Das Syndikat
Schultern, als berührte ihn das gar nicht. »Sie warten nur darauf, dass ich ihnen ins Netz gehe.«
» Lanzelot «, sagte sie, »der in Ungnade gefallene Ritter von König Artus’ Tafelrunde. Bist du Lanzelot? «
»Lanzelot durfte den Heiligen Gral nicht suchen, aber ...«, er machte eine ausladende Handbewegung, »er tut es doch.« Er schüttelte sich eine rötliche Strähne aus der Stirn.
Jetzt erst fiel ihr ein Mann auf, der an einem Monitor arbeitete. Sie sah nur seine dunkle Silhouette, die sich gegen das Licht des Bildschirms abzeichnete.
»Und was ist für Lanzelot der Heilige Gral?«, fragte sie.
»Geheimnisse, geheim gehaltene Wahrheiten, Wahrheiten, die unter Verschluss gehalten werden, weil sie die Weltordnung bedrohen würden.«
Karen musterte ihn. War er größenwahnsinnig? Oder ein Rebell? Oder ein Spinner? Ihr waren schon alle möglichen sonderbaren Typen über den Weg gelaufen.
Über die Monitore liefen Daten, das konnte sie aus der Entfernung sehen. »Ihr hackt euch also in Datenbanken ein«, stellte sie so nüchtern wie möglich fest.
» So was Schlimmes tun wir, Teecee?«, fragte er und zwinkerte.
»Ja«, kam es von dem braunen Lockenkopf.
Teecee also, na gut.
»Die Stadt ist vollgestopft mit Überwachungskameras«, erklärte Nyström und klopfte Teecee auf die Schulter. »Er schafft es regelmäßig, ein paar Kameras in der Stadt auszuschalten.
Teecee, zeig uns mal was.«
Hacker, dachte sie. Sie war also in die Hackerszene eingedrungen.
Teecees Finger flogen über die Tasten, und plötzlich tauchte auf dem Bildschirm die Ansicht eines Bahnsteigs auf.
»Die Überwachungskamera am Gare Central«, erklärte Nyström, »such dir einen aus, Karen. Einen von den Leuten da.«
»Was macht ihr mit ihm?«, fragte Karen vorsichtig.
Nyström grinste. »Wir verleihen ihm übermenschliche Kräfte.« Teecee kicherte. »Lass dich überraschen.«
Karen beobachtete die Menschen auf dem Monitor. Ein Pärchen kauerte aneinandergeschmiegt auf einer Bank und starrte auf die Gleise. Eine rothaarige Frau in kurzem Mantel und Stöckelschuhen sprach aufgeregt in ihr Handy, ein Mann um die fünfzig, er trug einen Parka, ging auf und ab. Weiter hinten entdeckte Karen noch andere Menschen, auf einmal schob sich ein junger Mann mit Strickmütze und weißer Daunenjacke ins Bild. »Den da.«
»Okay«, sagte Teecee und ließ per Tastendruck die Kamera heranzoomen.
»Wir können uns in einige Überwachungssysteme einhacken. Das Gute ist, die meisten Datenbanken arbeiten mit der Software von Legend , damit kennen wir uns super aus, was Teecee?« Nyström klopfte ihm auf die Schulter.
Teecee gab ein Grunzen von sich.
»Wir können uns auch in Dienste wie Foursquare oder Google Latitude einhacken«, fuhr Nyström fort. »Bei diesem Dienst loggen sich die Nutzer mit ihrem aktuellen Aufenthaltsort ein, um ihre Freunde zu informieren. Die geben ihnen dann Tipps oder schreiben, dass sie in der Nähe sind.«
Ja, das wusste sie alles, aber sie hatte nie Gebrauch davon gemacht.
»Wenn erst mal alle Handys mit GPS ausgestattet sind und noch präziser arbeiten, kann man auch über das Satellitensystem Informationen leiten«, Nyström lächelte hintergründig, »und man kann jeden mit seinem Handy punktgenau orten. Jetzt weicht es noch um ein paar Meter ab.«
»Und was macht ihr mit dieser Information?« Sie sah sich nach Lee um, doch der war verschwunden.
»Augenblick«, sagte Nyström. Teecee ließ das Gesicht des Jungen einfrieren. » Augmented Reality . Zum Beispiel: Gesichtserkennungsprogramm. Ist längst auf dem Markt. Es kommt nur darauf an, die Daten mit denen aus anderen Datenbanken zu vergleichen. Ganz einfache Programme suchen auf Befehl die Bilddateien auf deinem Computer nach Gesichtern ab und speichern sie dir in einer separaten Datei.«
Nyström selbst gab ein paar Befehle in einen anderen PC ein, worauf sich seitlich ein neues Fenster öffnete. »So, und schon hab ich unseren Freund, er hat ein ziemlich ausführliches Porträt auf Facebook hinterlegt. Name: Nils Schrothmann, geboren 1987, lebt in Frankfurt, Deutschland. Und jetzt gehen wir nach Frankfurt, ins Telefonbuch.«
Er tippte wieder.
»Ich hab ihn!«, rief Teecee von seinem Bildschirm herüber. »Mainzer Landstraße 311 ...«
»Ihr könnt euch in deutsche Datenbanken einhacken?«
»Es gibt längst europäische Datenbanken«, Nyström winkte ab, »das Schengener Sicherheitssystem III hat uns das beschert: Es erlaubt und ermöglicht die
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