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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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für die Akzeptanz
     der Suchmaschine bei den Usern.
    Norman hatte dafür zu sorgen, dass dieser Fall nie eintrat, indem er das System überwachte, Statistiken erstellte, Engpässe
     analysierte und neue Hardware anforderte, sobald die Rechnerkapazität knapp wurde. Normalerweise lag die Auslastung weit unter
     der kritischen Schwelle, aber es konnte jederzeit zu einem Ansturm kommen, wenn irgendwo auf der Welt eine größere Katastrophe
     geschah und rund um den Globus Millionen Menschen gleichzeitig nach Informationen suchten. Doch zurzeit war die Rechnerfarm
     mit weniger als dreitausend Zugriffen pro Sekunde weit von einer solchen Spitzenlast entfernt.
    Norman warf routinemäßig einen Blick auf die Systemstatistik, die jeweils die Auslastung der letzten zehn Sekunden wiedergab.

    Er stutzte. Irgendwas stimmte hier nicht. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit und die Systemauslastung stiegen, |33| obwohl die Zahl der Zugriffe ungefähr konstant blieb. Das konnte eigentlich nicht sein.
    Was war da los? Ein Virus? Nein, unmöglich. Nicht bei den Sicherheitsvorkehrungen, die die Firma getroffen hatte, nachdem
     der gesamte Cluster einmal zusammengebrochen war. Vor mehr als zwei Jahren war das gewesen, vor seiner Zeit, aber noch heute
     steckte es den Leuten, die damals dabei gewesen waren, in den Knochen.
    Ein Hardwareproblem war die einzige Erklärung. Eine Clusterbank musste ausgefallen sein. Aber dann hätte die Auslastung eigentlich
     sprunghaft steigen und danach konstant bleiben müssen.
    Mit zunehmendem Entsetzen beobachtete er, wie die Systemauslastung sich der Zehn-Prozent-Marke näherte, die normalerweise
     nur zu den Spitzenzeiten am frühen Morgen erreicht wurde, wenn in Europa noch gearbeitet wurde und die Westküste der USA langsam
     erwachte. Er spürte, wie sich die ersten Schweißperlen auf seiner Stirn und unter seinen Achseln bildeten.
    Bei elf Prozent Systemauslastung griff Norman zum Telefonhörer, um Joe vom Hardwaredienst anzurufen. Irgendwo mussten reihenweise
     Rechner ausfallen. Er befürchtete einen Dominoeffekt.
    »Joe Gruner?«
    »Hi Joe, hier ist Norman. Ich hab hier eine steigende Systemauslastung bei konstanten Zugriffen. Ihr müsst irgendwo ein massives
     Hardwareproblem haben.«
    »Negativ, Houston«, sagte Joe in seiner schlechten Tom-Hanks-Imitation. »Alle Systeme sind auf Go.«
    »Bist du sicher?«
    »Hör mal, Stormin’ Norman, mach du deinen Job, und lass mich meinen machen, okay?«
    »Schon gut. Es ist nur, ich hab hier …« Er blickte erneut auf die Statistik, blinzelte.
    |34|

    »Vergiss es, Joe. Mein Fehler. Alles okay hier.«
    »Norm?«
    »Ja?«
    »Du solltest ein bisschen weniger von dem Zeug nehmen, weißt du.«
    »Idiot.« Norman legte auf. Seltsam. Was war passiert? Hatte das Statistik-Tool, das die Systemauslastung analysierte, einen
     Bug? Das erschien ihm unwahrscheinlich; schließlich arbeitete er schon seit mehr als einem Jahr damit, und es hatte immer
     einwandfrei funktioniert.
    Wenn es kein Hardwareproblem war, dann musste irgendein Prozess auf den Maschinen laufen, der ein hohes Maß an Rechenkapazität
     beanspruchte. Ein sehr hohes Maß. Was konnte das sein? Ein Virus wohl nicht, denn der belastete normalerweise nicht die Hauptprozessoren,
     sondern die Kommunikationskanäle. Er überprüfte die Datenmengen, die in den letzten Minuten vom System nach außen übermittelt
     worden waren. Es gab keine Auffälligkeiten. Also definitiv kein Virus.
    Aber was dann? Hatte irgendjemand verbotenerweise eine Software auf den Rechnern installiert? Ein Computerspiel vielleicht?
     Es war eine aufregende Vorstellung, die riesige |35| Rechenleistung von Ultrasearch für die Simulation einer virtuellen Welt zu verwenden. Damit wäre ein ganz neuer Realismus
     erreichbar. Aber das war natürlich Unfug – ein 3D-Simulationsprogramm, das eine solche Rechenleistung wie die dieses Clusters
     in Echtzeit nutzen konnte, gab es nicht.
    Norman war klar, dass er den Vorfall eigentlich melden musste. Schließlich war es sein Job, auf das System aufzupassen und
     bei ungewöhnlichen Vorkommnissen sofort Alarm zu schlagen. Andererseits, was hatte er schon in der Hand? Eine kurzzeitige
     Zunahme der Systemlast, weit unter der kritischen Grenze. Kein Grund zur Beunruhigung. Wenn er wegen dieser Lappalie Alarm
     schlug, würde er sich möglicherweise lächerlich machen. Außerdem hatte er ja Joe Bescheid gesagt, der sich nur über ihn lustig
     gemacht hatte. Wenn es zu

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