Das Tahn-Kommando
schwelgte einige Sekunden in der von ihr erzeugten Hochspannung, bevor sie fortfuhr: »Wer hat wohl Gades bei dieser hochexklusiven Militärschule empfohlen? Wer gab einem gewissen Admiral den Tipp, dass ein gewisser Lieutenant Gades einen hervorragenden Adjutanten abgeben würde? Wer schlug ihn für das Flottillenkommando vor? Wer schanzte ihm diese – ich glaube, ihr würdet sagen ›fetten‹ – diplomatischen Sonderaufträge zu? Das war eine bestimmte, immer die gleiche Person.«
Sten scrollte durch Gades’ Akte und las die Unterschriften unter all diesen Empfehlungen und Anfragen.
»Großer Gott«, flüsterte er tonlos.
Der Rang und sogar die Unterschrift veränderten sich über die Jahre, doch der Name blieb immer der gleiche. Mik Ledoh. Imperialer Großkämmerer – der Mann, der dem Imperator am nächsten stand!
»Jetzt wissen wir also, wer an der Spitze dieser Verschwörung steht, oder?«
»Aber warum denn Ledoh? Was zum Henker hatte er denn mit Gades zu schaffen?«
Rykor klappte ihr eigenes Computerterminal auf.
BEFEHL: VERGLEICHE LEDOH UND GADES, ALLE KATEGORIEN, ALLE ÄHNLICHKEITEN ANZEIGEN.
Schließlich stieß der Computer darauf.
Im Muster der Gene …
Königsmord entspringt oft aus kleinen Ursachen – klein zumindest für diejenigen, die nicht direkt davon betroffen sind. Philipp von Mazedonien starb, weil er lieber öffentlich Sodomie betrieb, anstatt sich auf die straffreie private Variante zu beschränken; Charles I. hätte seinen Kopf wohl behalten können, wenn er sich einigen kleinen Kaufleuten gegenüber etwas höflicher benommen hätte; Trotzki hätte seine Schriften etwas weniger giftig verfassen sollen; Mao III. vom Panasiatischen Imperium hätte gewiss länger gelebt, wenn er sich nicht ausgerechnet die Töchter seiner hochrangigen Minister als Bettgespielinnen ausgesucht hätte; und so weiter.
Admiral Mik Ledohs Bestrebungen, den Ewigen Imperator zu beseitigen, entsprangen ähnlich nichtigen Anlässen. Ledohs erster Diensteinsatz im Bereich der Logistik verpflanzte ihn als Versorgungsoffizier auf eine entlegene Raumbasis des Imperiums.
Die Basis befand sich sogar noch außerhalb der Grenzen des damaligen Imperiums. Obwohl sie weit draußen im Nichts lag, war sie wenigstens auf einem idyllischen Planeten angesiedelt, einer Welt voller tropischer Inseln, Sonnenschein und angenehmem Klima.
Da die Basis nur dazu diente, Patrouilleneinheiten zu versorgen, war es den Soldaten ausdrücklich erlaubt, ihre Ehefrauen oder Ehemänner mitzunehmen.
Die Patrouillenflüge und Patrouillenversorgungs-Aufträge dauerten jeweils ziemlich lange. Ein Aufklärer war normalerweise mindestens vier Monate unterwegs; zum Ausgleich wurde die Besatzung mit angemessener Freizeit entschädigt.
Für die Soldaten und Raumfahrer, die auf dieser tropischen Welt stationiert waren, gab es außer der Versorgung und Instandhaltung der Aufklärungsflotte nicht viel zu tun. Gelangweilte Männer und Frauen finden jedoch die wundersamsten Methoden, um sich Ärger zu bereiten. Ledoh, damals ein gutaussehender Lieutenant, verfiel auf eine wahrhaft klassische – er verliebte sich in die Frau eines Vorgesetzten.
Die Frau war eine seltsame Mischung aus Abenteurerin, Romantikerin und Realistin. Nachdem ihre Affäre schon zwei Monate andauerte, und zwei Wochen vor der Rückkehr ihres Mannes von einem langen Patrouillenflug, nach dessen Beendigung er versetzt werden sollte, teilte sie Ledoh mit, dass sie beschlossen hatte, schwanger zu werden. Voller Staunen hörte sich der junge Offizier ihre weiteren Entscheidungen an: Sie wollte das Kind behalten; sie liebte Ledoh und würde ihn nie vergessen; sie würde unter keinen Umständen ihren Mann, der gerade auf dem Sprung zur großen Karriere war, wegen eines jungen Versorgungsoffiziers verlassen.
Die erste richtige Liebesaffäre ist immer ein harter Brocken für einen jungen Mann. Dieser Frau gelang es jedoch, die Erinnerung daran für Ledoh noch schlimmer zu gestalten. Er sah sie nie wieder, doch er wusste immer, wo sie sich aufhielt – sie und sein Sohn.
Der Ehemann der Frau brannte früh aus und wurde einer der vielen alkoholseligen Veteranen, wie sie auf jedem Aufklärer zu finden sind. Damals hoffte Ledoh noch, dass sie vielleicht … Doch sie hielt treu zu ihrem Mann. Ledoh blieb nichts anderes übrig, als die Hand über seinen Sohn und dessen Karriere zu halten. Um so mehr freute er sich, dass der Junge schon von jungen Jahren an in die Fußstapfen seines
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