Das System
verdoppelt, das entspricht einem Faktor von etwa 1: 130 000. Gleichzeitig stieg die Zahl der Rechenoperationen pro Sekunde um den Faktor 3000.
Heute finden sich in fast jedem deutschen Haushalt nicht nur ein PC, sondern in der Regel gleich ein paar Dutzend Computer,
auch wenn viele davon weder Tastatur noch Bildschirm haben. Sie stecken in Autos, Haushaltsgeräten, MP3-Playern, Digitalkameras,
Mobiltelefonen und Spielzeug. Die meisten davon sind noch nicht miteinander vernetzt, aber das ist nur noch eine Frage weniger
Jahre. Multipliziert man diese enorme Menge an Mikroprozessoren mit der gestiegenen Leistungsfähigkeit, dann dürfte sich die
gesamte Rechenkapazität der Computer auf unserem Planeten innerhalb einer Menschengeneration um mindestens den Faktor eine
Milliarde vervielfacht haben. Und ein Ende dieses |402| Trends ist nicht abzusehen, denn neue Entwicklungsschübe, etwa durch die Nanotechnologie, lassen noch viel leistungsstärkere
Systeme in greifbare Nähe rücken.
Mindestens ebenso bedeutend ist die zunehmende Komplexität der Technik. 1981 war es für Softwareentwickler noch üblich, »Assembler«
zu lernen, eine Programmiersprache, die sich sehr nah an der »Muttersprache« der Mikroprozessoren orientierte. Man wusste
genau, was eine bestimmte Programmanweisung im Computer bewirkte. Viele nützliche Anwendungsprogramme und Spiele waren so
kurz, dass sie vollständig in Computerzeitschriften abgedruckt und von den Lesern abgetippt werden konnten.
Heute ist der Programmcode eines Betriebssystems oder eines durchschnittlichen Computerspiels viele Millionen Zeilen lang.
Für einen einzelnen Menschen ist es unmöglich, diesen vollständig zu verstehen. Softwareentwickler verlassen sich auf Programmbibliotheken,
die andere erstellt haben, ohne zu wissen, wie die einzelnen Teile darin genau funktionieren. Zunehmend benutzen sie »Codegeneratoren«:
Softwaresysteme, die mit künstlicher Intelligenz automatisch Programme erzeugen. Damit lässt sich die Entwicklung neuer Anwendungen
stark beschleunigen. Doch der Preis dieser Geschwindigkeit ist, dass niemand mehr die Systeme im Detail versteht.
Wenn wir jemals eine echte Kontrolle über die Entstehung neuer Technologien hatten (was ich, genau wie Professor Weisenberg,
bezweifle), haben wir sie heute zumindest längst verloren. Wir sind nicht mehr weit von dem Punkt entfernt, an dem sich Maschinen
im Wesentlichen ohne unsere Hilfe selbst weiterentwickeln. Zukunftsforscher nennen das die »technologische Singularität« –
den Moment, von dem an sich die technische Evolution so sehr beschleunigt, dass wir nur noch danebenstehen und zusehen können.
Unsere Enkelkinder werden höchstwahrscheinlich von Systemen umgeben sein, die sie in etwa so begreifen wie ein |403| Steinzeitmensch die Natur: Er wusste nicht, wie ein Säbelzahntiger »funktioniert«, aber er wusste immerhin, was er tun musste,
wenn einer kam.
In seinem aufsehenerregenden Essay »Warum die Zukunft uns nicht braucht« schrieb Bill Joy, einer der Gründer der Computerfirma
Sun und Erfinder der Programmiersprache Java, im Jahr 2000: »Doch nun, mit der Aussicht, dass Computer in dreißig Jahren die
Leistungsfähigkeit des menschlichen Gehirns erreichen, drängt sich mir ein neuer Gedanke auf: dass ich vielleicht dabei bin,
die Werkzeuge zu schaffen, mit denen eine Technologie konstruiert wird, die den Menschen ersetzen könnte. Wie ich mich dabei
fühle? Verdammt unwohl.«
Werden Computer bald intelligenter sein als Menschen? Mit hoher Wahrscheinlichkeit.
Werden sie uns helfen, den Schaden wiedergutzumachen, den wir unserer Welt zugefügt haben? Oder werden sie sich gegen ihre
Schöpfer wenden und uns als lästige Parasiten betrachten? Werden wir Menschen in Zukunft noch gebraucht?
Ich weiß es nicht. Aber ich bleibe optimistisch. Ich vertraue darauf, dass wir mit den Systemen, die wir geschaffen haben
– wie sehr sie uns auch überlegen sein mögen –, in friedlicher Symbiose zusammenleben können. Und dass wir bei all den Annehmlichkeiten
zukünftiger Technik, bei aller Lebensverlängerung und Leistungssteigerung, bei den vielfältigen Verlockungen perfekter virtueller
Realitäten eines niemals vergessen: Dass wir keine Maschinen sind, sondern Menschen.
Dieses Buch verdankt seine Existenz vor allem dem Umstand, dass eine Menge Leute an mich geglaubt haben. Bei ihnen allen möchte
ich mich bedanken: Zuerst bei meiner Mutter,
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