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Das Syndikat

Das Syndikat

Titel: Das Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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die meisten Dinge mit ihr persönlich. Also, weshalb dieser Umweg? »Es ist ihm unangenehm, ja?«
    Chuck Leek holte Luft und nickte.
    »Worum geht es?«, fragte sie.
    »Um einen Besuch in Brüssel. Du mit Silva. Ohne Syd. Eine Stippvisite, ganz spontan.«
    »Und aus welchem Grund? Und warum soll unsere Tochter mitkommen?« Sie wurde neugierig, zugleich auch argwöhnisch. Wenn man nicht den Präsidenten der Vereinigten Staaten einlud, sondern dessen Frau, konnte es nur zwei Erklärungen geben.
    »Will man von irgendetwas ablenken, was Syd tun wird, oder treffe ich mich mit einer unerwünschten Person?«, fragte sie geradeheraus.
    »Nein, nein.« Er räusperte sich.
    Die Angelegenheit war ihm sichtlich unangenehm, stellte Darlene fest und nippte an der Wasserflasche. »Also, Chuck?«
    »Es geht um amerikanisch-europäische Beziehungspflege«, fing er an, »nichts, um das man großes Aufhebens machen müsste, eher etwas Selbstverständliches ... so was wie ein Freundschaftsspiel.«
    »Ein Freundschaftsspiel ...«
    Er wiegte den Kopf. »Europäisches Festival des politischen Films.«
    Sie hob die Brauen. Was hatte das mit ihr zu tun oder mit Amerika?
    Chuck winkte ab. »Es zeigt unsere Verbundenheit mit Europa. Die denken doch immer, dass wir sie nicht für voll nehmen. Gerade auch im Film ...«
    »Das ist alles?« Darlene wunderte sich. Das hätte Syd ihr doch auch selbst sagen können. »Nein, das ist nicht alles, oder?«
    Chuck nickte langsam.
    »Ich weiß«, sagte sie und versuchte zu lachen, »ich muss wahrscheinlich mit Julie Agogué plaudern und diesem lächerlichen italienischen Gockel die Hand schütteln, stimmt’s?«
    Die Gattin des französischen Präsidenten hatte sie schon zweimal getroffen, und mit jedem Mal fand sie diese Dame peinlicher. Sie kannte offenbar nur zwei Themen: Sex und Sex.
    »Du wirst ein bisschen den Boden bereiten für Syds Gespräche. Eine persönlichere Atmosphäre schaffen, sozusagen.« Er kratzte sich unter dem Hemdkragen.
    Er fühlt sich unbehaglich, dachte sie. »Das ist noch nicht alles, Chuck, ich weiß es.«
    Sein Grinsen misslang. »Es ist ... am 23. Februar.«
    »Am 23. Februar? Unmöglich!« Sie müsste Syd anrufen, er schuldete ihr eine Erklärung. »Das werden die Menschen nicht verstehen. Die Medien werden uns Eheprobleme vorwerfen und mir mal wieder Extravaganz.« Sie griff zum Handy, um ihn anzurufen. »Syds Geburtstag! Das wird unsere Umfragewerte noch weiter in den Keller treiben.«
    »Er weiß es, Darlene.«
    Sie konnte nichts sagen. Sie sah auf das Handy in ihrer Hand, ihr war, als müsste sie sich daran festhalten.
    »Du musst nur zu diesem Festival.« Er hielt mit den Händen ein imaginäres Schild in die Luft. » Die First Lady besucht das Europäische Festival des politischen Films , du wirst in allen Klatschzeitungen sein, die Europäer werden dich – und Amerika – lieben. Imagepflege. Du kannst ein bisschen die intellektuelle Seite von uns Amerikanern zeigen und demonstrieren, wie wichtig Amerika der offene politische Diskurs ist.« Er strahlte sie an. »Na?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Und wie wirkt das auf die Menschen in unserem Land? Die sind mit anderen Problemen beschäftigt. Arbeitslosigkeit, Armut, Irak, Afghanistan, die Atomkatastrophe ...«
    »Darlene! Die Menschen sehnen sich nach ein bisschen Glamour in ihrem tristen Leben! Das muss ich dir doch nicht sagen! Erinnerst du dich, dass du mir erzählt hast, wie du als kleines Mädchen die Zeitungen mit den Hollywoodstars geliebt hast? Die meisten Menschen lieben Könige und Königinnen, sie verschlingen Zeitungs- und Fernsehberichte über deren Prunk! Paläste, teure Kleider, Schmuck, Jachten ... Das ist wie bei den Filmstars. Die Menschen brauchen Märchen! Sie bringen ihnen Freude, Hoffnung, Träume ... Darlene, darüber waren wir uns doch schon bei den Wahlen einig.«
    »Chuck, hör auf. Ich rede mit Syd. Er wird mir eine bessere Erklärung für diesen Plan geben.«
    Sie seufzte. Seit einiger Zeit war sie häufig in Hochglanzmagazinen abgebildet, man lobte ihren eleganten und teuren Stil. Aber es gab schon leise Stimmen, die genau das kritisierten. Die teuren Kleider, den hohen Stellenwert von Äußerlichkeiten. Eine Reise nach Brüssel würde ganz sicher vielen nicht gefallen.
    Darlene spürte, wie ihre Wut hochkochte, aber sie hatte in den vielen Jahren in der Politik gelernt, dass Wut zeigen Schwäche bedeutete, und so kämpfte sie das Zittern in ihrer Stimme nieder. Wie konnte Syd so etwas

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