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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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dir kann ich Pferde stehlen. Aber mein Vater ist ein ganz besonderer Mann. Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass er Priester ist.«
    »Du hast wahrscheinlich Recht. Hast du eigentlich vor irgendetwas Angst?«
    »Jeder Mensch hat Angst. Ich auch.«
    »Und wovor? Eines Tages im Dienst erschossen zu werden?«
    »Nein, davor weniger. Ich habe in all den Jahren bei der Kripo kaum einmal die Waffe ziehen müssen. Es sind andere Dinge.«
    »Und die willst du mir nicht verraten.«
    »Doch, schon. Ich habe zum Beispiel Angst davor, Krebs zu bekommen und dahinzusiechen und zu wissen, du hast keine Chance, du kannst dem Tod nicht entkommen, obwohl du eigentlich noch so viel zu tun hättest. Ich habe meine Mutter verloren, als ich gerade die Polizeischule beendet habe. Sie hatte Lungenkrebs, aber das hab ich dir schon mal erzählt. Es war einfach grauenhaft, ihre letzten Monate mitzuerleben. Ich werde nie ihre Augen vergessen, kurz bevor sie starb. Heute träum ich noch manchmal davon. Und ich habe auch Angst davor, jemanden zu verlieren, der mir sehr viel bedeutet. Psychologen nennen so was wohl Verlustängste. Ich habe zum Beispiel Angst, meinen Vater zu verlieren, auch wenn der gerade mal Ende sechzig und kerngesund ist, aber allein die Vorstellung, er ist nicht mehr da, ich kann nicht mehr mit ihm telefonieren oder einfach mal für ein Wochenende zu ihm fahren, ist für mich ein grauenvoller Gedanke. Oder ich habe Angst, dass ich eines Tages nicht mehr weiß, was ich rede, Alzheimer, wenn du verstehst. Es gibt vieles, wovor ich Angst habe.«
    »Was ist mit dem Tod?«
    »Nein, ich habe keine Angst vor dem Tod. Nur vor einer langen, schweren Krankheit. Aber nicht vor dem Tod. Und du?«
    Kuhn zuckte mit den Schultern. »Ich habe Angst vor dem Tod, in jeder Form, ganz gleich, ob es mich betrifft oder jemanden, den ich besonders gern habe. Und ich habe fürchterliche Angst vor Spinnen. Wenn ich so ’ne Bestie nur sehe, kriege ich das kalte Grausen. Aber ansonsten gibt es kaum etwas, wovor ich Angst habe. Im Augenblick hätte ich am meisten Angst, dich zu verlieren.« Er hielt inne, grinste auf einmal und sagte dann: »Auch wenn du manchmal so unausstehlich bist, dass ich dich am liebsten an die Wand klatschen möchte.«
    Durant setzte sich langsam auf, sah Kuhn scharf an, fasste, ohne dass er es bemerkte, vorsichtig ihr Kissen an einem Zipfel und haute es ihm völlig unerwartet mit voller Wucht auf den Kopf. »So, ich bin also unausstehlich, und du würdest mich am liebsten an die Wand klatschen«, sagte sie lachend und schlug ihr Kissen immer wieder auf seinen Kopf und seinen Körper. »Du elender Mistkerl, ich werde dir zeigen, wer hier unausstehlich ist.«
    Kuhn schaffte es, sie an den Armen festzuhalten, drückte sie auf den Rücken und setzte sich über sie. »Und jetzt?«, fragte er grinsend.
    »Du willst es darauf ankommen lassen, was?«, sagte sie ebenfalls grinsend. »Im Gegensatz zu dir habe ich eine exzellente Nahkampfausbildung genossen. Möchtest du mal ein paar Tricks kennen lernen?«
    »Ha, ha, ha, du und eine Nahkampfausbildung«, lästerte Kuhn, »da lachen ja die Hühner.«
    Kaum hatte er es ausgesprochen, hatte sie sich schon seinem Griff entzogen und seinen rechten Arm auf den Rücken gedreht. Er schrie kurz auf, schlug mit der andern Hand auf das Bett und sagte lachend: »Okay, okay, Ihr habt gewonnen, ich ergebe mich. Welchen Tribut verlangt Ihr von mir?«
    »Streicheleinheiten, mein Sklave.«
    »Euer Wunsch sei mir Befehl. Wo soll ich anfangen?«
    »Lass dir etwas einfallen, du Journalistenindividuum. Deine Hände seien dir zurückgegeben.«
    Sie ließ sich auf den Rücken fallen und keuchte. Kuhn sah sie lange an, fuhr mit einem Finger über ihren Körper und sagte: »Du bist für mich die schönste Frau. Und das meine ich auch so.«
    »Es gibt schönere.«
    »Ich habe gesagt, für mich bist du die schönste Frau. Jeder Mensch hat sein eigenes Schönheitsideal. Ich finde es jedenfalls hervorragend, dass mir meins so einfach mal auf einer Pressekonferenz über den Weg gelaufen ist.«
    »Träumer. Aber ich liebe dich. Komm, lass uns ein bisschen kuscheln. Mehr will ich heute nicht.«
    Sie legte sich in seinen Arm, hörte den gleichmäßigen Herzschlag und kraulte seine Brust. Kuhn schlief schon, als sie noch über den hinter ihr liegenden Tag nachdachte.

Mittwoch, 21.10 Uhr
    Das Telefon klingelte bei Peter Schulze, kaum dass er den Hörer nach dem Gespräch mit Kuhn aufgelegt hatte.
    »Ja?«,

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