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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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milchig-blau, ein heißer und böiger Südwind fegte durch die Straßen. Die Gitter vor dem Juweliergeschäft wurden gerade hochgezogen. Sie wartete einen Moment, bis die Tür aufgeschlossen wurde, und trat ein. Im Verkaufsraum befanden sich nur die beiden Mitarbeiter von Helena Maric, der ältere Mann und die junge Frau.
    »Guten Morgen«, sagte Durant und ging auf den Mann zu. »Verzeihen Sie, aber ist Frau Maric schon da?«
    Er schüttelte den Kopf und sagte mit einem bedauernden Lächeln: »Es tut mir Leid, aber Frau Maric wird heute vermutlich nicht im Geschäft sein. Doch vielleicht kann ich Ihnen helfen?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Es ist persönlich. Wissen Sie denn, wann sie wiederkommt?«
    »Morgen müsste sie eigentlich wieder hier sein. Sie hat mich gestern Abend angerufen und mir mitgeteilt, dass es ihr nicht besonders gut gehe und sie wahrscheinlich heute zu Hause bleibe. Kann ich etwas ausrichten?«
    »Nein.« Julia Durant kaute auf ihrer Unterlippe, dann sagte sie: »Aber in dem Fall brauche ich ihre genaue Adresse und Telefonnummer.«
    »Warum? Haben Sie die Telefonnummer von Frau Maric denn nicht?«, fragte der Mann kühl und mit einem mehr als misstrauischen Blick.
    »Nein, doch vielleicht bekomme ich sie von Ihnen«, erwiderte die Kommissarin und hielt ihm ihren Ausweis vor die Nase. »Kripo Frankfurt. Ich denke, Sie können mir ihre Telefonnummer ruhigen Gewissens geben.«
    »Entschuldigung, das konnte ich nicht wissen«, sagte er mit hochrotem Kopf, holte eilig eine Karte aus der Schublade und reichte sie der Kommissarin. »Dort steht auch ihre Adresse drauf.«
    »Danke und einen schönen Tag noch.«
    Sie verließ das Geschäft, ging zu ihrem Wagen und tippte die Nummer von Helena Maric ein. Anrufbeantworter. Anschließendversuchte sie es auf dem Handy. Mailbox. Julia Durant überkam ein mulmiges Gefühl. Sie startete den Motor, fuhr los und überlegte, ob sie Hellmer Bescheid sagen sollte, ließ es dann aber doch sein. Es war zehn Uhr zehn, als sie vor dem Haus anlangte, in dem Helena Maric wohnte. Sie stieg aus und ging zum Tor, das sich leicht öffnen ließ. Es war ein Vier-Parteien-Haus, und Helena Maric wohnte im vierten Stock. Sie klingelte, wartete, versuchte es ein weiteres Mal. Als ihr auch dann nicht geöffnet wurde, drückte sie alle andern drei Klingelknöpfe auf einmal. Schließlich meldete sich eine männliche Stimme durch die Sprechanlage. Sie nannte ihren Namen und woher sie kam und wartete, bis ein groß gewachsener, korpulenter Mann von etwa vierzig Jahren vor ihr stand und auch sofort auf den Ausweis blickte.
    »Durant, Kriminalpolizei. Ich möchte zu Frau Maric, aber sie macht nicht auf. Haben Sie sie heute schon gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf, zeigte aber auf ein metallicblaues BMW Cabrio. »Dort steht ihr Wagen, sie müsste eigentlich zu Hause sein.«
    »Danke, dann werd ich mal nach oben gehen. Gibt es hier einen Hausmeister?«
    »Nein, nur eine Hausverwaltung.«
    Ohne etwas zu erwidern, lief die Kommissarin mit schnellen Schritten die Treppe hoch. Die Tür war verschlossen, von drinnen hörte sie leise Stimmen. Sie legte ein Ohr an die Tür und stellte fest, dass die Stimmen aus dem Fernseher kamen. Das Gefühl im Magen wurde noch flauer. Sie rief bei Hellmer im Präsidium an.
    »Frank, hier Julia. Ich bin bei der Maric zu Hause. Das heißt, ich stehe vor ihrer verschlossenen Tür. Komm bitte so schnell wie möglich her und informier den Schlüsseldienst. Und die sollen sich beeilen.«
    »Was ist los?«
    »Frag nicht so viel und komm her. Ich warte unten auf dich. Ach ja, die Adresse, Kettenhofweg …«
    »Bin schon unterwegs.«
    Sie steckte das Handy weg, ging nach unten, klemmte ihre Taschezwischen die Tür, stellte sich in den Schatten und machte sich eine Zigarette an, die zweite an diesem Tag. Sie war nervös, fühlte sich unbehaglich, hoffte, dass Hellmer und der Schlüsseldienst bald kamen. Und sie hoffte, ihre böse Ahnung würde nicht zur Gewissheit werden, auch wenn diese Hoffnung vermutlich wie eine Seifenblase zerplatzen würde. Sie drückte die Zigarette mit der Fußspitze aus. Hellmer tauchte nicht einmal zehn Minuten nach dem Anruf auf. Er rannte über die Straße auf Durant zu.
    »Was ist los?«
    »Die Maric war heute nicht im Geschäft. Sie hat gestern bei ihrem Mitarbeiter angerufen und gesagt, es gehe ihr nicht besonders gut und sie bleibe heute vermutlich zu Hause. Ich hab versucht sie telefonisch zu erreichen, aber sie hat sich weder zu

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