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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hatte, Mord- und Totschlag, aber auch Serienmorde, bestätigte sie nur in dieser Ansicht.
    Sie ging zum Kühlschrank und holte sich eine Dose Bier, schaltete den Fernseher ein und legte die Beine hoch. Sie trank in kleinen Schlucken, rauchte eine Zigarette und lachte in sich hinein, als sie daran dachte, wie sie sich vorgenommen hatte, mit dem Rauchen aufzuhören, und es auch für ein paar Tage geschafft hatte, den Konsum auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Aber die letzten Tage hatten derart an ihren Nerven gezerrt, dass sie wieder bei mindestens einer Schachtel pro Tag angelangt war. Sie zuckte mit den Schultern. Was soll’s, wen kümmert’s schon.
    Obwohl sie lange und gut geschlafen hatte, war sie müde, ihre Glieder schmerzten, und sie spürte leichte Stiche in der linken Schläfe. Und Kuhn war auch nicht da, aber sie hatte nicht vor, ihn anzurufen und zu fragen, wann er komme. Sie leerte die Dose, stellte sie auf den Tisch und drückte die Zigarette aus. Dann legte sie sich hin, sah zum Fernseher, und allmählich fielen ihr die Augen zu. Es war fast Mitternacht, als Dominik Kuhn zur Tür hereinkam und sie mit einem Kuss auf die Stirn weckte. Er lächelte verlegen und sagte: »Sorry, dass ich einfach so abgehauen bin, aber ich musste mal raus. Bist du jetzt sauer auf mich?«
    Julia Durant setzte sich auf und lächelte ihn an. »Quatschkopf, warum sollte ich sauer sein. Ich kann’s ja verstehen.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Was, schon Mitternacht?! Du meine Güte, da hab ich ja fast fünf Stunden geschlafen.«
    »Dann wirst du es nötig gehabt haben. Und jetzt?«
    »Ich muss mal, und zwar ganz dringend. Und du?«
    »Ich geh ins Bett, ich muss morgen früh um acht in der Redaktion sein.«
    »Ich denk, da warst du gerade«, erwiderte sie, als sie aufstand und sich ins Bad begab.
    »Nee, ich war kurz bei mir und danach noch mit einem Freund in einer Kneipe. Frustsaufen.«
    »Sei froh, dass man dich nicht erwischt hat«, sagte sie, ohne näher auf die letzte Bemerkung einzugehen. Sie kannte den Grund für seine Frustration, hatte jedoch weder Lust noch den Nerv jetzt mit ihm darüber zu diskutieren.
    »Ich bin nicht betrunken, falls du das denkst«, rief er ihr nach. »Ich habe den ganzen Abend über nur drei Bier getrunken und außerdem ein großes Wiener Schnitzel mit Pommes verdrückt.«
    »Ja, ja, wer’s glaubt«, rief sie lachend zurück. Sie wusch sich nur oberflächlich, wollte erst morgen früh vor der Arbeit duschen. Obgleich sie so lange geschlafen hatte, fühlte sie sich immer noch müde. Sie ging ins Bett und rollte sich auf die Seite.
    Kuhn kam kurz darauf zu ihr, legte sich auf den Rücken, beide Arme hinter dem Kopf verschränkt. »Julia, ich glaube, es wäre im Moment besser, wenn ich wieder bei mir schlafen würde.«
    Ohne sich umzudrehen fragte sie: »Und warum?«
    »Das weißt du doch genau. Du bist derzeit mehr mit deinem Job beschäftigt als mit irgendwas sonst, und deine Gedanken sind überall, nur nicht bei uns. Ich habe einfach das Gefühl, ich stehe dir im Weg.«
    Durant rollte sich auf die andere Seite, den Kopf auf eine Hand gestützt. Im schwachen Licht des Zimmers sah sie Kuhn an. »Du stehst mir nicht im Weg, ich komme nur mit einigen Dingen nicht zurecht. Aber wenn du meinst, es wäre besser für dich, dann …«
    »Ich habe nicht gesagt, es wäre besser für mich, und sei bitte jetzt nicht gleich eingeschnappt, aber du bist nicht in der Lage, Arbeit und Privatleben voneinander zu trennen. Egal, was wir in den letzten Tagen auch gemacht haben, du warst mit deinen Gedanken immer woanders. Und jetzt sag nicht, ich würde mir das nur einbilden.«
    »Du hast Recht, das geb ich ja zu. Doch du kennst mich jetzt schon eine ganze Weile und solltest eigentlich auch meine Macken mitgekriegt haben.« Sie hielt inne, und Kuhn wandte seinen Kopf in ihre Richtung. »Willst du dich von mir trennen? Ich könnte es dir nicht einmal verübeln.«
    »Quatsch, das hab ich doch gar nicht gesagt. Und siehst du, du spielst schon wieder die beleidigte Leberwurst. Ich würde einfach nur gerne mal an deinen Gedanken teilhaben. Aber wenn’s deinen Job betrifft, dann machst du ein riesiges Geheimnis daraus, als ginge es um wer weiß was. Ich erzähl dir doch auch, was bei uns so abläuft. Warum kannst du das nicht? Ich will ja gar nicht alle Einzelheiten wissen, ich würde gerne nur das Gefühl haben, dass du mich irgendwie mit einbeziehst. Kannst du das denn überhaupt nicht

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