Das Tahn-Kommando
das Überfallkommando alarmiert wurde, wenn der Abend sich etwas interessanter gestaltete, und wo man außerdem exotische Mädchen ohne exotische Krankheiten treffen konnte. Raschid kam ein- oder zweimal im Jahr vorbei und verschwand dann wieder. Janiz hatte eine Zeitlang versucht, herauszufinden, auf welchem Schiff Raschid arbeitete, indem sie die Listen der abfliegenden Schiffe in den Zeitungen studierte, doch es war ihr nicht gelungen, ihn mit einem bestimmten Schiff oder auch nur mit einer Fluglinie in Verbindung zu bringen. Ebenso wenig fand sie heraus, wer Raschids »Freunde« waren, da sich unter ihnen nobel gekleidete Geldleute ebenso wie die allerletzten Schlägertypen befanden.
Als die beiden Männer, Alain und Craigwel, in der ansonsten völlig leeren Kneipe ausgerechnet nach Nische C fragten, blieb ihr also keine andere Wahl, als zu fragen, was sie zu trinken wünschten.
Zweiundsiebzig Sekunden: Als Dynsman eine Woche zuvor in den Covenanter eingebrochen war, um die Bombe zu installieren, hatte er den Zeitpunkt der Detonation genau berechnet. Sein Mann kommt also in die Kneipe. Zehn Sekunden. Sieht sich um. Fünfzehn Sekunden. Geht zur Theke. Siebeneinhalb Sekunden.
Bestellt einen Drink. Eine Minute. Nimmt den Drink und geht hinüber zur Nische C. Der Bombenleger hatte einkalkuliert, dass die Kneipe sehr voll sein könnte – was sie an diesem Abend bestimmt nicht war –, und für alle Fälle noch mal zwei Minuten auf seine Zeitsequenz draufgegeben.
Alain warf einen Blick auf die Riesenauswahl an Spirituosen und ging dann auf Nummer Sicher:
»Synthalk. Mit Wasser. Hohes Glas und Eis, bitte.«
Craigwel bestellte als professioneller Diplomat das gleiche. Seine nächste Aussage würde beide Männer töten. Sie war nur dazu gedacht, die Unterhaltung ein wenig in Gang zu bringen.
»Haben Sie schon einmal Metaxa probiert?«
»Ist das etwas Narkotisierendes?« fragte Alain skeptisch.
»Nur Alkohol. Man kriegt damit aber auch prima hartnäckigen Außenlack ab.«
Janiz goss zwei Schnapsgläser ein und machte sich dann wieder an die Synthalks.
Alain hob sein Glas. »Auf den Frieden.«
Craigwel nickte ernst und kippte sich den Inhalt in den Rachen.
Die Zeit war abgelaufen. Genau zur angezeigten Zeit drückte Dynsman auf den Auslöser des Funkzünders.
Die Bombe ging hoch.
Hochwertiger Sprengstoff, von einer Hülle aus Kugellagern umgeben, explodierte.
Die drei Menschen starben sehr schnell, aber auch sehr schmutzig. Dynsman hatte sich bei seinen Berechnungen etwas vertan, da die Kugellager auch in die Vorräte der Bar selbst einschlugen.
Auf der anderen Seite der Straße ließ Dynsman seine Ausrüstung in einen Koffer fallen, rannte zur Rückseite des Gebäudes, ließ die Strickleiter zwei Stockwerke hinab und kletterte eilig daran hinunter.
Als er auf der Höhe des zweiten Stockwerks ankam, drückte er auf den Löseknopf, die Leiter fiel ihm in die Hände und wanderte in den Koffer. Dynsman verdrückte sich in die Schatten und machte sich auf den Weg zu seinem eigenen Privatversteck, tief in einer der Enklaven für Nonhumanoide.
Seine Trommelfelle klingelten noch von der Explosion, deshalb konnte er das Getrappel eiliger Stiefelschritte nicht hören, die auf der Laufplanke über ihm zur rauchenden Ruine des ehemaligen Covenanter eilten.
Einige Augenblicke vor der Explosion versuchte Sergeant Armus einen aufgebrachten Angehörigen seiner Eingreiftruppe zu besänftigen. Der Sektor war so ruhig und der Dienst so langweilig, dass er einem wie eine Straftour vorkam. Schließlich gehörten sie einer Eliteeinheit an, die in Gebieten mit hoher Verbrechensrate eingesetzt wurde, um den Deckel wieder draufzudrücken und anschließend die ganze Angelegenheit in die Hände der normalen Polizeistreife zu übergeben.
Statt dessen schoben sie hier schon seit über einem Monat Nulldienst. Sergeant Armus hörte die Litanei seines Corporals jetzt schon zum fünfzigsten Mal.
Einsatzleiter Kreuger musste es wirklich auf sie abgesehen haben. In diesem Sektor passierte aber auch überhaupt nichts, was man nicht mit einem einzigen Polizeigleiter in den Griff kriegen könnte. Armus sagte dem Mann nicht, dass er selbst Nacht für Nacht die gleichen Beschwerden vorbrachte. Er musste sogar zugeben, dass sein Kollege mit seiner Klage nicht ganz unrecht hatte. Kreuger musste übergeschnappt sein, dass er sie in diesen toten Sektor abkommandierte, und das auch noch ausgerechnet zu Zeiten der Imperialen
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