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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sie die nächste Frage aussprach.
    »Es geht um einen Uhrendeal vor etwa einem Jahr, also kurz nachdem Sie sich selbstständig gemacht hatten. Ein Deal im Wert von zwanzig Millionen Mark, mit dem Herr Wiesner direkt zu tun gehabt hat. Was können Sie uns darüber sagen?«
    Helena Maric zuckte bei der Frage kaum merklich zusammen, ihre Augen blitzten auf, aber sie hatte sich gleich wieder in der Gewalt. Sie inhalierte und blies den Rauch durch Nase und Mund aus.
    »Uhren für zwanzig Millionen, sagen Sie?« Helena Maric schüttelte den Kopf, kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. »Nein, ich weiß nichts von einem solchen Geschäft.«
    »Seltsam, uns wurde aber Ihr Name in diesem Zusammenhang genannt. Sie würden angeblich sehr viele und gute Quellen kennen, wo man preisgünstig einkaufen kann.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«, fragte Helena Maric bemüht kühl und doch mit einem verdächtigen Vibrato in der Stimme. Angst, die sie nicht zu verbergen vermochte.
    »Ich denke, Namen tun nichts zur Sache. Noch einmal, hat sich Herr Wiesner vor etwa einem Jahr mit Ihnen in Verbindung gesetzt und Sie gefragt, wie er am günstigsten an Rolex-Uhren kommt? Und haben Sie ihm eine Quelle vermittelt?«
    Helena Maric stand auf und stellte sich ans Fenster, den Rücken den Kommissaren zugewandt, als wollte sie verhindern, dass man ihre Gedanken oder ihre Emotionen von ihrem Gesicht ablas.»Nein«, sagte sie leise, »ich weiß davon nichts. Es gibt auch andere Leute, mit denen er zusammengearbeitet hat.«
    Durant und Hellmer warfen sich einen langen Blick zu. Die Kommissarin erhob sich, ging um den Schreibtisch herum zu Helena Maric und stellte sich neben sie.
    »Hören Sie, wenn Sie etwas wissen, dann erzählen Sie es uns. Wir finden es auch so heraus, es dauert vielleicht ein wenig länger, aber wenn Sie …«
    Helena Maric drehte sich abrupt um und sah Julia Durant direkt in die Augen. »Ich sage Ihnen doch, ich weiß von nichts! Und jetzt gehen Sie bitte, ich habe zu tun.«
    »Wir gehen sofort, aber ein paar Fragen habe ich schon noch. Angenommen, jemand will, dass Sie Rolex-Uhren für zwanzig Millionen Mark besorgen, wohin würden Sie sich dann wenden?«
    »Ich habe bis jetzt noch keinen Kunden gehabt, der so viele Uhren auf einmal erwerben wollte. Aber wenn es Sie interessiert, ich würde mich in dem Fall natürlich an den Hersteller selbst wenden.«
    »Ist das Usus, sich an die jeweilige Firma direkt zu wenden?«, fragte Durant mit einem leicht ironischen Unterton. »Sie sind die Endverkäuferin, aber soweit mir bekannt ist, sind da auch noch Zwischenhändler …«
    »Ja, natürlich, doch ab einem bestimmten Warenumfang gibt es auch Wege, die Zwischenhändler zu umgehen, legale Wege. Es bestehen also zwei Möglichkeiten, entweder der Zwischenhändler, wobei mir selbst relativ wenig Profit bleibt, oder direkt der Hersteller, wo die Gewinnspanne für mich umso höher ist. Alles andere wäre mehr oder weniger illegal, das sollten Sie eigentlich wissen«, erwiderte Helena Maric spöttisch und wirkte mit einem Mal überlegen. »Wie gesagt, ab einem bestimmten Warenumfang bekommt man vom Hersteller sehr großzügige Händlerrabatte eingeräumt. Ich wünschte, mir würde einmal ein solcher Glücksfall widerfahren.«
    »Wer wünscht sich so etwas nicht. Aber bewegen wir uns nicht alle hin und wieder auf dem schmalen Grat zwischen Legalität und Illegalität? Sie niemals?«
    »Nein, niemals. Sie können das gerne überprüfen. Und jetzt möchte ich Sie bitten zu gehen«, sagte Helena Maric, drückte ihre Zigarette in einem Blumentopf aus und schloss für einen Moment die Augen. Sie fasste sich an die linke Schläfe und massierte sie kurz mit zwei Fingern. »Bitte gehen Sie, ich habe Kopfschmerzen. Ich muss diese Nachricht erst verdauen.«
    »Ja. Und sollten Sie doch etwas für uns haben, dann rufen Sie an. Hier ist meine Karte«, sagte Durant und reichte sie Helena Maric. »Und denken Sie noch einmal an Herrn Wiesner und den Rolex-Deal. Vielleicht fällt Ihnen ja doch noch etwas ein. Einen schönen Tag und vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Helena Maric erwiderte nichts darauf. Sie blieb am Fenster stehen, schaute zur Tür und zündete sich eine weitere Zigarette an. Alles in ihr vibrierte, sie war nervös, spürte den Herzschlag bis in die Schläfen. Sie vergewisserte sich über den Monitor, der über der Tür hing, dass die Kommissare auch den Laden verlassen hatten, holte ihr Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer

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