Das Syndikat der Spinne
aussieht. Die Adresse, die du mir gegeben hast, ist vermutlich falsch. Genau wie sein Name. Deshalb brauche ich eine Beschreibung von ihm, wie er jetzt aussieht.«
»Wer bist du?«, fragte Doris und sah Laskin mit großen Augen an, als wäre er der Leibhaftige persönlich. »Ein Bulle oder ein Privatdetektiv?«
»Ich arbeite als verdeckter Ermittler für Interpol. Wir sind Doux bereits seit mehreren Monaten auf den Fersen, aber jedes Mal, wenn wir zuschnappen wollten, war er schon wieder weg. Er benutzt unterschiedliche Namen und verändert auch sein Aussehen hin und wieder. Und wir haben bis jetzt auch noch keine brauchbare Beschreibung von ihm. Das Einzige, was wir sicher wissen, ist, dass er in letzter Zeit immer häufiger den Namen Doux verwendet …«
»Und wieso hast du das nicht schon vorhin im Hotel gesagt? Wir hätten dir doch helfen können.«
»Je mehr Leute davon wissen, desto wahrscheinlicher ist es, dass irgendwer sich verplappert, wenn Doux das nächste Mal bei euch auftaucht. Ich müsste wissen, wie er momentan aussieht, das heißt, wie groß er ist, seine Augen- und seine Haarfarbe, ob er schlank oder eher etwas dicker ist und so weiter. Wir haben bis jetzt sehr unterschiedliche Beschreibungen von ihm. Kannst du dich erinnern, wann du ihn das erste Mal gesehen hast?«
Doris schüttelte den Kopf, stand auf, begab sich an den Schrank, holte eine Flasche Whisky und zwei Gläser heraus und schenkte ein. Sie reichte eins davon Laskin und trank ihres in einem Zug aus.
»Vor einem halben Jahr vielleicht, kann auch ein drei viertel Jahr her sein. So genau entsinne ich mich nicht …«
»Und hat er seitdem sein Aussehen verändert?«
»Das weiß ich nicht. Wenn ja, dann hat er unter einem andern Namen eingecheckt und vielleicht eine Perücke oder eine Brille getragen, so dass ich ihn nicht erkannt habe.«
»Und wie sah er am Wochenende aus?«
»Knapp einsachtzig groß, auf jeden Fall größer als du, sehr schlank, dunkles, volles Haar, fast schwarz, dunkle Augen, schmale Lippen, hohe Stirn, leicht hervorstehendes Kinn, und er scheint unverheiratet zu sein, zumindest hat er keinen Ring getragen, genau wie du. Mit verheirateten Männern lasse ich mich nämlich grundsätzlich nicht ein.«
Die letzte Bemerkung ignorierend, fragte Laskin weiter: »Und wie alt schätzt du ihn?«
»Mitte bis Ende dreißig. Ich kann mich natürlich auch täuschen. Es erfährt doch keiner, dass ich dir das gesagt habe, oder?«, fragte sie ängstlich, als ob sie erst jetzt begreifen würde, mit wem sie es zu tun hatte.
»Ehrenwort. Wir sind für jeden Hinweis dankbar, und jeder dieser Hinweise wird absolut vertraulich behandelt. Diskretion ist für uns Ehrensache. Dasselbe erwarten wir im Übrigen auch von unseren Informanten. Wenn ich diese Wohnung verlasse, kenne ich deinen Namen nicht einmal mehr.« Laskin stand auf, ging zu Doris und nahm sie in den Arm. »Hör zu, sollte Doux wieder bei euch auftauchen, dann ruf mich sofort an. Ich gebe dir meine Handynummer, unter der ich Tag und Nacht zu erreichen bin. Und pass auf, dass du dir nichts anmerken lässt. Doux ist sehr gefährlich. Behandle ihn wie immer. Sei freundlich und unbefangen …«
»Wie kann ich jetzt noch unbefangen sein, wenn ich weiß, was dieser Kerl alles auf dem Kerbholz hat?! Mein Gott, wenn ich vorher gewusst hätte, auf was ich mich da einlasse, ich …«
»Jetzt beruhig dich wieder, er wird dir nichts tun. Er spielt mit uns schon seit einer ganzen Weile, aber irgendwann wird er das Spiel verlieren. Du hast mir und uns sehr geholfen. Könnten wir unter Umständen auch ein Phantombild anfertigen? Ich habe ein spezielles Programm dafür in meinem Computer.«
»Wir können es versuchen.«
»Okay, dann lass uns das gleich hinter uns bringen. Je schneller, desto besser. Ich habe das Notebook in meinem Wagen. Hast du jemals mit Doux gesprochen, ich meine außer an der Rezeption?«
»Nur, wenn er eingecheckt hat. Ich sag doch, er ist ein sehr ruhiger und unauffälliger Gast.«
»Hat er einen französischen Akzent?«
»Nein, er spricht hervorragend deutsch. Komisch, das ist mir aufgefallen. Ich habe gedacht, dass es sehr seltsam ist, dass ein Franzose so akzentfrei spricht.«
»Spreche ich akzentfrei?«, fragte Laskin.
»Ja, warum?«
»Ich bin auch kein Deutscher, zumindest kein gebürtiger. Ich habe weit mehr als die Hälfte meines Lebens in Israel verbracht. Dort bin ich geboren und aufgewachsen und erst vor einigen Jahren nach Deutschland
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