Das Tagebuch der Patricia White (German Edition)
Mal darfst du raten.«
»Bob! Jetzt sag schon!«
»Sandra Berington. Na? Ist das ein Name für dein Beziehungsdiagramm?«
»Sandra Berington«, wiederholte Hiller. »Das ist ja der Hammer! Danke Bob.«
Hiller trennte die Verbindung. Doktor Overlook hatte die Augenbrauen erhoben. »Sandra?«, fragte sie. »Was ist mit ihr?«
»Sie kennen Sandra Berington?« Hiller hob nun ebenfalls die Augenbrauen.
»Wer im Pilgrim kennt die liebe Sandra nicht? Edward Reynolds Schoßhündchen.« Overlook lachte.
Hiller versuchte zu lächeln, was ihm aber nicht gelang. Die Tatsache, dass Overlook Sandra Berington kannte, ließ ihn aus dem Staunen nur schwer herauskommen. »Sie hatte ein Verhältnis mit ihm?«
»Mit Edward? Nein. Sie hätte wohl gerne, aber Edward würde so etwas nie machen. Er hing an seiner Frau und das würde sich bis an sein Lebensende nicht ändern. Sandra war Neurochirurgin. Eine sehr talentierte noch dazu. Sie sah in Edward wohl so etwas wie einen Gott, wollte mindestens so gut sein wie er. Und das hätte sie auch geschafft, wenn sie nicht das Handtuch geworfen hätte, nach Edwards Selbstmordversuch. Sie hat von einem Tag auf den anderen den Job an den Nagel gehängt und umgesattelt. Ich glaube auf Physiotherapie.«
Hiller schüttelte den Kopf. Jetzt passte ein Mosaikstein in den anderen. »Und was würden Sie sagen, wenn Sandra Berington und Miranda Sharington ein und dieselbe Person sind?«
»Sie verarschen mich, oder?«
»Nein, keineswegs. Gerade eben habe ich die Information erhalten. Sie ist das Mädchen, das von Edward Reynolds das Gehen geschenkt bekommen hat. Und sie war Jack Reynolds Freundin.«
»Wow«, sagte Overlook. Wenn es einen Preis für das überraschteste Gesicht des Jahres gab, dann war ihres zweifellos dafür nominiert.
Wieder spielte Hillers Handy los. Seals Nummer leuchtete am Display.
»Hallo?« Er erwartete, dass Jeff am anderen Ende der Verbindung antwortete .
»Detective?« Hillers Annahme bestätigte sich. »Die Eintragungen im Tagebuch. Sie lauten: Any, ich brauche deine Hilfe . Und Wer ist der Mörder? «
»Danke Jeff«, sagte Hiller und trennte die Verbindung. Er starrte in Overlooks Gesicht. »Was sagten Sie über dieses intuitive Schreiben ? Oder Zeichnen in Jacks Fall? Er stellt eine Frage und Any schickt ihm die Antwort, wobei es eine Antwort aus dem Unterbewussten war?«
Overlook nickte. »Genau so ist es.«
»Wenn also Jack in das Tagebuch schreibt Wer ist der Mörder? und malt dann dieses Bild … « Hiller tippte auf das gesichtslose Mädchen.
»Tja, Detective. Dann hat Jack nicht das nächste Opfer gemalt, sondern den Mörder.«
Hiller schob die Zeichnung zu Doktor Overlook. »Könnte das Sandra Berington sein?«
Overlook runzelte die Stirn. »Ohne Gesicht ist das schwierig. Aber rein von der Statur und den Haaren. Ja. Könnte hinkommen.«
Hiller griff nach dem Handy und wählte Bobs Nummer.
»Hol dir auf der Stelle einen Durchsuchungsbefehl für Sandra Beringtons Praxis und ihr Appartement. Und mir ist es scheißegal, wenn du dafür den Präsidenten der Vereini gten Staaten von seiner Frau runter holen musst!«
Die Durchsuchung von Sandra Beringtons Praxis brachte keinerlei Hinweise auf die Mädchen. Abgesehen von einer Eintragung im Computer, woraus hervorging, dass die Mutter von Patricia bei ihr gewesen war, um sich wegen einer Behandlung beraten zu lassen. Sandra hatte in die Akten eingetragen, dass sie Misses White über die Möglichkeit einer Operation informiert hätte, die Mutter jedoch aus Angst vor dem Risiko ablehnte.
Der Verbleib von Sandra war nach wie vor ungeklärt. Die Sicherheitsleute gaben an, Sandra hatte die Praxis seit zwei Tagen nicht betreten, was für sie sonderbar war, da sie sich täglich in der Praxis aufhielt und sie den Eindruck hatten, sie würde dort wohnen . Etwas Verdächtiges hatten sie nicht feststellen können. Sandra wurde nie mit einem Mädchen gesehen. Immer alleine oder mit ihrem Freund, Jack Reynolds, den sie auf einer Fotografie identifizierten.
Hiller hoffte, im Appartement mehr zu finden, das seinen Verdacht – viel mehr seine Überzeugung – bestätigen würde. Die Spurensicherung fand immer etwas, oft nur Kleinigkeiten wie Haare oder Hautfetzen der Opfer, die die Verdächtigen schließlich dazu brachten, mit der Wahrheit herauszurücken. Hoffentlich auch in diesem Fall.
Das Appart e ment befand sich in Manhattan in einem Wohnhaus der Stuyvesant Town in der zwanzigsten Straße. Auch hier hatte der
Weitere Kostenlose Bücher