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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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dass diese Darstellungsweise widerlegt werden konnte. Auf Grund ihrer beharrlichen Ermittlungen gelang es ihr zu bestätigen, dass sowohl Andreas Wiesner als auch Irina Puschkin einem Kapitalverbrechen zum Opfer gefallen sind. Wie mir weiterhin bekannt ist, wurde Andreas Wiesner seit längerem von der Mafia erpresst, wovon seine Frau angeblich erst durch Hauptkommissarin Durant erfahren hat. Ich betone angeblich, weil es nicht erwiesen ist, ob Frau Wiesner nicht doch schon vorher davon gewusst hat. Es ist auf jeden Fall ihre Aussage.«
    Er räusperte sich noch einmal, ging um den Tisch herum und setzte sich darauf.
    »Doch lassen Sie mich ein paar Ausführungen zu Thomas Wiesner, dem Schwager der Angeklagten, machen. Thomas Wiesner war fast siebzehn Jahre mit Sophia Muti verheiratet, die aus einer sehr angesehenen italienischen Familie stammt. Ihr Vater, Salvatore Muti, hatte sogar Anfang der neunziger Jahre ein Ministeramt inne, bis ihm Verbindungen zur Mafia nachgesagt wurden. Er trat daraufhin von seinem Amt zurück, hat aber immer wieder beteuert, nichts mit der Mafia zu tun zu haben. Es gibt zwar keine handfesten Beweise gegen ihn, aber es spricht noch immer einiges für diese Theorie, wie ich aus zuverlässiger Quelle erfahren habe. Nun nehme ich an, dass die Angeklagte davon ausgegangen ist, dass, nachdem sie nach dem Tod ihres Mannes einiges über ihren Schwager herausgefunden hat, dieser mitschuldig am Tod von Andreas Wiesner ist. Ob und inwieweit dies der Wahrheit entspricht, entzieht sich meiner Kenntnis, doch gibt es einen Hinweis darauf, den ich im Augenblick allerdings noch vertraulich behandeln möchte, da die Ermittlungen in dieser Richtung noch nicht abgeschlossen sind, dass Thomas Wiesner tatsächlich in kriminelle Machenschaften verwickelt war, insbesondere was den Bereich der Schwarzgeldwäsche betrifft.Wenn wir nun zwei und zwei zusammenzählen, die Erpressung von Andreas Wiesner, sein Bruder Thomas Wiesner im Vorstand einer der größten Banken, dazu verheiratet mit der Tochter von Salvatore Muti, dem eine Verbindung zur Mafia nachgesagt wird, eine seit Jahren bestehende unterschwellige Abneigung oder sogar Feindschaft zwischen den Brüdern, wie aus dem Vernehmungsprotokoll hervorgeht, muss Frau Wiesner einfach davon ausgegangen sein, dass Thomas Wiesner für den Tod ihres Mannes verantwortlich ist. Aus diesem Grund bin ich zu dem Schluss gelangt, dass Frau Wiesner vor der Verhandlung einer eingehenden psychologischen Begutachtung unterzogen wird, und zwar von einem vom Gericht bestellten Gutachter, wobei ich der Verteidigung freistellen möchte, einen weiteren Gutachter hinzuzuziehen. Im Übrigen gehe ich inzwischen davon aus, dass die Tat nicht vorsätzlich geplant war, sondern aus einem Affekt heraus geschah, auch wenn Frau Wiesner möglicherweise schon einige Tage vor der Tat mit dem Gedanken gespielt hat, ihren Schwager zu töten. Ich werde in jedem Fall auf mildernde Umstände plädieren, und sollten die psychologischen Gutachten meine These untermauern, werde ich die Anklage auf Totschlag im Affekt reduzieren. So weit meine Ausführungen. Ich würde jetzt gerne Frau Hauptkommissarin Durant ein paar Fragen stellen. Wenn Sie bitte nach vorne kommen.«
    Julia Durant erhob sich, sah Küchler verwundert an und setzte sich. Richter Henkel hatte bisher nichts gesagt, und auch Schmitz hatte die Ausführungen von Küchler aufmerksam und nicht ohne Staunen verfolgt.
    »Frau Durant, ich möchte Sie bitten, mir ein paar Fragen zu Frau Wiesner zu beantworten. Sind Sie bereit?«
    »Ja.«
    »Wann haben Sie Frau Wiesner zum ersten Mal gesehen?«
    »Das war am Sonntag, den 18. Juni, einen Tag nach dem Mord an ihrem Mann.«
    »Wie sind Sie darauf gekommen, dass Herr Wiesner und Frau Puschkin ermordet wurden und nicht, wie es anfangs hieß, HerrWiesner erst Frau Puschkin und anschließend sich selbst getötet hat?«
    »Das kann ich nicht einmal genau sagen, es war einfach ein Gefühl. Ich verlasse mich bei meinen Ermittlungen häufig auf mein Gefühl.«
    »Gut, wir wollen jetzt nicht zu sehr über Ihre Ermittlungsmethoden sprechen, sondern über den Sonntag bei Frau Wiesner. In welchem Zustand haben Sie sie vorgefunden?«
    »Sie wirkte sehr niedergeschlagen und verwirrt, was verständlich ist.«
    »Hatten Sie danach noch Kontakt zu Frau Wiesner?«
    »Ja, ich war mit meinem Kollegen, Hauptkommissar Hellmer, noch zweimal bei Frau Wiesner.«
    »Kommen wir zu einem wesentlichen Punkt, nämlich dem Verhör, das

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