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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Tastatur mit ihrem Computer. Es war ein sehr schneller Dialog,
     der scheinbar den Charakter eines Streitgesprächs hatte.
    Lisas glatte, hohe Stirn legte sich immer öfter in Falten. Die ganze Zeit hatte sie kein Wort gesagt, aber ihre Anspannung
     wurde deutlich spürbar. Plötzlich stand sie auf, stellte sich in die Mitte des Raums, schloss die Augen und atmete ein paar
     Mal tief ein und aus, als müsse sie ihre Wut abbauen. Dann setzte sie sich wieder und arbeitete weiter.
    Mark sah auf die Uhr. Seit zwei Stunden saß er jetzt schon hier, doch es war ihm nicht langweilig geworden, ihr zuzusehen.
     Er hatte das Gefühl, Zeuge eines dramatischen Kampfes zu sein, den er nicht verstand, dessen Ausgang jedoch auch über sein
     Schicksal entscheiden konnte.
    |116| Gerade als er sicher war, dass Lisa ihn vollkommen vergessen hatte, hielten ihre Finger mitten in der Bewegung inne. Sie atmete
     tief ein und aus, dann wandte sie sich ihm zu.
    »Ich komme nicht rein«, sagte sie. »Alle meine kleinen Hintertürchen sind zugemauert.«
    »Hintertüren? Du meinst, du hattest die ganze Zeit Zugang zu unserem System?«
    Lisa grinste. »Was glaubst du denn? Ihr habt Glück gehabt, dass ich gut darin bin, meine Wut zu unterdrücken. Sonst hättet
     ihr am Tag nach meiner Entlassung ein paar böse Überraschungen erlebt.« Das Grinsen verschwand. »Irgendwer hat das alles gefunden.«
    »Ludger?«
    »Das glaube ich nicht. Ludger war immer ein bisschen naiv. Martin ist der Paranoide im Team, aber er hat nicht das Know-how.
     Rainer hätte das Zeug dazu, aber er würde wohl nicht auf die Idee kommen, nach Trapdoors zu suchen. Die Vorstellung, etwas
     Verbotenes im System zu tun, ist ihm völlig fremd.«
    »Wer dann?«
    »Das ist eine sehr interessante Frage.«
    »Und jetzt? Was machen wir jetzt?«
    »Ich brauche einen gültigen Systemzugang. Am besten einen mit Administrator-Rechten. Deiner ist wohl gesperrt, nehme ich an?«
    Mark nickte. »Wir könnten Martin fragen, der hat einen Admin-Zugang.«
    »Lieber nicht. Wir wissen nicht, wer der Maulwurf bei D. I. ist, aber es muss einen geben.«
    »Traust du Martin so was zu?«
    »Nein. Ich traue es eigentlich keinem aus dem Team zu. Das ist ja gerade das Problem. Irgendwer spielt falsch, und das verdammt
     gut! Martin könnte es ebenso sein wie jeder andere.«
    |117| »Dann fällt mir nur noch Mary ein. Sie hat keine Admin-Rechte, aber sie kann auf alle Verzeichnisse zugreifen.«
    »Und woher wissen wir, dass sie es nicht war?«
    »Für Mary lege ich meine Hand ins Feuer.«
    Lisa warf Mark einen skeptischen Blick zu. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich weiß ja nicht, ob ich deiner Urteilskraft
     in dieser Hinsicht traue. Aber ich denke, wir können sie ausschließen. Sie hat keine Ahnung von Technik.«
    Sie zeigte ihm das Telefon in dem kleinen Flur ihrer Wohnung. Der Apparat war klobig und grau und hatte eine altmodische Wählscheibe.
     Es handelte sich um eine Replik eines Telefons, wie es bis in die achtziger Jahre gängig gewesen war, als das Telefonnetz
     noch von der Deutschen Bundespost betrieben wurde. Im Inneren steckte wahrscheinlich modernste Voice-over-IP-Technik. Mark
     hatte Schwierigkeiten, mit der ungewohnten, sperrigen Drehscheibe die richtige Ziffernfolge zu wählen. Er erreichte Mary auf
     dem Handy beim Einkaufen.
    »Mark? Wo bist du?«
    »Das sage ich dir lieber nicht. Hör zu, ich brauche dein Systempasswort. Ich habe jemanden gefunden, der mir hilft, nach Spuren
     zu suchen.«
    Lisa machte ein Gesicht, als wolle sie gegen diese Aussage protestieren, sagte aber nichts.
    »Wer denn?«
    »Mary, sei mir nicht böse, aber je weniger du weißt, desto besser.«
    Er hörte, wie sie einen Moment die Luft anhielt.
    »Du traust mir nicht!«
    »Nein, Mary, ehrlich, das ist es nicht. Ich möchte nur nicht, dass meine Hel… dass derjenige, der mir hilft, noch tiefer in
     die Sache reingezogen wird.« Lisas Blick verfinsterte sich bei dieser Aussage.
    Mary zögerte einen Moment. »Bist du sicher, dass du deinem Helfer trauen kannst?«
    |118| Mark zögerte nur einen Sekundenbruchteil. »Ja.«
    »Du weißt schon, dass ich meinen Job riskiere für dich, ja?«
    »Mary, wir müssen rauskriegen, wer Ludger …«
    »Schon gut. Das Passwort ist ›Butterfly‹. Sag mir, wenn ihr was gefunden habt, ja?«
    »Mach ich. Danke, Mary!« Er legte auf. Lisa begann wieder mit der Arbeit. Mit Hilfe von Marys Passwort konnte sie sich problemlos
     als Benutzerin anmelden. Zunächst bewegte

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