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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Entscheidungen treffen, die gegen die Menschheit gerichtet sind. Wenn Sie noch einen Augenblick Zeit haben, werde ich Ihnen kurz die Hierarchie der Firma, wie ich sie nenne, erklären. Ich zeichne sie Ihnen am besten auf einem Blatt Papier auf.«
    Laskin erhob sich, holte aus seinem Aktenkoffer ein Blatt Papier und einen Stift und legte das Blatt auf den Tisch.
    »Fangen wir unten an«, sagte er. »Hier sind die kleinen kriminellen Zellen, die zum Beispiel für die Verteilung von Drogen, Waffen oder Menschen verantwortlich sind. Sie spielen nur eine untergeordnete Rolle. Da finden auch die meisten Auseinandersetzungen und Kleinkriege statt, über die so häufig berichtet wird. Ein Zuhälter ersticht einen andern, ein kleiner Drogenring fliegt auf und so weiter. Das interessiert aber ganz oben keinen, das gehört einfach dazu. Diese Verluste werden abgeschrieben, wie man ein Geschäftsauto abschreiben kann.
    Darüber stehen die unteren Bosse, vergleichbar vielleicht mit einem Abteilungsleiter in einem kleinen Betrieb, der vier oder fünf Angestellte unter sich hat. Diese kleinen Bosse bleiben meist im Hintergrund, sind aber oftmals der Polizei nicht unbekannt, und ab und zu geht einer von ihnen ins Netz. Aber auch diese kleinen Bosse sind für die ganz oben nur von untergeordneter Bedeutung, denn sie sind jederzeit ersetzbar.
    Noch weiter darüber finden wir die wichtigen Mafiabosse, die zwar oftmals namentlich bekannt sind, aber so gesichert leben, dass die Polizei kaum an sie herankommt.
    So, und jetzt wird es interessant. Denn direkt neben den großen Mafiabossen finden wir die Justiz oder die Polizei, die jedoch, geradewas das organisierte Verbrechen angeht, meist machtlos ist oder leider häufig auch mit den Bossen kooperiert. Sie müssen sich das wie ein Spiel vorstellen, mal gewinnen die Guten, mal die Bösen. Aber so richtig wehtun will man sich nicht, denn irgendwie ist man ja aufeinander angewiesen. Kommen wir zur nächsten Stufe. Dort finden wir die Politiker, über die ich jetzt nichts weiter sagen will, außer dass sie fast noch stärker als die Polizei korrumpierbar sind, denn je höher das Einkommen, desto leichter ist jemand geneigt, sich bestechen zu lassen. Und dabei geht es nicht um ein paar tausend Dollar, sondern um fünf-, sechs- oder gar siebenstellige Beträge.
    Und über den Politikern stehen die wahrhaft mächtigen Wirtschaftsbosse, die zum großen Teil diktieren, in welche Richtung ein Land steuert. Sie bestimmen den Kurs, und das können Sie getrost wörtlich nehmen, die großen Unternehmen bestimmen heutzutage den Lauf der Welt. Und diese Wirtschaftsbosse sind ebenfalls zu einem beträchtlichen Teil in den mafiosen Apparat eingebunden.
    Und dann gibt es darüber noch eine ganz kleine Gruppe von so genannten Übermächtigen, deren wahre Identität fast keinem bekannt ist. Diese Leute bilden die Spitze der Pyramide und stehen noch eine Stufe über den Wirtschaftsbossen. Sie regieren die Welt. Zusammen mit den Paten, einigen Politikern und Wirtschaftsbossen sind sie die riesigen Spinnen, die allmählich das Netz immer dichter weben. An sie kommt keiner heran, weil keiner ihre wirkliche Stellung kennt. Es kann ein Staatsmann darunter sein, ein Börsenprofi, ein Großunternehmer, wer weiß das schon. Auf jeden Fall weben diese riesigen Spinnen gemeinsam das Netz, in dem wir gefangen sind.
    Wenn Sie mich fragen, ich habe keine Hoffnung mehr, dass sich jemals etwas ändern wird. Die Kleinen haben längst verloren, sie haben es nur noch nicht gemerkt. Und es wird auch nie jemanden geben, der Ihnen die volle Wahrheit mitteilt, denn die Menschen wollen belogen werden. Mehr habe ich dazu nicht mehr zu sagen. Dieses Blatt dürfen Sie ruhig mitnehmen, schauen Sie es sich in aller Ruhe noch einmal zu Hause an.«
    Julia Durant erhob sich und reichte Laskin die Hand. »Danke für Ihre Auskünfte. Ich werde Ihren Namen niemandem gegenüber erwähnen, und ich werde vorerst auch nichts von unserem Gespräch berichten. Jetzt geht es nur noch darum, Ihren ehemaligen Freund Jakobi ausfindig zu machen und zu stellen. Denn Frau Wiesner hat es nicht verdient, ins Gefängnis zu gehen. Sollte ich es schaffen, einen Staatsanwalt oder Richter zu finden, dem ich voll vertraue, würden Sie dann eine Aussage machen, die Frau Wiesner entlastet?«
    »Und was ist mit mir?«
    »Ich würde natürlich dafür sorgen, dass Sie unbehelligt das Land verlassen können. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    »Unter diesen Umständen

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