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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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reingelegt worden. Sie müssen es selbst lesen.«
    »Frau Wiesner, tun Sie mir jetzt bitte einen Gefallen und verriegeln Sie das Haus, als wäre es Fort Knox. Und machen Sie keinem auf, außer mir und meinem Kollegen. Wir sind morgen früh spätestens um neun bei Ihnen … Nein, warten Sie, ich kann jetzt sowiesonicht mehr schlafen. Ich zieh mich an und komm gleich vorbei. Ich klingle dreimal kurz hintereinander.«
    »Danke«, sagte Ramona Wiesner und legte auf. Dann setzte sie sich mit den Papieren an den großen Schreibtisch und las sie ein zweites Mal. Ihre Augen füllten sich mit Tränen der Erleichterung, aber auch des Zorns.

Mittwoch, 1.30 Uhr
    »Was soll denn diese Scheiße?«, brummte Dominik Kuhn und drehte sich auf die Seite: »Welches Arschloch ruft denn um diese Zeit noch an?«
    »Schlaf weiter, ich muss weg. Und dieses Arschloch ist Frau Wiesner.«
    Kuhn schoss hoch und sah Julia Durant aus kleinen Augen verschlafen an. »Warum ruft sie um diese Zeit an?«
    »Der Uhrendeal. Es hat ihn gegeben«, antwortete Julia Durant, während sie schnell in ihre Jeans und ihre Schuhe schlüpfte und sich eine leichte Bluse überzog. »Ich muss sofort hin und mir das Zeug anschauen.«
    »Warte, ich komm mit«, sagte Kuhn und wollte schon aufstehen, doch Durant hielt ihn zurück.
    »Nix da, ich fahr allein. Sie kennt dich nicht und könnte möglicherweise misstrauisch werden. Und das wollen wir doch vermeiden, oder?« Ihr Blick sprach Bände, Kuhn ließ sich wieder zurückfallen.
    »Also gut, tu, was du nicht lassen kannst. Du hast ja sowieso Bereitschaft.«
    Julia Durant machte leise die Tür hinter sich zu und schlich auf Zehenspitzen durchs Treppenhaus. Die Straße war menschenleer, nur in einer Wohnung in den vielen Häusern brannte noch oder schon wieder Licht.
    Die Nacht war schwül, kein Windhauch regte sich. Auf der Fahrtnach Glashütten legte sie die neueste Kassette von Bon Jovi ein,
Crush
, und drehte die Lautstärke hoch. Sie hatte beide Seitenfenster offen, und der Fahrtwind ließ die Müdigkeit allmählich schwinden. Sie brauchte nicht einmal eine halbe Stunde, bis sie das Auto vor dem Haus von Ramona Wiesner zum Stehen brachte.
    Die Kommissarin klingelte dreimal kurz, Ramona Wiesner kam heraus. Sie trug ein langes ärmelloses weißes Kleid und war barfuß.
    »Gehen wir nach oben in das Arbeitszimmer meines Mannes. Dort habe ich es gefunden.« Oben angekommen, sagte Ramona Wiesner: »Ich habe den ganzen Abend danach gesucht, und ich hatte schon jegliche Hoffnung aufgegeben, überhaupt etwas zu finden, als mir einfiel, dass Andreas früher häufig bestimmte Papiere und Fotos in Büchern zu verstecken pflegte. Hier, in Band acht der Enzyklopädie. Acht ist unsere Glückszahl, wir haben am 8. 8. 88 geheiratet. Na ja, auf so eine verrückte Idee konnte nur mein Mann kommen. Aber lesen Sie selbst.« Sie deutete auf ein paar Blätter auf dem Tisch.
    Julia Durant nahm sie in die Hand und überflog sie.
    »Setzen Sie sich ruhig in den Sessel. Ich hole uns was zu trinken. Was darf ich Ihnen denn anbieten?«
    »Hätten Sie vielleicht einen Kaffee?«, fragte Durant und sah kurz auf. »Ich muss irgendwie wach werden.«
    »Natürlich, ich mach uns schnell Kaffee. Bin gleich zurück.«
    Es waren insgesamt zweiundzwanzig Seiten. Andreas Wiesner hatte exakt festgehalten, wie das Geschäft zustande gekommen war und wie man ihn reingelegt hatte. Es unterschied sich nur geringfügig von dem, was Peter Schulze erzählt hatte. Andreas Wiesner wäre tatsächlich bis an sein Lebensende schutzlos der Mafia ausgeliefert gewesen. Sogar der Name Helena Maric war vermerkt. Durant hatte gerade die Hälfte gelesen, als Ramona Wiesner mit einem Tablett zurückkam und es auf den Tisch stellte.
    »So, der Kaffee. Aber Vorsicht, er ist noch sehr heiß. Und, habe ich zu viel versprochen?«, fragte sie, und setzte sich der Kommissarin gegenüber auf einen Stuhl und sah sie erwartungsvoll an.
    »Nein, das haben Sie nicht«, antwortete Durant mit tonloser Stimme, während sie weiterlas. »Das ist unglaublich. Damit ist Ihr Mann selbstverständlich von allen möglichen Anschuldigungen freigesprochen. Haben Sie alles gelesen?«
    »Ja, sogar zweimal. Er wollte dem allen ein Ende bereiten und zur Polizei gehen, aber irgendwer muss davon Wind bekommen haben. Einen anderen Reim kann ich mir nicht darauf machen.«
    Julia Durant lehnte sich zurück und faltete die Hände über dem Bauch. »Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, danach zu

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