendwelche Geschäftsunterlagen mitgebracht wie etwa den Grundbucheintrag, eine Aufstellung der Umsätze der letzten drei Jahre? Wenn nicht, dann macht das auch nichts, ich …«
    »Ich habe alles dabei, was du brauchst«, unterbrach ihn Ramona Wiesner, zog den Reißverschluss ihrer Handtasche auf und griff hinein. Er hatte gerade sein Glas geleert, als er die Pistole sah, die auf ihn gerichtet war. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, er war unfähig, einen Ton herauszubringen.
    »Tja, dann wollen wir mal. Aber vorher wirst du mir noch einige Fragen beantworten, Schwager!«, fuhr

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