Das Syndikat der Spinne
sie zynisch fort. Ihre Stimme war eisig, in ihren Augen hingegen loderte ein alles verzehrendes Feuer.
Freitag, 14.45 Uhr
»Und, wie war dein Gespräch mit diesem Laskin?«, fragte Hellmer, als Julia Durant ins Büro kam.
»Unwesentlich«, log sie und holte sich einen Kaffee. »Und bei euch? Was ist mit Gebhardt?«
»Außer Küchler war niemand in Weiterstadt. Und Küchler will auch noch keine Stellungnahme abgeben.«
»Wir hätten mit so was rechnen müssen«, entgegnete Durant mit sachlicher Kühle. Sie warf einen Blick auf den Stapel Akten, der sich auf ihrem Schreibtisch angehäuft hatte. »Was ist mit Gebhardts Wohnung?«
»Wird seit dem Mittag durchsucht. Bis jetzt aber Fehlanzeige. Und laut Christine weiß seine Frau nichts über die Geschäfte ihres Mannes. Und ich glaube das sogar. Gebhardt hat ihr mit Sicherheit nichts von seinen Aktivitäten erzählt.«
»Du wirst schon Recht haben. In Zukunft müssen wir eben besser aufpassen.«
»Sag mal, hast du irgendwas?«, fragte Hellmer besorgt und stellte sich neben sie. »Du klingst so komisch.«
Durant schüttelte den Kopf, ohne die Frage zu beantworten.
»Komm, wir kennen uns jetzt schon eine ganze Weile, ich merk doch, dass mit dir was nicht stimmt. Willst du es mir nicht sagen?«
»Frank, bitte, es geht jetzt nicht.«
Hellmer machte beide Verbindungstüren zu und verschränkte die Arme über der Brust. »Wenn du private Probleme hast, okay, dann halte ich mich raus. Wenn es aber mit unserm Job zu tun hat …«
»Hör auf, bitte«, sagte sie, legte den Kopf in den Nacken und massierte ihre Schläfen. »Ich darf nicht darüber sprechen.«
»Was?«, fragte Hellmer verständnislos. »Du
darfst
mit mir nicht darüber sprechen?! Julia, wir hatten, egal, um welchen Fall es auch immer ging, nie Geheimnisse voreinander. Ich möchte, dass das so bleibt. Also, was ist? Hat es mit Laskin zu tun?«
Sie nickte. »Frank, mir ist jetzt noch kalt, wenn ich daran denke. Aber ich habe Laskin in die Hand versprechen müssen, mit niemandem darüber zu reden. Wenn ich es dir sage, dann hältst du den Mund. Ehrenwort?«
»Heiliges Ehrenwort«, sagte Hellmer und legte die rechte Hand auf die linke Brust. »Und jetzt rück schon mit der Sprache raus.«
»Ich vermute, dass Laskin unglaublich viel weiß. Entweder ist er ein Insider oder arbeitet undercover, für wen auch immer. Ich habe ihm Informationen gegeben, die bisher keiner außer uns und der oder die Mörder und deren Auftraggeber kennen …«
»Sag mal, spinnst du?«, entfuhr es Hellmer, doch Durant legte einen Finger auf ihre Lippen und sagte mit gedämpfter Stimme: »Pssst, nicht so laut. Und nein, ich spinne nicht. Ich habe keine Ahnung,wer Laskin wirklich ist, ich habe keine Ahnung, was er wirklich macht, aber ich spüre einfach, dass er uns helfen kann. Er kennt zum Beispiel die Maric, wollte mir aber nicht verraten, woher. Das heißt, er hat schon gesagt, dass er sie auf einem Empfang gesehen hat, aber er hat nicht gesagt, wo, und auch sonst keine Namen genannt. Und als ich ihm das von Andrejew erzählt habe, da hättest du ihn sehen sollen. Du hättest einfach dabei sein müssen, dann wüsstest du, dass ich nicht spinne …«
»Und wenn er ein falsches Spiel spielt?«, fragte Hellmer zweifelnd.
»Dann geht das allein auf meine Kappe. Weißt du, was er gesagt hat? Er hat gesagt, er würde mir von der Hölle und von den Menschen erzählen. Du hättest ihn dabei sehen sollen. Sein Gesichtsausdruck, die Art, wie er gesprochen hat … Wenn ich genau darüber nachdenke, glaube ich fast, dass Laskin weiß, wie die Hölle ausschaut.«
»Meinst du, er ist in kriminelle Aktivitäten verstrickt?«
»Keine Ahnung, möglich wäre es zumindest. Aber er hat mir zugesichert, mit uns zusammenzuarbeiten. Vielleicht ist ihm erst klar geworden, auf was für dünnem Eis er sich bewegt, nachdem seine Freundin tot war. Und jetzt will er womöglich aussteigen. Er hat mich gebeten, Natascha an einem nur mir bekannten Ort unterzubringen, sobald er mir bestimmte Informationen geliefert hat. Als ich ihn gefragt habe, was mit ihm sei, hat er nur gemeint, das habe auch noch später Zeit. Was hältst du davon?«
»Was hältst
du
davon?«, lautete die Gegenfrage.
»Wenn ich das nur wüsste. Er hat mir außerdem zugesichert, dass er keinen persönlichen Rachefeldzug unternehmen wird.«
»Warten wir’s ab. Von mir erfährt jedenfalls keiner etwas. Im Augenblick können wir nur abwarten. Hast du heute noch etwas Bestimmtes
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