Das Syndikat der Spinne
ein.
»Hallo, ich bin’s, Helena. Ich muss dich ganz dringend sprechen … Nein, das hat keine Zeit … Hör zu, wir müssen uns heute noch treffen … Nein, ich möchte am Telefon nicht darüber reden … Okay, ich bin um halb sieben bei dir … Nein, ich werde pünktlich sein. Und danke.« Sie steckte das Handy wieder in die Tasche und zündete sich noch eine Zigarette an. Sie zitterte.
Montag, 13.30 Uhr
»Die lügt!«, sagte Hellmer auf dem Weg zum Auto. »Die lügt wie gedruckt!«
»Sie hat Angst.« Durant stieg ein und ließ die Tür zufallen.
»Angst? Wovor denn, bitte schön?« Hellmer startete den Motor.
»Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass sie Angst hat. Ich weiß nicht, wovor oder vor wem, sondern nur, dass es so ist. Als ich neben ihr gestanden habe, hat sie gezittert, und das bestimmt nicht, weilWiesner tot ist. Es hat mit diesem verdammten Deal zu tun. Aber sie hat Angst, etwas zu sagen, denn es könnte ihr dann unter Umständen genauso ergehen wie Wiesner. Ich bin sicher, sie wusste vom ersten Moment an, dass Wiesner keinen Selbstmord begangen hat, sondern umgebracht wurde. Und vermutlich kennt sie Leute, die skrupellos genug sind, solche Aufträge auch zu erledigen. Und sie will auf keinen Fall so enden wie Wiesner. Ich werde sie mir mal allein zur Brust nehmen. Am besten bei ihr zu Hause. Vielleicht ist sie redseliger, wenn ich unter vier Augen mit ihr spreche.«
»Das glaubst du doch selbst nicht«, meinte Hellmer, lenkte den Wagen aus der Parklücke und fuhr im Schritttempo die Berger Straße entlang. »Die würde sich eher die Zunge abbeißen, als auch nur ein Wort zu sagen, wodurch sie in die Bredouille kommen könnte.«
»Ich habe schon andere Leute zum Reden gebracht. Die hat so viel Angst, die hält den Druck gar nicht lange aus.«
»Wenn du meinst. Gehen wir jetzt was essen?«
»Lass uns zum Italiener fahren. Ich will nur einen Salat und eine Cola.«
»Sag mal, was ist mit dir eigentlich in der letzten Zeit los? Du rauchst immer weniger, du isst kaum noch was …«
Durant grinste ihn von der Seite an. »Tja, ich werde eben älter und weiser und vor allem körperbewusster …«
»Ah, daher weht also der Wind«, sagte Hellmer ebenfalls grinsend. »Dieses ›vor allem körperbewusster‹, kann es sein, dass das einen Namen hat? Vielleicht Dominik?«
Julia Durant stieß ihn leicht in die Seite. »Und wenn?«
»Ich gönn’s dir doch, das weißt du ganz genau. Ihr beide passt einfach hervorragend zusammen. Aber irgendwann solltet ihr euch mal nach einer gemeinsamen Wohnung umsehen. Oder wollt ihr das nicht?«
»Doch, schon, aber …«
»Aber was? Jetzt komm mir bloß nicht damit, dass du eine feste Beziehung scheust. Oder ist es etwa so?«
»Keine Ahnung. Vielleicht. Im Moment läuft es so prima …«
»Mein Gott, dann mach doch endlich Nägel mit Köpfen. Oder willst du als alte Jungfer … Sorry, war nicht so gemeint.«
»Schon gut. Ich hab nur Angst, dass das, wenn ich jetzt mit ihm zusammenziehe, dann schief gehen könnte. Ich weiß, ich bin eine blöde Kuh.«
»Nein, bist du nicht … Nur manchmal ein bisschen … Doch ihr seid jetzt schon mehr als ein halbes Jahr zusammen. Ihr wart ein paarmal bei uns, und Nadine findet Dominik auch sehr nett. Und Nadine hat eine verdammt gute Menschenkenntnis. Sprich doch mal mit ihr über deine Bedenken. So von Frau zu Frau. Du hast so lange gesucht, und ich weiß, du bist einige Male schwer enttäuscht worden, aber du hast jetzt endlich jemanden gefunden, der alles für dich tun würde. Mach das doch nicht kaputt.«
»Du hast ja Recht. Vielleicht quatsch ich mich wirklich mal mit Nadine aus. Ich hab manchmal das Gefühl, als würde ich mir selbst im Weg stehen. Doch so bin ich nun mal.«
»So, und jetzt essen wir was, und danach fahren wir ins Präsidium.« Er hielt vor einem kleinen italienischen Restaurant in der Friedberger Landstraße, sie kehrten ein, Hellmer bestellte sich einen Teller Spaghetti mit Basilikumsauce und ein kleines Bier, Julia Durant einen italienischen Salat mit Mozzarella und Schinken und ein Glas Cola. Um halb drei verließen sie das Lokal und fuhren zurück ins Büro.
Montag, 12.15 Uhr
»Es tut mir so Leid, was passiert ist«, sagte Thomas Wiesner und setzte sich in den Sessel. »Ich frage mich immer noch, wie so etwas geschehen konnte.«
Ramona Wiesner zuckte mit den Schultern und sah ihren Schwager traurig an. »Es ist geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen.«
»Kommst du klar im
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