Das Tahn-Kommando
trat aus der Dunkelheit – Craigwel, des Imperators persönlicher Mann fürs Grobe. Er trug den grellen Overall eines Raumschiffingenieurs und streckte beide Hände weit von sich, um zu demonstrieren, dass er unbewaffnet war.
»Ingenieur Raschid?« fragte Alain wie verabredet.
»Das ist der Name, den ich benutze.«
Auf der anderen Seite der Straße tanzte Dynsman fast vor Freude. Das war’s! Endlich! Er schaltete das Mikro ab und nahm den Funkzünder sowie die Stoppuhr in die Hand.
Sobald die beiden Männer im Covenanter verschwunden waren, drückte Dynsman auf den Startknopf der Stoppuhr.
Kapitel 6
Zehn Sekunden: Janiz Kerleh war Miteigentümerin, Köchin, Barfrau und Chefkellnerin des Covenanter . Die Bar selbst war ihr persönliches Meisterwerk.
Janiz konnte sich nicht auf die übliche Geschichte vom armen Bauernmädchen, das irgendwie auf die schiefe Bahn geraten war, berufen, obwohl sie von einer Agrarwelt stammte. Nachdem sie ihren Eltern, armen Holzarbeitern, fünfzehn Jahre lang dabei zugesehen hatte, wie sie von früh bis spät Holzspäne kauten, war ihr klar, dass es einen anderen Weg geben musste.
Dieser andere Weg präsentierte sich ihr in Gestalt eines Handlungsreisenden, der sich auf Baumstämme schleppende Elefanten spezialisiert hatte.
Der Reisende brachte sie in die nächstgelegene Großstadt. Janiz brauchte zwanzig Minuten, um herauszufinden, wo in der Stadt etwas los war, und zehn weitere, bis sie ihren ersten Kunden gefunden hatte.
Das Dasein als Joygirl war nicht gerade eine pausenlose Abfolge herrlicher Ereignisse – so fragte sie sich des Öfteren, warum so viele Leute, die auf der Suche nach Sex waren, sich nicht einmal die Mühe machten, sich vorher die Zähne zu putzen –, aber es war auf alle Fälle besser, als den Rest des Lebens auf einen Elefantenarsch zu starren. Aus dem Joygirl wurde eine Madame, die sich immerhin eine Reise zur Erstwelt leisten konnte.
Zu ihrer großen Enttäuschung stellte sich dort heraus, dass die Sache, die Janiz für eine Goldmine gehalten hatte, alles andere war als das. Nicht genug, dass die Erstwelt vor Prostituierten aus allen Nähten platzte; außerdem wimmelte es auch noch von Amateuren, die zu allem Möglichen bereit waren, nur um am Hof eingeführt zu werden.
Janiz Kerleh machte gerade ziemlich schwierige Zeiten durch, als sie den Chefingenieur Raschid traf.
Sie gingen zusammen ins Bett, fanden heraus, dass sie einen ähnlichen Sinn für Humor hatten, und verbrachten schon bald ihre Zeit miteinander nicht mehr ausschließlich in der Horizontalen.
Bettgeflüster. Ja, die Kneipe, die Janiz schon immer hatte betreiben wollen, war Bettgeflüster.
Schon zwanzig Jahre träumte sie davon, zeichnete Pläne und bastelte sogar kleine Modelle aus Pappe zusammen. Und immer wieder machte ihr die Sittenpolizei einen Strich durch die Rechnung.
Paralysiert ist wohl der beste Ausdruck, wenn man ihre Reaktion auf Raschids Vorschlag beschreiben wollte, den er ihr ein Jahr, nachdem sie sich kennen gelernt hatten und Sex nicht mehr das vordergründigste Element ihrer Beziehung, sondern einfach eine nette Sache geworden war, unterbreitete.
Er überreichte ihr einen Kontoauszug und sagte:
»Willst du deine Kneipe immer noch aufmachen? Hier.
Ich bin Miteigentümer.«
Raschids einzige Bedingung war, dass eine Sitzecke – Nische C sollte sie sie nennen – anders als die anderen gestaltet würde. Sie musste absolut sauber sein, mit allerneuester abhörsicherer Ausrüstung, die von anonymen Männern in Overalls angeliefert und installiert wurde. Die Sitzecke selbst war so schalldicht, dass man bereits im Abstand von einem Meter nicht mehr das geringste von den Unterhaltungen am Tisch hören konnte. Einmal pro Woche wurde die Nische von einem Sicherheitsdienst überprüft.
Raschid erzählte Janiz, dass er diese Sitzecke für besondere Sitzungen nutzen wolle. Niemand außer ihm durfte sich dort hinsetzen – nur er und diejenigen, die in seinem Namen hereinkamen.
Janiz, die eine ungefähre Vorstellung davon besaß, was ein Schiffsingenieur verdiente, und wusste, dass es nicht im entferntesten ausreichte, um damit das Hobby eines Joygirls zu finanzieren, konnte sich ausrechnen, dass Raschid noch andere Geschäfte laufen hatte. Vielleicht war der Mann ja Schmuggler. Oder … Eigentlich war ihr das auch egal.
Der Covenanter wurde rasch ein Erfolg. Hier fanden Dockarbeiter und Schiffsbesatzungen einen ruhigen Ort zum Trinken, einen Ort, wo nicht gleich
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