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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Reihe aneinandergeklebter weißer
     Blechtonnen sah sie aus, mit so etwas wie glitzernden Insektenflügeln an den Seiten. Die großen Haupt-Solarkollektoren, die
     oberhalb der eigentlichen Station an einem Gittergerüst angebracht waren, waren auf dem Bildausschnitt nicht zu erkennen.
    Cantoni begriff, dass die Kamera am Ende des Roboterarms angebracht sein musste. Seine Nackenhaare stellten sich auf, als
     ihm klar wurde, dass jemand – oder etwas – den Arm bewegte.
    »Juri!«, schrie er. »Juri, komm schnell!« Im selben Moment erlosch der Monitor. Natürlich.
    Orlov fluchte. »Was ist denn jetzt schon wieder?«, rief er aus dem Wohnmodul.
    »Komm mal her. Der Arm hat sich bewegt.«
    |111| Elegant wie ein Aal wand sich der Kommandant durch das Schott und schwebte neben Cantoni. Er sah ihn an, als zweifle er an
     dessen Verstand. »Was hat sich bewegt?«
    »Der Arm!« Cantoni deutete auf die Monitore. »Der Canadarm2 hat sich bewegt!«
    »Du hast den Arm bewegt? Warum?«
    »Nicht ich! Der Arm hat sich von selbst bewegt! Ich habe es gesehen, da auf dem Monitor.«
    Orlov runzelte die Stirn und starrte den schwarzen Bildschirm an. »Ich sehe nichts«, sagte er langsam.
    »Es hat sich wieder abgeschaltet«, sagte Cantoni. »Ich schwöre es! Da war das Bild von der Kamera, die vorne am Arm montiert
     ist. Ich habe die Erde gesehen und dann die Station. Der Arm muss geschwenkt worden sein.«
    »Sieh mal hier.« Orlov zeigte auf die Kontrollen unter den Monitoren. Er sprach mit ruhiger Stimme, wie man mit einem kleinen
     Kind spricht. »Das da sind die Steuerelemente für den Roboterarm. Wenn man da herumspielt, bewegt man den Arm. Aber jetzt
     ist er ja ausgeschaltet.«
    »Ist der Arm mit dem Zentralrechner verbunden?«, fragte Cantoni.
    »Natürlich. Der Computer hilft bei der komplizierten Bewegung des Arms.«
    Cantoni nickte langsam. »Dann haben wir ein Problem.«

[ Menü ]
    27.
    Hamburg-Altona,
    Samstag 8:10 Uhr
    »Mark?« Unterschiedliche Emotionen zeigten sich auf Lisa Hogerts feingeschnittenem Gesicht: Zuerst Überraschung, dann Misstrauen,
     schließlich offene Abneigung. Ihr schwarzes, kurz geschnittenes Haar stand unordentlich in alle Richtungen, so als habe Mark
     sie aus dem Bett geklingelt, |112| doch sie trug schwarze Jeans und einen hautengen schwarzen Rollkragenpullover, der ihren sehr schlanken Oberkörper betonte.
     Quer durch ihre linke Augenbraue lief eine dünne Narbe. »Was … was willst du?«
    Mark konnte es sich nicht leisten, lange um den heißen Brei herumzureden. »Ich brauche deine Hilfe.«
    Für einen Moment war Lisa sprachlos. Dann lachte sie. »Ich fasse es nicht! Erst feuerst du mich, und dann stehst du plötzlich
     hier vor der Tür und brauchst meine Hilfe! Noch dazu am Samstag! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich jemals wieder für
     dich oder D. I. arbeite!«
    »So meinte ich das nicht«, sagte Mark. Er blickte zu Boden. Es war ihm verdammt unangenehm, hier zu stehen, aber er hatte
     keine Wahl gehabt. Er konnte froh sein, dass er es geschafft hatte, unerkannt per Anhalter bis nach Stade zu kommen. Von dort
     war er mit dem Tragflächenboot die Elbe hinauf nach Hamburg gefahren und hatte die U-Bahn erreicht, ohne auf Polizisten zu
     stoßen. »Ludger ist tot«, sagte er leise.
    »Was?« Lisas Gesicht zeigte echte Bestürzung. Sie hatte Ludger gemocht, wie alle im Team.
    Es war Mark damals nicht leichtgefallen, Ludger davon zu überzeugen, dass die Kündigung notwendig war, um die Disziplin im
     Team aufrechtzuerhalten. Ludger, der sich immer vor seine Mitarbeiter gestellt hatte und der nun von einem von ihnen verraten
     worden war.
    »Wie ist das passiert?«
    »Er ist ermordet worden. Bitte, Lisa, darf ich reinkommen?«
    Sie sah ihn einen Augenblick misstrauisch an, so als überlege sie, ob es sich um einen Trick handeln könne. Dann wandte sie
     sich wortlos um und ging in die Wohnung. Mark folgte ihr.
    Das Apartment war spartanisch eingerichtet, die Wände waren kahl. Es gab einen Schlafraum, in dem ein großer Futon mit flachen
     Nachttischen und einer metallenen Leselampe |113| sowie ein einfacher Kleiderschrank standen, und ein Zimmer mit einem Schreibtisch aus einer alten Tür auf zwei Holzböcken.
     Darauf standen mehrere Computer und Monitore. Die einzige Sitzgelegenheit für mehr als eine Person bot der kleine Tisch in
     der Küche.
    »Setz dich«, sagte Lisa, während sie mit effizienten Bewegungen ihr unterbrochenes Frühstück wegräumte: Ein angebissenes

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