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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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erwähnte Ronnie mit keinem Wort mehr. Jedenfalls waren wir total zugedröhnt, als Ronnie plötzlich die Lust auf Süßes überfiel. Also überquerten wir die Straße, um uns im Shop der Tankstelle Lollis, Lakritz und saure Zitronendrops zu besorgen.
    Ich höre noch, wie Ronnie beim Hinausgehen sagte: »Oh Fuck.« Er begann fast jeden Satz mit Oh Fuck. Er sagte also »Oh Fuck, ich bin so stoned« und genau in diesem Moment fuhr ein Polizeiwagen an eine der Zapfsäulen.
    Wenn Ronnie – laut Mom – so etwas wie ein Rowdy war, provozierte ich damals mit bunten Hemden, knallbunten Schuhen von Nike und verrückten Kopfbedeckungen. Soll heißen, wir fielen überall auf.
    Natürlich auch den Bullen.
    Ronnie reagierte blitzschnell. Er packte mich, riss mich mit sich und die Hand fest in meinen Oberarm gekrallt, zog er mich Richtung Gebüsch hinter der Tankstelle. Hey, mein verdammtes Herz hämmerte so laut, dass es jeden klaren Gedanken übertönte. Klar hatte ich Angst, aber da war noch etwas anderes. Oh Mann, warum habe ich das nur gemacht? Ich kann es mir heute nicht mehr erklären oder besser – ich will es mir nicht eingestehen. Wir hätten es geschafft, wir hätten es mit Sicherheit geschafft, wenn ich anders reagiert hätte.
    Jedenfalls gab ich Ronnie einen heftigen Stoß in die Rippen, und als er aufschrie, dachte ich: Du kannst mich mal, Ronnie. Jetzt zeige ich es dir.
    Zugedröhnt wie ich war, schwankte ich zurück zu den Zapfsäulen, auf einen der Polizisten zu, hob die Hand an den Kopf und salutierte perfekt: »Hallo Officer.«
    Und geriet in einen meiner Lachflashs.
    Was folgte, war klar.
    Beine gespreizt, Arme nach oben, das Gesicht auf der Kühlerhaube, wurden wir von oben bis unten abgesucht. Und so entdeckten sie nicht nur den Stoff, sondern auch das Jagdmesser, das Ronnie am Bein trug.
    Mich ließen die Cops zufrieden oder besser gesagt, sie ließen mich laufen. Ich war jünger als Ronnie, ich hatte kein Messer bei mir und vor allem kein Dope. Und – mein Dad konnte die Kaution zahlen.
    Ronnie dagegen wurde verurteilt und landete im Gefängnis. Ich habe Dad angefleht, Ronnie zu helfen, die Kaution zu zahlen oder einen Rechtsanwalt zu organisieren, aber Dad erklärte ruhig: »Das geht nicht, Benjamin.«
    »Warum?«
    »Ich will mein gutes Geld nicht einem Typen hinterherwerfen, der meinen Sohn zu Drogen verführt hat. Ronnie wird es nie schaffen, verstehst du, er wird immer wieder ins Gefängnis wandern. Ich kann dir den Kontakt mit ihm nicht verbieten, aber willst du, dass deine Mutter erfährt, was passiert ist? Ausgerechnet jetzt? Mitten in der Chemo?«
    Sicher, ich habe Ronnie später im Gefängnis besucht, wollte ihm alles erklären. Dass es mir leidtut. Dass ich nicht geahnt hatte, worauf das hinauslaufen würde. Dass ich einfach nur total stoned war – genau wie er.
    Das war aber nicht die Wahrheit. Zugedröhnt oder nicht, mir war schon klar, dass ich die Macht hatte, ihn ans Messer zu liefern. Ich wollte ihm einen richtigen Schlag in die Eier versetzen. Wie er es mit mir gemacht hatte an jenem Tag am Fluss.
    Ich kann gut verstehen, wie Ronnie bei meinem Besuch reagiert hat. Noch immer sehe ich die Spucke die Fensterscheibe herunterrinnen, die uns trennte. Dann sagte er nur ein Wort, erhob sich und ging einfach.
    Schwuchtel.
    Tim Yellad hat das alles herausgefunden. Doch warum ihn das überhaupt interessierte, das bekomme ich einfach nicht in meinen Kopf.

Riverside
    V on draußen dringt jetzt Musik zu mir herein. Neil Young.
    Chris hat die Anlage voll aufgedreht. Er steht auf Klassiker der Rockgeschichte.
    Ausgerechnet.
    Ich stehe mit dem Briefumschlag in der Hand da und weiß nicht so genau, was ich damit anfangen soll. Klar – lesen, nur warum sollte ich Post von jemandem öffnen, den ich gar nicht kenne?
    Andererseits – es schadet nicht, auf andere Gedanken zu kommen. Vielleicht habe ich bei einem Preisausschreiben gewonnen. Ich blicke auf die Adresse. Riverside – das liegt nicht weit von Los Angeles. Könnte der Beginn einer großen Filmkarriere sein.
    Ich ziehe die beiden Blätter aus dem Umschlag. Das eine ist offenbar ein Brief, mit der Hand geschrieben, bei dem anderen Zettel handelt es sich um ein Formular … oder besser eine Urkunde – ausgestellt in Los Angeles. Ich überfliege die ersten Zeilen, fange wieder von vorn an. Mit leerem Blick starre ich das Blatt an und begreife erst nach und nach, was dort steht.
    Eine Zeit lang rühre ich mich überhaupt nicht, bis ich irgendwann

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