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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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zu ... zu Ameisen machen, zu Wesen, die nur funktionieren, die nicht selbst entscheiden können, die durch Frequenzen gesteuert werden ... Vielleicht geben sie bestimmte Tonfolgen im Fernsehen durch oder ...«
    Er spürte die Hand seiner Frau auf der Schulter, und er brach ab, sein Herz hämmerte vor Wut und Erregung. »Hören Sie«, sagte er, »Sie müssen das alles veröffentlichen. Und wenn Sie glauben, Sie haben auch so einen Chip, schieben Sie eine Metallmanschette über die Stelle, ja? Sie schirmt die Wellen ab. Aber ... Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass Sie ihn in sich tragen, das fühlt sich nicht gut an, gar nicht gut, es ist wie eine dunkle Seite in Ihnen, sie wissen nie, wann sie aufbricht und ... und was sie aus Ihnen macht ...« Seine Stimme zitterte, und plötzlich war sein Mund ganz trocken.
    »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte die Journalistin.
    »Ich will alles vergessen.« Seine Frau nickte ihm zu. »Wir haben keine Chance gegen die. Wir wissen ja noch nicht mal, wer die sind. Meine Frau und ich haben beschlossen, unser Leben von Grund auf zu ändern. Ohne Telefon und Fernsehen. Wir werden uns mit Gleichgesinnten zusammentun ...«
    Marie lächelte ihn an.
    Die Journalistin wünschte ihm alles Gute. Sie klang irritiert, er hatte sie wohl überrascht.
    »Danke«, sagte er, »das wünsche ich Ihnen auch. Ach ... Sie brauchen mich nicht mehr anzurufen. Wir gehen ab sofort nicht mehr ans Telefon.«
    Er machte das Telefon aus und gab es Marie, die es mit einem liebevollen Lächeln entgegennahm. Dann schaltete er den Fernseher wieder lauter, der Nachrichtensprecher redete immer noch. »Bürgerrechtler behaupten, in den reiskorngroßen Chips seien auch bewusstseinsverändernde Drogen und Hormone enthalten, die würden bei Aussendung einer bestimmten Frequenz in den Körper ausgeschüttet. Der Innenminister hat das als absurde Verschwörungstheorie bezeichnet und davor gewarnt, falsche Behauptungen zu verbreiten. Er betonte, die Maßnahmen dienten ausschließlich der Gesundheit und Sicherheit der Bürger Europas und der USA.«
    Auf einmal konnte er diese Lügen nicht länger ertragen. »Stell das ab«, sagte er zu Marie, »ich will keinen Fernseher und kein Radio mehr im Haus haben.«
    »Ja, Thierry.«
    Wie lange hat sie nicht mehr so gelächelt?, fragte er sich. Er nahm ihre Hand. »Bist du glücklich?«
    »Ja, Thierry. Du hast das einzig Richtige getan. Und ich weiß, du hast es für uns getan.« Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn auf den Mund.
    Ihre Lippen schmeckten süß, und er erinnerte sich an die wunderbaren Croissants mit Vanillefüllung aus der kleinen Konditorei, die sie am ersten Morgen ihrer Hochzeitsreise zum Frühstück gegessen hatten, damals, in Italien.
    »Wir lassen nie wieder zu, dass sich irgendetwas zwischen uns stellt, ja?«, sagte sie leise.
    »Nein, nie wieder, Marie.«
    Sie drückte seine Hand. »Gut. Und jetzt müssen wir den Verband wechseln, Chéri.«
    Er lächelte, dabei hatte er geglaubt, er hätte es verlernt, und streckte ihr seinen Armstumpf entgegen.

95
    Brüssel
    Die Rückfahrt nach Brüssel verging auf seltsame Weise. Immer wieder erlebte Karen die Begegnung mit ihrer Mutter und mit Vic, und auch das Gespräch mit Thierry Traessart wiederholte sich in einer Endlosschleife. Und am Ende jeder Sequenz standen dieselben Fragen: Was ist die Wahrheit? Waren ihre Mutter und Vic paranoid? Oder waren sie ihr um Lichtjahre voraus? War es Zufall, dass sie ausgerechnet nach dem Besuch des Lazaretts in Kabul entführt wurde? Aber wer hatte das Lösegeld gezahlt? Und warum konnte ihre Mutter nicht sagen, wer ihr Vater war? Sie fand keine Antworten, und eine neue Sequenz der Wiederholung fing an.
    Die Narbe im Gesicht tat wieder weh, und es war seltsam, aber auf einmal wurde ihr klar, dass sie weit zurückgehen musste, um die Wahrheit herauszufinden, dass ihr ganzes Leben, wie es verlaufen war, auf der Lüge ihrer Mutter begründet war und dass es mit einem dunklen Geheimnis zu tun hatte, aus dem ihre Albträume emporstiegen, wie giftige Pflanzen aus einem schwarzen See.
    Und dann gab es da noch etwas, das sie ergründen musste: ihre Gefühle zu Nyström. Wo war er überhaupt?
    Diesmal parkte sie den Wagen direkt vor dem Lanzelot -Haus. Gibbs weigerte sich mit gesträubtem Fell und in den Sitz gestemmten Vorderbeinen, hinauszuspringen, sie wusste nicht, wieso, und ließ ihn im Auto zurück.
    Gelblich krank schimmerte Sonnenlicht über den Dächern, die Häuser warfen

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