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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Galinski, der sich zwar bei Wiesner meldete, aber Wiesner ihn unter der angegebenen Telefonnummer nicht mehr erreichte. Die von beiden genannten Adressen waren Briefkastenfirmen, wovon sich Wiesner persönlich überzeugt hat, indem er nach Basel und nach Riga gefahren ist. Und wie jeder von uns weiß, ist es möglich, sich für ein paar Tage eine Nummer freischalten zu lassen. Wiesner stand ab jetzt unter einem schon fast unmenschlichen Druck. Galinski ließ nicht locker, rief immer wieder an und sagte, das mit der Briefkastenfirma sei in Lettland völlig normal, denn Überfälle seien dort an der Tagesordnung, und ein Geschäftsmann wie er müsse besonders vorsichtig sein. Und Galinski hatte ja einen Überweisungsbeleg, auf dem ganz deutlich stand, dasser an Wiesner die zwanzig Millionen überwiesen hatte, dazu noch auf ein Luxemburger Konto. Wiesner war damit doppelt erpressbar, denn unsere Finanzbehörden werden sehr misstrauisch, wenn ein deutscher Geschäftsmann hohe Beträge auf ein Konto im Ausland überweisen lässt.
    Da ist plötzlich ein anderer auf der Bildfläche erschienen, ein gewisser Oleg, der Wiesner einen Kredit gewährt hat, und zwar zu sechsundzwanzig Prozent Zinsen im Monat. In der Folgezeit musste Wiesner für die Mafia alle möglichen illegalen Geschäfte tätigen, wie zum Beispiel Rohdiamanten, die er unter anderem an der Antwerpener Diamantenbörse kaufte, zu bearbeiten und daraus gefertigte Schmuckstücke zu einem lächerlichen Preis der Mafia zu überlassen, die sie dann zum handelsüblichen Preis wieder an die Kunden verkaufte. Mehrere Male wurde Wiesners Geschäft als Depot für größere Mengen Heroin und Kokain benutzt. Die Gangster gaben sich quasi die Klinke in die Hand. Außerdem musste Wiesner auf seinen Namen zwölf Häuser beziehungsweise Wohnungen kaufen, alles Investitionen, die hauptsächlich dazu dienten, schmutzige Gelder zu waschen. Seine Frau wusste natürlich von alldem nichts. Vor gut einer Woche hat er den festen Entschluss gefasst, sich der Polizei anzuvertrauen. Ob er das getan hat oder nicht, weiß ich nicht, denn damit hören die Eintragungen auf.« Sie machte eine Pause, blickte in die Runde und sah in betroffene Gesichter.
    »Scheiße!«, quetschte Kullmer hervor und ballte die Fäuste.
    »Ja, Scheiße«, stimmte Durant zu und fuhr fort: »Irgendwer muss von Wiesners Plan gewusst haben, denn schon wenige Tage darauf ist er tot. Welche Rolle allerdings Irina Puschkin dabei spielt …« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Und jetzt?«, fragte Hellmer, der an der Tür lehnte, die Arme über der Brust verschränkt.
    Julia Durant massierte erneut mit zwei Fingern die linke Schläfe, in der es immer stärker pochte, und sagte: »Ich muss unbedingt heute noch mit der Maric sprechen. Sie hat uns zumindest angelogen, was den Deal betrifft. Angeblich weiß sie nichts davon, aber ihrName wird explizit erwähnt. Ich werde sie so lange durch die Mangel drehen, bis sie von mir aus zusammenbricht. Und dann will ich wissen, inwieweit sie Mitschuld trägt an Wiesners Untergang, denn ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein. Verdammte Kopfschmerzen, hat mal jemand ’ne Aspirin oder so was?« Berger zog eine Schublade heraus und reichte ihr ein Päckchen Tabletten. »Danke«, sagte Durant und drückte eine aus der Folie. Hellmer brachte ihr ein Glas Wasser. Nachdem sie die Tablette geschluckt hatte, meinte sie: »So, ich denke, das soll’s für jetzt gewesen sein. Fragen?«
    »Was ist unsere Aufgabe?«, wollte Kullmer wissen.
    »Herauszufinden, wer sich hinter Levi Galinski, Gregor Gauschwitz und Oleg … Augenblick … Petrenkow verbirgt.«
    »Darf ich noch mal rekapitulieren«, meldete sich erneut Kullmer zu Wort. »Die zwanzig Millionen sind also nur einmal ganz kurz auf Wiesners Konto gelandet und dann gleich bei Gauschwitz, bis auf ein paar Mark, die Wiesner als Provision behalten hat?«
    »Genau so war es. Nicht zu vergessen, dass Galinski, Gauschwitz und Petrenkow unter einer Decke stecken. Sie wussten, das Geld würde so oder so wieder zu ihnen zurückfließen, aber Wiesner hatte keine Ahnung davon. Und die zwanzig Millionen sind allein schon durch die Überweisungen sauberes Geld.«
    »Inwiefern?«, fragte Kullmer.
    »Galinski hat das Geld auf Wiesners Konto überwiesen. Der hat es an Gauschwitz weitergeleitet und so fort. Es war ein von Anfang an abgekartetes Spiel. Und Wiesner war als Verlierer bestimmt. Es ist fast genauso abgelaufen, wie mir das dieser Journalist

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