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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Päckchen über den Tresen. »Ist gerade eben abgegeben worden.«
    Reflexartig sah Karen hinaus. »Von wem?«
    Iggy zuckte mit den Schultern. »Ein junger Typ. Hatte es ziemlich eilig.«
    Ohne Absender, ohne Frankierung, aber ihr Name stand deutlich da, es war jedoch nicht die Schrift ihrer Mutter. Noch ein Buch, dachte Karen, als sie das in braunes Papier eingewickelte Päckchen nahm.
    »Haben Sie vielleicht Geburtstag? Gäste kriegen bei uns, wenn sie Geburtstag haben, immer ’ne Überraschung.«
    »Nein, ich hab heute nicht Geburtstag.«
    »Wie blöd von mir, wär mir ja auch bei der Anmeldung aufgefallen.«
    Sie lachte. »Also dann, schönen Tag. Und falls Sie nichts vorhaben: Heute Abend ist drüben beim Mexikaner Barbecue, all you can eat und so, und die Mojitos sind super!«
    »Danke für den Tipp«, sagte Karen, nahm das Päckchen und ging mit Gibbs zum Auto. Bei der Palme blieb sie stehen und betrachtete die Ameisenstraße. Ameise folgte auf Ameise, manche drehten um und stießen die Entgegenkommenden an, überprüften sie nach Duftstoffen, nach Informationen. Dann setzten sie ihren ursprünglichen Weg fort oder änderten die Richtung. Es gab nur diese beiden Möglichkeiten.
    Es gilt, noch tiefer in das Kommunikationsnetz von Nervenzellen, Genen, Botenstoffen und Gehirn vorzudringen, um durch gezielte Ausschüttung bestimmter Stoffe eine ganze Gesellschaft, zumindest aber Gruppen von Menschen, zu verändern. Welche Möglichkeiten hätte die Menschheit dadurch? Sie könnte wagemutiger und überlebensfähiger werden.
    Winston Vonnegut war ihr Vater – und sie war ein Teil von ihm.

102
    Was dachte ihre Mutter sich eigentlich? Karen starrte in das geöffnete Päckchen auf ihrem Schoß und wusste nicht, ob sie wütend sein sollte oder schockiert. Eine Sig Sauer und Munition.
    Liebe Karen, ich dachte mir, dass du so etwas brauchen könntest. Du konntest es ja leider nicht im Gepäck mitnehmen.
    Mom
    Wütend rief sie in Frankfurt an, doch dort schaltete sich nur der Anrufbeantworter ein.
    »Was soll das, Mom?«, fauchte sie und legte auf. Die Zeit würde nicht ausreichen für das, was sie ihr sagen wollte.
    »Und jetzt, Gibbs?«
    Der Hund sah sie an. »Was soll ich jetzt damit machen?« Sie legte die Sig Sauer ins Handschuhfach und hoffte, dass sie nicht in eine Polizeikontrolle geraten würde ...
    Das Navi leitete sie auf den Mission Valley Freeway, von dort aus Richtung Los Angeles auf die CA-163 N Richtung Escondido. An der Ausfahrt 8 bog sie auf den Clairemont Mesa Boulevard ein und gleich darauf nach links auf die Kerry Mesa Road. Parallel zum breiten Cabrillo Freeway folgte sie der Straße, vorbei an Parkplätzen, Lagerhäusern und Firmengebäuden, bis ihr schließlich das Firmenzeichen von Belling an der Wand eines dreistöckigen Gebäudes auffiel. Die Weltkugel, fest umschlossen von einem breiten goldenen Metallband. Links und rechts von Belling erstreckten sich graue Lagerhallen.
    Sie hatte sich unter ihrem richtigen Namen angemeldet, einen falschen Namen anzugeben hielt sie für keine gute Idee, ein Konzern wie Belling würde ganz sicher seine Besucher überprüfen lassen.
    Gibbs ließ sie im Auto. Er winselte kurz. Sie sah, wie er sie beobachtete.
    Kurz vor der Tür, noch auf dem Parkplatz, kam ihr in den Sinn, einfach umzukehren, irgendwo ein neues Leben anzufangen, in der Abgeschiedenheit, so wie Thierry. Doch der Gedanke verflüchtigte sich sofort, ihrem Albtraum konnte sie nicht entfliehen. Jetzt war der Augenblick gekommen, sich ihm zu stellen.
    Sie ging durch die Tür, die sich automatisch öffnete, und stand in einer hellen, überraschend bescheiden wirkenden Lobby.
    Als sie die Sicherheitsschranke passierte, wusste Karen, dass der Sicherheitsbeamte am Empfang ihre auf dem Chip gespeicherten Daten las und sie mit Informationen aus anderen Datenbanken abglich.
    Ein zweiter Scan untersuchte sie nach Waffen und Sprengstoff.
    »Mister Vonnegut erwartet Sie«, sagte eine professionell lächelnde Dame an der Rezeption und wies zu einem ernst blickenden Sicherheitsbeamten, der sie zum Aufzug begleitete.
    Die Türen schlossen sich hinter ihr.
    Seit Tagen hatte sie eine ganze Liste von Fragen im Kopf, die sie ihm stellen würde. Wieso hast du meine Mutter benutzt? Was ist das Syndikat? Bist du der Kopf des Syndikats? Welche Rolle hat das Syndikat beim Pestanschlag gespielt? ... Und warum habe ich diesen Albtraum? Was ist damals passiert, damals, vor neunundzwanzig Jahren? Doch jetzt, in diesem Aufzug in

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