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Das System

Das System

Titel: Das System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Umgangssprache stellen. Ich werde es Ihnen zeigen.« Er tippte: »Wie ist der Luftdruck
     in Heidelberg?«
    »Der Luftdruck in Heidelberg beträgt zurzeit 1009 Hektopascal«, sagte DINAs synthetische Stimme.
    »Wie wird der Luftdruck dort morgen um 15:00 Uhr sein?«
    »Der Luftdruck in Heidelberg wird morgen um 15:00 Uhr zwischen 1021 und 1025 Hektopascal betragen.«
    »Wie Sie sehen, berechnet DINA gerade ein komplexes Klima-Simulationsmodell«, sagte Mark. »Sie können jede beliebige Frage
     zum Wetter in Deutschland stellen, und DINA wird versuchen, sie anhand der Simulationsergebnisse zu beantworten.«
    |20| Grimes starrte Mark mit seinem Froschgesicht an, als halte er ihn für eine appetitliche Fliege. Er führte die Fingerspitzen
     zusammen und klappte die Unterlippe nach unten, wie er es immer tat, bevor er eine seiner gefürchteten Fragen stellte. Mark
     ahnte schon, was jetzt kommen würde: Die Frage danach, wie viel zusätzlichen Umsatz diese neue Technologie in den nächsten
     sechs Monaten bringen würde.
    Grimes beugte sich vor. »Darf ich die Tastatur haben, bitte?«
    Überrascht schob Mark Tastatur und Maus auf die andere Seite des Tisches. Bisher hatte sich Grimes noch nie aktiv mit den
     Produkten von D. I. auseinandergesetzt.
    »Wie ist das Wetter in Rio de Janeiro?«, tippte er.
    »Dieses Simulationsmodell generiert nur Wetterdaten für Deutschland«, sagte DINA.
    Mark lächelte und nickte seinem Mitgründer und Technik-Vorstand Ludger Hamacher zu, der zwischen Grimes und Heider saß. Ludger
     wirkte blass und angespannt. Auch Mary Andresen, Vorstand für Finanzen, war die Nervosität anzusehen. Sie wusste besser als
     alle anderen, wann der Firma das Geld ausgehen würde. Es waren wahrscheinlich weniger als acht Wochen bis zu dem Zeitpunkt,
     an dem Mark den Insolvenzantrag stellen musste. Wenn nicht noch ein Wunder geschah.
    »Wie ist das Wetter am 30. Februar 2012?«, tippte Grimes.
    »Der Monat Februar hat im Jahr 2012 nur 29 Tage.«
    Zustimmendes Nicken von Andreas Heider. Helmut Weseling kritzelte auf seinem Notizblock herum. Wahrscheinlich versuchte er
     auszurechnen, ob 2012 ein Schaltjahr war.
    »Also gut, wie ist das Wetter am 29. Februar 2012?«
    »Die Prognosegenauigkeit dieses Simulationsmodells reicht für langfristige Betrachtungen nicht aus. Bitte beschränken Sie
     den Zeitraum auf die nächsten zehn Tage.«
    »Wie ist das Wetter nächsten Donnerstag?«
    »Für welchen Ort wünschen Sie eine Prognose?«
    |21| »Hamburg.«
    »In Hamburg wird es am Donnerstag leicht bewölkt sein, mit gelegentlichen Auflockerungen. Die zu erwartende Niederschlagsmenge
     liegt zwischen 0,00 und 0,05 Liter pro Quadratmeter.«
    Die Mienen der Aufsichtsratsmitglieder hellten sich auf. Mark jubelte innerlich. Dass John Grimes selbst mit DINA kommunizierte,
     war das Beste, was passieren konnte. Und DINA schlug sich wirklich brillant. Er nahm sich vor, Ludger und sein Team nach der
     Sitzung zu beglückwünschen.
    »Wie ist der Luftdruck in Heidelberg?«, tippte Grimes.
    »Der Luftdruck in Heidelberg beträgt zurzeit 1008 Hektopascal.«
    »Wie wird der Luftdruck dort morgen um 15:00 Uhr sein?«
    »Der Luftdruck in Heidelberg beträgt morgen um 15:00 Uhr zwischen 1087 und 1112 Hektopascal.«
    Mark stutzte. Das waren nicht die Zahlen, die DINA vorhin ausgegeben hatte. Er kannte sich nicht besonders gut mit Meteorologie
     aus, aber die Werte erschienen ihm recht hoch.
    »Wie hoch wird der Luftdruck in Heidelberg morgen um 15:00 Uhr sein?«, tippte Grimes noch einmal.
    »Der Luftdruck in Heidelberg beträgt morgen um 15:00 Uhr zwischen 212 und 231 Hektopascal«, sagte DINA mit ihrer ruhigen,
     emotionslosen Stimme.
    Mark wurde kalt.
    »Ganz schöne Luftdruckschwankungen in Heidelberg«, sagte Grimes. Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. »Vielleicht sollten
     wir den Deutschen Wetterdienst anrufen und eine Sturmwarnung herausgeben lassen. Oder besser, wir empfehlen, die Stadt zu
     evakuieren. 230 Hektopascal, da braucht man schon ein Sauerstoffgerät.«
    »Da ist wohl etwas nicht in Ordnung mit eurem Simulationsmodell«, sagte Helmut Weseling, der eine große Begabung |22| dafür hatte, offensichtliche Dinge festzustellen. Andreas Heider schüttelte nur traurig den Kopf.
    Mark wandte sich hilfesuchend an Ludger, der schweigend dasaß, den Kopf auf die Hände gestützt. Eine peinliche Pause entstand.
     »Der Schmetterlingsflügel-Effekt«, improvisierte er. Er hatte einmal in einer Wirtschaftszeitung einen

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