Das Syndikat der Spinne
Natascha an einen sicheren Ort gebracht wird, den nur Sie ganz allein kennen. Sollte Natascha etwas zustoßen, werde ich Sie persönlich dafür zur Rechenschaft ziehen.«
»Und was ist mit Ihnen? Wollen Sie nicht auch lieber an einen sicheren Ort gebracht werden?«
»Später. Erst kommt Natascha dran. Ich habe meine Gründe dafür. Kann ich Sie Tag und Nacht erreichen?«
»Ja, hier ist meine Karte. Sie können mich rund um die Uhr anrufen.«
»Gut, dann hätten wir das Wichtigste geklärt. Es wäre im Übrigen besser, wenn wir das Lokal getrennt verlassen würden. Sie gehen zuerst, ich zahle und fahre dann in meine Wohnung. Sie haben mir sehr geholfen. Haben Sie sonst noch etwas für mich?«
»Nein. Das ist alles. Die Polizei wird heute Nachmittag eine Presseerklärung abgeben und die Öffentlichkeit informieren. Was genau dabei gesagt wird, entzieht sich meiner Kenntnis, aber es werden mit Sicherheit keine Details genannt werden.«
Durant stand auf, nahm ihre Zigaretten vom Tisch und steckte sie ein. »Keine Tricks?«, fragte sie noch einmal.
»Keine Tricks«, versicherte Laskin und hob die Hand wie zum Schwur. »Wie gesagt, ich melde mich.«
Julia Durant verließ das Restaurant und ging zu ihrem Wagen. Die Worte von Laskin hatten sie erschreckt, vor allem, als er von der Hölle sprach. Sie hatte keine Ahnung, was er damit meinte, aber konnte es noch schlimmer kommen, als es ohnehin schon war? Doch da war dieser besondere Gesichtsausdruck, der ihr zu denken gab und den sie nie vergessen würde. Wilde Entschlossenheit. Sie fuhr zurück ins Präsidium. Sollte sie Hellmer von dem eben geführten Gespräch erzählen? Sie würde es auf der Fahrt entscheiden.
Freitag, 13.00 Uhr
Die Trauerfeier war vorbei, die kleine Trauergemeinde begann sich aufzulösen. Ramona Wiesner sprach noch einen Moment mit ihrem Schwager und dessen Frau, die sie einlud, mit ihnen in ein kleines Restaurant in Bad Soden zu fahren. Sie willigte ein. Auf der Fahrt dorthin klingelte das Autotelefon, Wiesner nahm den Hörer ab und meldete sich. »Ja … In Ordnung, dann umhalb vier im Landhaus … Und bringen Sie die Papiere mit, damit ich noch heute alles in die Wege leiten kann … Ja, bis nachher.«
»Wer war das?«, fragte Sophia Wiesner.
»Ein treuer Kunde. Wir treffen uns nachher im Landhaus«, sagte er grinsend.
»Ein gutes Geschäft?«, fragte Sophia Wiesner lächelnd.
»Ein exzellentes Geschäft. Wie fandest du die Trauerfeier? War es nicht rührend, wie der Pastor gesprochen hat?«
»Protestanten«, sagte sie verächtlich. »Aber ich hasse Beerdigungen sowieso. Sie langweilen mich. Und Ramona hat nicht einmal eine Träne vergossen. Sie ist härter, als ich gedacht hätte.«
Sie kamen in Bad Soden an, fuhren auf den Parkplatz, Ramona Wiesner stellte ihren BMW direkt neben den Mercedes ihres Schwagers.
Der Tisch war bereits reserviert, sie setzten sich.
»Nun, Ramona, jetzt hast du’s endlich hinter dir«, sagte Thomas Wiesner und hob das Glas Wein. »Entschuldigung, das war nicht so gemeint, wie es sich vielleicht angehört hat. Ich meine natürlich die Beerdigung. Der Pastor hat übrigens sehr gut gesprochen.«
»Ja, das stimmt«, pflichtete ihm Sophia bei. »Auch wenn er Protestant ist.«
»Was macht ihr denn heute Nachmittag?«, wollte Ramona Wiesner wissen.
»Ich bin zu Hause«, sagte Sophia, »aber Thomas hat mal wieder geschäftlich zu tun. Er trifft sich mit einem Kunden im Landhaus. Möchtest du mir vielleicht Gesellschaft leisten?«
»Ich weiß noch nicht. Ich denke, ich sollte lieber mal ein bisschen Ordnung zu Hause machen und die Kinder wieder holen. Vielleicht verreise ich für eine Weile mit ihnen.«
»Und wie willst du ihnen erklären, dass Andreas …«
Ramona Wiesner zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Es wird sich sicher irgendwann eine Gelegenheit ergeben, es ihnen beizubringen. Vielleicht bei einem Spaziergang am Strand. Und wenn sie fragen, warum ihr Vater nicht mehr nach Hause kommt, werdeich antworten, dass er immer bei uns ist, wir ihn aber nicht mehr sehen können.« Sie lehnte sich zurück, atmete tief durch und sagte mit entschuldigender Geste: »Es tut mir Leid, aber ich kriege keinen Bissen runter. Es war eine dumme Idee von mir, mitzukommen. Seid mir nicht böse, doch ich möchte nach Hause fahren und mich ein wenig ausruhen.«
»Aber du hast ja noch gar nichts gegessen«, sagte Sophia mit gespielter Entrüstung. »Wenn du so weitermachst, wirst du bald nur noch ein Strich
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