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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Verbrecher zu stempeln. Wir setzen alles daran, die Wahrheit aufzudecken und die wahren Schuldigen zu finden.«
    In einem früheren Interview beschrieb Jens N. seinen Datenklau als »Akt der Aufklärung«. Er ist bereits wegen Urkundenfälschung und Datendiebstahls verurteilt. Die Strafe ist zur Bewährung ausgesetzt worden.
    Sie öffnete das Gartentor und ging die Straße hinunter. Der braune Hund war nicht mehr zu sehen. Vielleicht hat er doch ein Zuhause, dachte sie. Die Sig Sauer steckte hinten in ihrem Gürtel. Dass die ihr bei einem Bombenattentat nichts nutzen würde, war ihr klar, aber so hatte sie wenigstens die Illusion von Sicherheit. Als sie den Bus um die Ecke kommen sah, rannte sie los und stieg als Letzte ein. Sie setzte sich auf die hintere Bank und blickte durch die Heckscheibe, ob sie verfolgt wurde. Vielleicht war das übertrieben. Vielleicht hatten sie längst einen Peilsender irgendwo installiert. Ihr Handy fiel ihr ein. Kein Handy, hatte Nyström am Telefon gesagt. Es wäre ein Leichtes für den Geheimdienst, an ihre Daten zu kommen und ihre Position ausfindig zu machen. Sie fummelte den Akku heraus und steckte ihn in die Jackentasche. So einfach würde sie es ihnen nicht machen.
    An der nächsten Haltestelle drängten Leute herein, es wurde voller. Karen blieb weiter wachsam.
    Ein dunkler Wagen kam näher und setzte sich direkt hinter den Bus. Es war zu dunkel, um die Insassen zu erkennen.
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie hier hinten in der Falle saß. Sie konnte zwar den ganzen Bus überblicken, aber sie konnte nicht entkommen. Sie stand auf und drängte sich nach vorn, blieb zwischen dem vorderen und dem mittleren Ausgang stehen. Der Bus hielt. Zwei Frauen stiegen aus, drei Männer stiegen ein, keiner von ihnen war einer der Agenten von heute Morgen. Natürlich nicht. Die Türen schlossen sich, der Bus fuhr an, Karen atmete auf.
    An der nächsten Haltestelle dasselbe Spiel. Noch zehn Minuten bis zum Gare Central, dort würde sie in der Menschenmenge untertauchen und unsichtbar werden.
    An der übernächsten Haltestelle stand ein Pärchen auf und schob sich an ihr vorbei zum vorderen Ausgang, die junge Frau trat ihr auf den Fuß, entschuldigte sich, Karen nickte nur und sah sich rasch um, die hinteren Türen schlossen sich schon wieder, da fiel ihr der junge Mann auf. Jung, Anfang zwanzig. Kurzer Haarschnitt. Das Gesicht leer und ausdruckslos, bis auf die kalten Augen. Nein, sie kannte es nicht, aber für einen Moment hatte der Mann sie angestarrt, oder nicht? Er musste gerade erst hereingekommen sein. Bildete sie sich ein, dass er sie fixierte? Sie arbeitete sich nach vorn, zur noch geöffneten Tür. »Moment!«, rief sie und drängte sich an einer korpulenten Frau vorbei, der Mann folgte ihr. »Ich muss noch aussteigen!«, rief sie dem Fahrer zu, doch da schlossen sich schon die Türen, und der Bus fuhr an.
    Die Waffe drückte ihr in den Rücken. Denk nicht mal dran! Hier, mit all den Menschen!
    Der Mann hielt sich an einer Stange fest, starrte durch Karen hindurch.
    Wenn sie eines gelernt hatte auf ihren Reportagen in Kriegsgebieten, dann das: Vertraue deinem Instinkt.
    Und ihr Instinkt sagte ihr, dass dieser Typ sie verfolgte.
    Wenn er einen Helfershelfer hätte und der würde an der nächsten Haltestelle vorne einsteigen, säße sie hoffnungslos in der Falle.
    Und wenn sie Nyström fassen wollten, mussten sie ihr unauffällig folgen, dann durften sie ihr nichts tun.
    Ihr Instinkt sagte ihr jedoch etwas anderes.
    Eine Frau stand auf, der Mann bewegte sich, drängte sich nach vorn, als wäre er an dem Sitzplatz interessiert. Karen konnte nicht weiter. Sie stand schon ganz vorn. Sie musste unbedingt raus an der nächsten Haltestelle. Der Verkehr kroch. Nur noch zwei Fahrgäste standen zwischen ihnen. Da setzte sich der eine auf den frei gewordenen Platz, jetzt stand nur noch ein grauhaariger Mann zwischen ihnen, schon glaubte sie den Atem des Verfolgers im Nacken zu spüren. Ihr Herz hämmerte, Adrenalin schoss ihr in die Adern, sie war bereit.
    Gare Central. Der Bus hielt, die Tür öffnete sich, sie stürzte hinaus und dann hinunter in die nächstbeste U-Bahn. Erst als sich die Türen hinter ihr schlossen, fühlte sie sich einigermaßen sicher.
    Wie verabredet stieg sie an der Station Comte de Flandre aus.
    Sie sah sich um, konnte aber weder den Verfolger aus dem Bus entdecken noch einen, der in ihr ein ähnlich unangenehmes Gefühl auslöste. Vielleicht hatte es ja auch gar keine

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