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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gekommen.«
    Doris sah Laskin an, überlegte und fuhr sich ein paarmal in Gedanken mit der Zunge über die Lippen. »Du sagst, du kommst ursprünglich aus Israel. Doux sieht auch südländisch aus, ihr beide habt irgendwie sogar Ähnlichkeit miteinander. Ich meine nicht, dass ihr wie Brüder ausschaut, aber wenn du sagst, dass du aus Israel stammst, dann könnte das bei Doux auch zutreffen. Auf jeden Fall sieht er südländisch aus. Er könnte ein Italiener, Franzose, Spanier, Grieche, Portugiese oder auch Israeli sein. Dunkle Haare, dunkle Augen, die braune Haut, es wäre durchaus möglich.«
    »Ich hol jetzt schnell das Notebook hoch, und dann versuchen wir, ein Bild von ihm zu zeichnen. Einverstanden?«
    Doris nickte, sah auf das unangetastete Glas, das sie für Laskin eingeschenkt hatte, und trank es leer. Laskin kehrte nach fünf Minuten zurück und sagte: »Dann lass uns anfangen.«
    Sie brauchten etwa eine Dreiviertelstunde, bis sie sagte, das könne in etwa Doux sein. Bei jedem Detail, das Doris einfiel, zuckte er innerlich mehr zusammen. Er kannte das Gesicht, hatte diesen Mann schon viele Male gesehen, aber nie für möglich gehalten, dass er ein Auftragskiller sein könnte. Er speicherte das Bild, fragte: »Sieht Doux wirklich so aus?« und sah Doris dabei forschend an.
    »Ja, zumindest hat er so am Wochenende und auch am Dienstag und Mittwoch ausgesehen.«
    »Danke, Doris, du hast mir sehr geholfen. Und sollte irgendwas sein, dann ruf mich an. Für dich bin ich immer zu sprechen. Und kein Wort von alldem zu irgendjemandem. Du würdest dich unter Umständen nur selbst in unnötige Gefahr bringen. Und das will ich nicht. Kann ich dich jetzt allein lassen?«
    »Ich glaube, ich muss mich erst mal von dem Schock erholen«, sagte sie leise, ihre Stimme zitterte ein wenig. »Irgendwie ist das alles unheimlich.«
    »Keine Sorge, er tut dir nichts. Dazu bist du ihm nicht wichtig genug. Er tötet nur auf Bestellung.«
    Doris atmete ein paarmal tief durch. »Dein Wort in Gottes Ohr. Werde ich dich wiedersehen?«
    »Vielleicht«, antwortete er mit liebevollem Blick und streichelte ihr noch einmal übers Gesicht. »Du bist eine tolle Frau, wirklich. Der Mann, der dich eines Tages bekommt, kann sich glücklich schätzen. Bis dann. Meine Telefonnummer hast du ja.«
    »Ich habe übrigens nächste Woche frei. Vielleicht können wir uns dann ja mal treffen«, sagte sie zögernd und verlegen lächelnd.
    »Ja, vielleicht. Und nochmals vielen, vielen Dank. Ich hoffe, ich kann mich irgendwann dafür revanchieren.«
    Er ging zu seinem Wagen. Doris sah ihm aus dem Fenster nach, bis er um die Ecke gebogen war. Erst allmählich begriff sie, was in den letzten Stunden passiert war. Sie hatte einen gut aussehenden, attraktiven Mann kennen gelernt und war nichts ahnend in eine Sache geschlittert, die ihr Angst machte. Pierre Doux. Ein unauffälliger, höflicher Gast. Jemand, hinter dem sie niemals einen Verbrecher vermutet hätte, sie, die doch immer geglaubt hatte, über eine hervorragende Menschenkenntnis zu verfügen. Und mit einem Mal zweifelte sie an sich selbst und ihr Gespür, was Menschen betraf. Nachdem sie sich noch ein Glas Whisky eingegossen hatte, schüttete sie es in einem Zug hinunter. Sie hoffte und betete, dass wenigstens Laskin ein ehrlicher Mann war. Und sie schalt sich eine Närrin, nicht nach seinem Interpolausweis gefragt zu haben. Was, wenn er selbst ein Gangster war? Sie mochte den Gedanken gar nicht weiterführen, schaltete den Fernseher ein und legte sich auf die Couch. Sie trank noch zwei Gläser Whisky und rauchte fast eine ganze Schachtel Zigaretten, bis sie schließlich, vom Alkohol benebelt, einschlief.
     
    Laskin kam um halb zehn in der Cronstettenstraße an. Natascha war vor dem Fernseher eingeschlafen. Sie lag auf der Seite, eine Hand unter dem Kopf, die andere über dem Bauch. Er blieb vorder Couch stehen und betrachtete sie, ihre Finger, die Art, wie sie dalag, wie ihr Brustkorb sich kaum merklich hob und senkte, die Schönheit, die jetzt, während sie schlief, noch makelloser schien. Nachdem er sie eine Weile, wie lange genau, vermochte er nicht zu sagen, angesehen hatte, beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie auf den Hals. Sie zuckte erschrocken zusammen, fuhr hoch und sah ihn aus verschlafenen Augen an.
    »Wie spät ist es?«
    »Noch früh.« Er setzte sich zu ihr und nahm sie in den Arm. »Ich liebe dich. Es könnte sein, dass der Albtraum bald vorbei ist.«
    »Wie meinst du das?«,

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