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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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verstehen?«
    »Schon. Doch das meiste sind Denkspiele. Ich denke und denke und denke …«
    »Und genau das ist es. Du denkst zu viel. Bist du eigentlich schon mal auf die Idee gekommen, dass ich dir vielleicht dabei helfen könnte? Oder bist du die Allwissende oder Allweise in Person?«
    »Jetzt sei nicht so ironisch«, sagte sie und strich ihm über die Brust. »Ich bin weder allwissend noch allweise. Bleib hier, ich versprech dir auch, mich zu bessern.«
    »Das hat doch nichts mit Bessern zu tun«, erwiderte Kuhn sanft und streichelte ihr übers Haar.
    »Womit dann? Ich hasse mich ja selbst manchmal für meine Art. Bleibst du hier?«
    »Du bist bescheuert, weißt du das. Wie kann ich denn Nein sagen, wenn du diesen Hundeblick drauf hast.« Er nahm sie in den Arm und zog sie an sich. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und hörte seinen gleichmäßigen Herzschlag. Sie ließ ihre Hand tiefer gleiten und sagte leise: »Wollen wir eine Runde …?«
    »Gegen eine Runde hätte ich nichts einzuwenden«, meinte er grinsend. »Dann mal los!«
    Es war halb zwei durch, sie war müde, konnte jetzt aber nichtmehr einschlafen. Da waren wieder diese nicht enden wollenden Gedanken, die wie in einem Labyrinth gefangen waren. Irgendwann, Kuhn schlief schon längst und die Morgendämmerung brach herein, kam doch der ersehnte Schlaf. Noch bevor der Wecker klingelte, wurde sie von einem unerklärlichen Albtraum geweckt. Sie schoss hoch, ihr Herz raste in ihrem Brustkorb, sie hatte Mühe, Luft zu kriegen. Sie war auf einem kleinen Bahnhof in einer ihr unbekannten Stadt, der Zug kam, und sie wollte einsteigen, aber ihre Beine waren wie festgeklebt auf dem Bahnsteig. Sie sah ein paar bekannte Gesichter, die in den Zug stiegen, Berger, Hellmer, aber auch Küchler, Blumenthal und Gebhardt. Nur sie schaffte es nicht, auf diesen Zug aufzuspringen, und als es ihr endlich gelang, loszulaufen, wurden die Türen geschlossen, und der Zug fuhr an. Sie versuchte hinterherzurennen, aber so sehr sie sich auch anstrengte, sie schaffte es nicht mehr. Sie hatte geschrien, man möge sie mitnehmen, doch keiner hatte sie gehört.
    Sie nahm die Flasche Wasser, die neben ihrem Bett stand, und trank einen kräftigen Schluck. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet, als hätte sie tatsächlich geschrien, aber Kuhn lag neben ihr und atmete ruhig und gleichmäßig. Sie legte sich wieder hin, auf den Rücken, die Arme über der Brust verschränkt, den Blick zur Decke gerichtet. Es war noch nicht einmal halb sieben.

Montag, 8.00 Uhr
    Dienstbesprechung.
    Julia Durant erschien fünf Minuten vor acht im Büro, und sie hatte das Gefühl, als würden alle andern nur auf sie warten. Sie hängte wie immer ihre Tasche über die Stuhllehne und setzte sich. Es war ein trüber, kühler Tag, die Temperatur betrug kaum fünfzehn Grad. Sie hatte leichte Kopfschmerzen, die sie schon nach dem Aufstehen mit einer Aspirin zu bekämpfen versucht hatte, allerdings erfolglos.
    »Frau Durant«, Berger beugte sich nach vorn, die Arme auf den Schreibtisch gestützt, die Hände gefaltet, »wir warten jetzt noch auf Müller, Kullmer und Frau Güttler, um dann zur Tat zu schreiten. Haben Sie noch irgendetwas, was Sie mir vorher sagen sollten?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, erwiderte Durant irritiert.
    »Nichts weiter. Manchmal gibt es ja Dinge, von denen Sie nicht wollen, dass außerhalb dieses Büros jemand davon erfährt.«
    »Nein, es gibt nichts. Das meiste habe ich Ihnen gestern Abend schon gesagt.«
    Kullmer stieß zu ihnen. Durant fragte: »Hast du dich eigentlich schon um die Viten von Küchler und Blumenthal gekümmert?«
    Berger machte ein erstauntes Gesicht, enthielt sich aber eines Kommentars.
    »Hab ich, zum Teil zumindest. Ich habe dafür das ganze Wochenende geopfert, habe sogar eine ganze Weile in der Nähe von Küchlers Haus gestanden. Aber leider Fehlanzeige. Seine Vita liest sich wie die eines normalen Staatsanwalts. Abitur mit neunzehn, Jurastudium, zwei Jahre in einer Anwaltskanzlei, danach bei der Staatsanwaltschaft. Promotion vor zwei Jahren, seitdem Oberstaatsanwalt. Jetzt frag mich aber bloß nicht, woher ich diese Informationen am Wochenende bekommen habe. Er wohnt mit seiner Frau und den Kindern in einer stinknormalen Doppelhaushälfte in Bergen-Enkheim, fährt einen Mercedes 190, und auch sonst habe ich nichts Auffälliges feststellen können. Irgendwie lebt er sehr bieder. Sorry, aber ich fürchte, wir werden auch nicht mehr über ihn rauskriegen. Und wenn

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