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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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euch Bescheid, wann die Beerdigung ist.«
    »Also gut, Ramona, dann werden wir uns mal wieder auf den Weg machen. Und wenn was ist, ruf an. Es wird schon wieder werden. Das Leben geht immer weiter.«
    »Natürlich«, sagte Ramona Wiesner. »Macht’s gut und grüßt die Kinder von mir.«
    »Wir telefonieren«, rief ihr Thomas Wiesner vom Auto noch mal zu, lächelte unverbindlich wie immer und stieg ein.
    Ramona Wiesner wartete nicht einmal, bis er den Motor gestartet hatte, sondern ging gleich ins Haus zurück. Sie trat auf die Terrasse, dachte: Sie sind nicht einmal eine halbe Stunde geblieben, warum sind sie überhaupt gekommen?, schüttelte den Kopf und begab sich schon nach einigen Momenten wieder ins Wohnzimmer. Dort setzte sie sich ans Klavier und spielte ein Stück von Chopin. Sie hatte mit Thomas und Sophia nie wirklich warm werden können, weshalb, vermochte sie nicht zu sagen. Und dieser Besuch eben kam ihr vor wie eine Farce. Ein Blick ins Haus, ein paar belanglose Sätze, schnell wieder gehen. So kannte sie die beiden, kalt und gefühllos, obgleich sie sich nach außen immer anders gaben. Sie hatte sogar den Eindruck, als ob der Tod von Andreas seinen Bruder nicht einmal sonderlich schockieren würde. Und sie fragte sich, warum das so war. Aber sie hatten immer in verschiedenen Welten gelebt, dortder knallharte Banker Thomas und hier der Künstler Andreas. Ja, dachte sie, du warst ein Künstler. Was du konntest, kann kaum einer auf der Welt. Aber du hattest trotz allem immer noch Zeit für uns. Ich vermisse dich.
    Während sie spielte, liefen ihr Tränen übers Gesicht und tropften auf das Kleid. Sie spielte sich in eine andere Welt.

Montag, 15.10 Uhr
    Durant und Hellmer kamen ins Büro, als die meisten anderen bereits wieder hinter ihren Schreibtischen saßen und Akten wälzten, telefonierten oder am Computer arbeiteten. Es war brütend heiß, die Luft zum Schneiden dick, dazu kam der Lärm von der Mainzer Landstraße. Die Kommissarin hängte ihre Tasche über die Stuhllehne und setzte sich Berger gegenüber. Hellmer lehnte sich an den Türrahmen, die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben.
    »Und, Erfolg gehabt?«, fragte Berger, setzte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
    »Wie man’s nimmt«, antwortete Durant und streckte sich. »Wir haben auf jeden Fall ein paar recht interessante Informationen von Frau Wiesner bekommen, denen wir nachgehen werden. Sie erzählte von einem riesigen Uhrendeal, den Wiesner womöglich vor etwa einem Jahr mit einem Osteuropäer, wahrscheinlich ein Russe, abgeschlossen hat. Wir haben vorhin noch mit einer Frau Maric, einer ehemaligen Mitarbeiterin von ihm, gesprochen, die jetzt ihr eigenes Geschäft in Bornheim hat und angeblich über hervorragende Beziehungen verfügt. Frau Wiesner meint, es könnte sein, dass ihr Mann sich an die Maric gewandt hat, um den günstigsten Anbieter zu finden. Aber als wir sie darauf angesprochen haben, hat sie dicht gemacht. Ich denke, sie hat eine gehörige Portion Angst. Deshalb werde ich mich schon bald mal allein mit ihr unterhalten.«
    »Sie sprechen in Rätseln«, sagte Berger, gähnte und rieb sich miteiner Hand über die Augen. »Können Sie mir das alles vielleicht ein bisschen deutlicher erklären?«
    »Später. Im Moment können wir da sowieso nicht viel machen. Hat Bock sich noch mal gemeldet?«, wechselte sie das Thema.
    »Ja, er hat den vorläufigen Obduktionsbericht durchgegeben.« Er musste schon wieder gähnen. Kein Wunder, dachte Durant, den ganzen Tag in diesem Glutofen und ich würde wahrscheinlich nichts anderes machen als gähnen. Berger beugte sich nach vorn, nahm die Akte in die Hand und sagte: »Den vollständigen Bericht bekommen wir morgen Vormittag schriftlich. Also, Frau Puschkin wurde mit zwei Schüssen getötet, die aus nächster Nähe abgefeuert wurden. Sonst gibt es keinen Hinweis auf Gewaltanwendung. Die Schüsse müssen sie völlig unvermittelt getroffen haben. Sie hatte absolut keine Chance. An Wiesners rechter Hand und an seinem Arm wurden hingegen eindeutige Druckstellen identifiziert, was wohl darauf hindeutet, dass er sich gewehrt hat. Außerdem hat Bock unter den Fingernägeln seiner linken Hand Faserspuren festgestellt, und ein Fingernagel ist abgebrochen. Das heißt, der Täter hatte es mit ihm relativ schwer. Tja, und dann war noch die Spurensicherung in der Wohnung. Denen ist aufgefallen, dass nur Flaschen auf dem Tisch standen und keine Gläser. Vermutlich hat der

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