Das Syndikat der Spinne
Sie mit Frau Wiesner am vergangenen Samstag geführt haben. Ich habe mir das Band mehrere Male angehört, und dabei ist ein Name gefallen, Pierre Doux. Was können Sie dazu sagen?«
»Vielleicht sollten Sie da besser Frau Wiesner selbst befragen«, antwortete Durant.
»Ich frage aber Sie.«
»Als Frau Wiesner am Freitag ihren Schwager aufgesucht hat, hat sie ihn auf den Tod ihres Mannes angesprochen. Sie hat ihm klar zu verstehen gegeben, dass sie Thomas Wiesner die Mitschuld daran gibt. Anfangs hat Thomas Wiesner geleugnet, irgendetwas damit zu tun zu haben, doch schließlich legte er ein Geständnis ab. Und er nannte auch den Namen Pierre Doux, den er Frau Wiesner sogar buchstabiert hat. Pierre Doux ist laut ihrer Aussage ein Auftragskiller, der auf ihren Mann angesetzt worden war.«
»Gut. Eine letzte Frage. Wie ist Ihr persönlicher Eindruck von Frau Wiesner? Macht sie auf Sie einen Vertrauen erweckenden Eindruck, oder würden Sie eher meinen, sie saugt sich das alles aus den Fingern?«
»Ich habe mich einige Male mit ihr unterhalten und kann nur sagen, dass sie auf mich einen sehr ehrlichen Eindruck macht. Und siehat laut eigener Aussage ihren Schwager erst erschossen, als er ihr gegenüber sehr vulgär wurde, denn eigentlich wollte sie ihn der Polizei ausliefern.«
»Ich habe doch noch eine Frage. Es geht um einen Aktenkoffer, der bei Frau Wiesner in der Nacht von Freitag auf Samstag beschlagnahmt wurde. Angeblich sind aus diesem Koffer gewisse Unterlagen auf … mysteriöse Weise verschwunden. Haben Sie eine Erklärung dafür, wo die Sachen gelandet sein könnten?«
»Nein, aber Frau Wiesner hat diese Dinge so exakt beschrieben, dass für mich kein Zweifel an der Glaubhaftigkeit ihrer Aussage besteht.«
»Vielen Dank, Frau Durant.« Und an den Richter gewandt: »Wenn ich jetzt noch kurz Frau Wiesner ein paar Fragen stellen dürfte.«
»Bitte, die Zeit gehört Ihnen.«
Küchler trat vor den Tisch und sagte: »Frau Wiesner, wenn demnächst die Verhandlung ist, werden Sie dann beeiden, dass sich in dem Aktenkoffer Unterlagen befunden haben, die nicht nur Ihren Schwager, sondern auch andere Personen schwer belastet hätten?«
Ramona Wiesner antwortete nach kurzem Überlegen: »Ich weiß nicht, ob diese Unterlagen jemand anderen belastet hätten, ich hatte gar keine Zeit, mir alles genau anzuschauen. Ich weiß nur, dass in dem Terminplaner, in den ich kurz hineingesehen habe, die Anfangsbuchstaben P.D. gestanden haben, was für mich gleichbedeutend mit Pierre Doux ist. Dazu eine Telefonnummer mit einer Vorwahl, die nicht zu Deutschland gehört.«
»Und Sie würden das beeiden?«
»Ja.«
»Was hat sich außer dem Terminplaner im Koffer befunden?«
»Akten, eine Pistole, ein Taschenrechner, Stifte, ein Block …« Sie überlegte und schüttelte dann den Kopf. »Ich glaube, das war alles. Aber nachdem wir auf dem Präsidium waren, muss irgendjemand den Planer und die Akten aus dem Koffer genommen haben.«
»Das lassen wir erst mal dahingestellt. Ich habe im Moment keine weiteren Fragen.«
Küchler setzte sich wieder, und eine Weile herrschte Schweigen im Saal. Schließlich meinte der Richter: »Also gut, wenn sonst keiner von Ihnen etwas zu sagen hat, erkläre ich die Sitzung für beendet.«
»Einen Moment«, meldete sich Schmitz zu Wort und stand auf. »Ich hätte da doch noch etwas. Nach den Ausführungen von Dr. Küchler möchte ich im Namen meiner Mandantin darum ersuchen, sie gegen Kaution vorläufig auf freien Fuß zu setzen.«
Der Richter sah Schmitz mit einem undefinierbaren Blick über den Brillenrand hinweg an und fragte Küchler: »Haben Sie irgendwelche Einwände dagegen, Herr Oberstaatsanwalt?«
»Nein, Euer Ehren, ich habe keine Einwände. Ich glaube auch nicht, dass bei Frau Wiesner Fluchtgefahr besteht.«
Richter Henkel ließ, in den Unterlagen blätternd, eine Weile verstreichen, bis er sagte: »Dem Antrag stimme ich zu, da es keinen Einwand seitens der Staatsanwaltschaft gibt. Die Höhe der Kaution wird auf zweihunderttausend Mark festgesetzt. Die Kaution ist sofort zahlbar. Die Angeklagte darf sich in der Zeit bis zum Prozessbeginn ausschließlich im Raum Glashütten/Frankfurt aufhalten. Bei Zuwiderhandlung erfolgt eine sofortige Einweisung in die Justizvollzugsanstalt Preungesheim.«
»Danke, Euer Ehren«, sagte Schmitz und setzte sich wieder.
Henkel blickte auf die Uhr und erhob sich. »Damit hätten wir das fürs Erste hinter uns gebracht. Ich möchte Sie beide, Dr.
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