Das Syndikat der Spinne
wäre ich bereit.«
Julia Durant ging zu Natascha, die aufgestanden war, und umarmte sie. »Viel Glück. Und das meine ich auch so.«
»Danke. Es war gut, dass Daniel mit Ihnen gesprochen hat. Ich freue mich, dass das alles bald zu Ende ist.«
»Herr Laskin, Sie haben mir eine Frage nicht beantwortet. Wie heißt die Firma in Köln, ich meine der Hauptsitz?«
»Es ist die Sientek AG.«
»Bitte, habe ich das richtig verstanden?
Die
Sientek AG, der Elektronikkonzern? Dort ist die Zentrale?«
»Die mittel- und osteuropäische Zentrale einschließlich Russland. Es gibt viele Zentralen, in Asien allein sechs, sieben in Nord- und Südamerika, zwei in Afrika, eine in Australien und drei in Europa. Aber alle Zentralen sind miteinander vernetzt. Versuchen Sie gar nicht erst, etwas gegen die zu unternehmen, sie laufen gegen Gummiwände. Die sind so gut geschützt, sowohl von innen als auch von außen, dass es unmöglich ist, an sie ranzukommen. Machen Sie sich keine Hoffnungen.«
»Sie kommen doch ran …«
»Frau Durant, ich bin bis gestern rangekommen, aber seit gestern Nacht ist für mich ein Zutritt ins Datennetz nicht mehr möglich. Nein, das ist vorbei.«
»Schade. Na dann, machen Sie’s gut.«
Die Kommissarin ging zu ihrem Wagen, startete den Motor und fuhr los. Sie stellte das Radio an und die Lautstärke hoch, denn sie wollte jetzt nicht über das Gespräch mit Laskin nachdenken, sie musste abschalten. Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis sie alles verarbeitet haben würde. Sie freute sich auf zu Hause, aber sie hatte einen schalen Geschmack im Mund. Wahrscheinlich würde ihr erst nach und nach bewusst werden, was Laskin alles gesagt hatte. Peter Schulze ist also doch kein Spinner, dachte sie und musste unwillkürlich lachen, denn im gleichen Moment musste sie an die Spinnen denken, von denen Laskin gesprochen hatte. Sie befand sich also in einem Spinnennetz, wie er sagte. Und sie hasste Spinnen.
Dienstag, 19.30 Uhr
Als Kuhn nach Hause kam, hatte Julia Durant schon geduscht, den Abendbrottisch gedeckt und hörte leise Musik dabei. Sie sprachen nicht viel, es waren Belanglosigkeiten. Kuhn spürte, dass seine Freundin etwas bedrückte, traute sich aber nicht, nachzufragen, was es war. Nach dem Essen sahen sie ein wenig fern, tranken jeder ein Bier und gingen zu Bett. Ohne ein Wort zu sagen, kuschelte sie sich in seinen Arm und ließ sich von ihm streicheln.
»Was ist los?«, fragte er vorsichtig.
»Nichts weiter. Lass uns einfach nicht darüber reden, okay. Ich will nur in deinem Arm liegen und nicht nachdenken.«
»Und ich kann dir nicht helfen?«
»Nein. Außerdem gibt es nichts, wobei ich Hilfe brauche. Und bitte, bohr nicht weiter nach, ich möchte nur abschalten. Was macht eigentlich Peter?«
»Er wird wieder auf die Beine kommen. Es wird zwar noch eine ganze Weile dauern, aber ich denke, in einem halben Jahr dürfte er einigermaßen hergestellt sein.«
»Das freut mich. Habe ich dir eigentlich heute schon gesagt, dass ich dich liebe?«
»Nein.«
»Es ist aber so. Liebst du mich auch?«
»Wie könnte ich dich nicht lieben«, erwiderte er.
»Dann lass uns endgültig zusammenziehen. Ich möchte nicht mehr allein sein.«
»Nichts lieber als das. Aber dann müssen wir hier in der Wohnung noch einiges machen, das ist dir klar.«
»Wenn’s weiter nichts ist. Meinst du, wir schaffen es?«
»Warum nicht? Wir haben beide eine gescheiterte Beziehung hinter uns und werden wohl nicht mehr die gleichen Fehler begehen. Wir können es schaffen.«
»Dann probieren wir es einfach.«
»An mir soll’s nicht liegen«, sagte er.
»Und jetzt will ich nur noch schlafen. Ich habe morgen einen sehr anstrengenden Tag vor mir. Gute Nacht.«
Mittwoch, 9.00 Uhr
Julia Durant fand unerwarteterweise einen Parkplatz direkt vor dem Gericht. Das beherrschende Thema in den Nachrichten war der Schlag gegen das organisierte Verbrechen. Die
Bild-
Zeitung hatte eine riesige Schlagzeile, und selbst die eher als seriös eingestuften Blätter hielten sich kaum zurück. Sie hatte so gut wie lange nicht geschlafen, keine Albträume, kein Aufwachen, bevor der Wecker klingelte. Obwohl die Sonne schien, hielt sich die Temperatur wegen des kühlen Nordostwindes in erträglichen Grenzen. Küchler, Dr. Schmitz, der Anwalt von Ramona Wiesner, sowie Ramona Wiesner saßen auf einer Bank vor dem kleinen Saal, in dem die Vorverhandlung stattfinden sollte. Zwei Polizisten standen an der Tür, und als Küchler die Kommissarin
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