Das Syndikat der Spinne
weiß ja nie, wenn Sie verstehen …«
»Was heißt hier Verstärkung?«, fragte Blumenthal, der zugleich irritiert und aufgebracht war. »Wenn mir vielleicht einmal jemand verraten würde, um was es eigentlich geht.«
»Gleich, Dr. Blumenthal. Gehen wir doch erst mal nach oben in Ihr Büro.«
»Was um alles in der Welt wollen Sie in meinem Büro? Und dazu noch mitten in der Nacht?«, fragte er ungehalten.
»Das werde ich Ihnen gleich erklären. Können wir jetzt hochgehen?«
»Ich verstehe zwar nicht, was das soll, aber bitte.«
Er schloss die Eingangstür auf, sie begaben sich in den zweiten Stock, wo sich Blumenthals Büro befand. Seine Bürotür war abgeschlossen, er öffnete sie, drückte auf den Lichtschalter, die Neonröhren flackerten auf, sie betraten das Vorzimmer.
»Und jetzt?«, fragte Blumenthal.
»In Ihrem Büro sind wir noch ungestörter«, sagte Küchler nur.
»Also gut, aber ich hoffe, Sie haben eine plausible Erklärung dafür, dass Sie mich zum einen mitten in der Nacht hierher holen und zum andern in mein Büro wollen.«
»Die haben wir«, entgegnete Küchler kühl lächelnd. »Dr. Blumenthal, Sie stehen unter dem dringenden Verdacht, Bestandteil des organisierten Verbrechens zu sein. Ihr Büro und auch das Sekretariat werden jetzt durchsucht. Ich möchte Sie bitten, dort drüben Platz zu nehmen und sich ruhig zu verhalten.«
Blumenthal sah Küchler wie einen Mann von einem andern Stern an. Er schien Küchlers Worte erst allmählich zu begreifen, dann platzte es aus ihm heraus: »Sagen Sie mal, sind Sie jetzt total durchgedreht?! Wie kommen Sie darauf, dass ich mit Verbrechern zusammenarbeite? Bitte, suchen Sie, aber Sie werden nichts finden. Ganz gleich, wo Sie auch suchen, ob hier oder bei mir zu Hause oder in einem unserer anderen Häuser. Meine Familie und ich, wir haben nie in unserm ganzen Leben auch nur einmal etwas getan, was gegen das Gesetz verstoßen hätte. Und ich sage Ihnen noch etwas: Besorgen Sie sich einen guten Anwalt, von mir aus den besten, den es gibt, aber auch der wird Ihnen nicht mehr helfen können. Sie sind erledigt, Dr. Küchler!«
»Schon gut, schon gut«, winkte Küchler ab. »Fangen wir an. Und Sie setzen sich jetzt schön brav in den Sessel. Bitte!«
Küchler erteilte Instruktionen, bis nach kaum zehn Minuten Kullmer, der sich einen unscheinbaren Aktenschrank vorgenommen hatte, sagte: »Schaut mal her, was ich hier Schönes habe.« Er wedelte mit sechs Klarsichtordnern, die alle von unterschiedlicher Farbe waren. »Thomas Wiesner, Thomas Wiesner, Thomas Wiesner, Cayman Islands, Aruba Islands, Luxemburg et cetera pp. Das sind doch die Akten, die aus dem Koffer verschwunden sind, oder?« Kullmer grinste Julia Durant an. »Ich denke, damit ist Dr. Blumenthal geliefert. Aber warum sind hier die wesentlichen Teile geschwärzt, zum Beispiel die Kontonummern? Verstehe ich nicht.«
»Macht nichts, es gibt Experten, die werden schon Mittel undWege finden, dass das Geschwärzte wieder lesbar wird. Fehlt nur noch der Terminplaner.«
»Das kann nicht sein!«, schrie Blumenthal mit hochrotem Kopf und sprang auf, doch einer der Beamten, die Küchler mitgebracht hatte, hielt ihm die Hand vor die Brust und hinderte ihn daran, auf Küchler loszugehen. »Ich kenne diese Unterlagen nicht! Das schwöre ich bei Gott!«
»Zeigen Sie her«, sagte Küchler, Blumenthals Worte ignorierend, und stellte sich neben Kullmer. Er schüttelte den Kopf und sah Blumenthal an. »Es ist also tatsächlich wahr. Ich hätte es wirklich nicht für möglich gehalten. Warum haben Sie das getan? Manche Leute können den Hals anscheinend nicht voll genug kriegen. Es ist spät, und ich denke, das reicht fürs Erste. Und vielleicht finden wir in Ihrem Haus ja noch mehr.«
»Und was ist mit dem Terminplaner?«, fragte Durant, die sich eine Zigarette angezündet und sich neben Küchler gestellt hatte, noch einmal leise. »Der müsste doch eigentlich auch hier sein. Sie haben mir doch heute Nachmittag gesagt, dass im Prinzip nur Dr. Blumenthal selbst Zutritt zu diesem Büro hat. Wieso sollte er ausgerechnet den Planer woanders verstecken?«
»Da haben Sie wohl Recht. Also suchen wir weiter.«
Nach einer halben Stunde Suche gaben sie auf. Küchler ging zu Blumenthal und sagte: »Dr. Blumenthal, Sie sind vorläufig festgenommen. Wenn Sie uns bitte folgen wollen. Dieses Beweismaterial reicht vorerst für eine Verhaftung aus. Sie haben Ihr Amt missbraucht, Dr. Blumenthal. Wie sehr man sich doch in
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