Das Syndikat der Spinne
Sie hier bleiben?«
»Keine Ahnung, doch höchstens ein paar Tage, dann wechseln wir das Hotel. Ich habe aber noch eine Frage an Sie. Gibt es jemanden in Ihrem Umfeld, dem Sie bedingungslos vertrauen?«
»Ja, es gibt sogar einige Leute. Warum fragen Sie?«
»Nennen Sie mir Namen.«
»Mein Kollege Hellmer, den Sie ja bereits kennen gelernt haben, mein Boss, ein weiterer Kollege …«
»Und was ist mit den höheren Tieren, Staatsanwälte, Richter?«
»Darauf kann ich Ihnen keine Antwort geben, weil ich nicht weiß, wer integer ist und wer nicht.«
»Können Sie es herausfinden?«
»Möglicherweise, aber das kann dauern.«
»Das macht nichts. Ich habe übrigens etwas vergessen zu erwähnen. Thomas Wiesner – er war zumindest in Deutschland einer der führenden Köpfe im Bereich der Geldwäsche. Ich habe Ihnen ja erzählt, dass ich Wiesner und Frau Maric zusammen gesehen habe. Daraufhin habe ich vergangene Woche Nachforschungen über unseren Zentralcomputer in Köln angestellt und bin dabei über ein paar so genannte Schleichwege auf seinen Namen gestoßen. Wiesner hat allein im letzten Jahr geholfen, mehrere hundert Milliarden Mark zu waschen. Wie gesagt, ich habe mir nur seinen Status vom vergangenen Jahr angesehen, und es ist beachtlich, was er geleistet hat. Das wollte ich Sie noch wissen lassen.«
»Das mit der Geldwäsche war mir bekannt. Wiesner wurde von seiner Schwägerin getötet, nachdem sie erfahren hat, dass er für den Tod ihres Mannes verantwortlich war. Sie hat einen Aktenkoffer mitgenommen, in dem Wiesner unvorsichtigerweise einige sehr eindeutige Unterlagen und auch seinen Timer hatte. Leider sind diese Unterlagen und der Timer auf recht dubiose Weise aus dem Präsidium verschwunden. Frau Wiesner hat mir zwar alles erzählt, aber uns fehlen die Beweise. Wie es aussieht, wird sie für den Mord lange ins Gefängnis müssen.«
Laskin lachte zynisch auf und sagte: »Das ist typisch. Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen. Die einzige Chance ist jetztwirklich nur noch, Rachmiel zu finden. Wenn wir ihn haben, könnte Frau Wiesner unter Umständen entlastet werden. Wir brauchen sein Geständnis, dass er im Auftrag von Thomas Wiesner den Mord an ihrem Mann verübt hat. Ich sage Ihnen aber, es kann eine sehr gefährliche Angelegenheit werden, sowohl für Sie als auch für mich. Fühlen Sie sich dem gewachsen?«
»Herr Laskin, ich bin seit über zehn Jahren bei der Kripo, und ich habe schon so einiges erlebt. Ein bisschen müssen Sie mir schon zutrauen.«
»Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht beleidigen. Ich weiß, Sie geben Ihr Bestes. Um eines möchte ich Sie noch bitten, nämlich, mich nicht mehr anzurufen. Ich werde mich bei Ihnen melden. Ich muss einfach auf Nummer sicher gehen. Ist Ihnen das recht?«
»Ja, natürlich. Aber was ist, wenn ich Sie dringend sprechen muss?«
Laskin überlegte, sah dabei Natascha und anschließend Durant an und sagte: »Rufen Sie von einer Telefonzelle aus hier bei der Rezeption an und hinterlassen Sie eine Nachricht für Herrn Schwarz, Zimmer 23. Ich melde mich dann sofort bei Ihnen.«
»In Ordnung. Ich denke, ich sollte jetzt besser gehen, ich muss das alles erst mal in die Reihe kriegen. Eine Frage habe ich aber trotzdem noch. Sie haben mir eine ganze Menge erzählt, darunter vieles, von dem ich bisher noch keine Ahnung hatte. Ein Freund hat letzte Woche eine Theorie auf den Tisch gebracht, wobei er den Begriff Weltverschwörung verwendete. Glauben Sie, dass es tatsächlich so etwas gibt?«
Laskin blickte Durant mit dem ihm eigenen Ernst nachdenklich an und antwortete: »Es gibt wohl viele Begriffe dafür, aber Ihr Freund hat sicher nicht ganz Unrecht. Wenn man es genau betrachtet, handelt es sich um eine weltweit angelegte Verschwörung. Ich sehe es wie ein riesiges Spinnennetz, das mittlerweile um die ganze Welt gespannt wurde und in dem wir alle gefangen sind. Nur die Spinnen, die das Netz gewebt haben und immer noch weben, haben die Kontrolle. Es hört sich düster an, doch es ist die Realität. Und solangedie Menschen die Augen vor der Realität verschließen, so lange werden die Spinnen immer weiterweben, bis das Netz so dicht ist, dass es tatsächlich kein Entrinnen mehr gibt. Aber das ist mir erst vor ein paar Tagen so richtig klar geworden. Die Welt verkommt, die Natur verkommt, wir leben auf einem riesigen Pulverfass, das jeden Moment explodieren kann. Und das nur, weil die Menschen, die das Sagen haben, immer wieder
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