Das Tal Bd. 7 - Die Jagd
Grunde war das auch richtig. Sie spionierte zwar anderen gerne hinterher, aber hatte keine Lust, dass jemand Daten über sie sammelte. Nein, sie hatte ihre eigenen Wege, sich in die Community einzuschleusen.
Sie stiefelte weiter, ohne Benjamin noch einen Blick zuzuwerfen.
Was seine Medikamente betraf, so hatte sie die Packungen in einer Plastiktüte im Papierkorb neben seinem Schreibtisch entdeckt. Ja, sie interessierte sich für die Mülleimer ihrer Freunde. Warum auch nicht? Schließlich hatte Benjamin auch ihren Hintern auf seinem Speicherchip.
Vielleicht sollte sie mal bei Gelegenheit mit dem Vampir reden, der Krankenschwester am Grace. Schließlich trug man Verantwortung für seine Freunde.
Heute muss mit weiteren heftigen Schneefällen gerechnet werden, plärrte es aus dem Radio. Ein Tief aus Alaska …
Tief? Welches Tief?
Dort draußen brannte die Sonne vom Himmel, sodass Debbie sich einen Sonnenbrand im Gesicht zugelegt hatte. Ihre Haut war nun einmal außergewöhnlich empfindlich. Auch wenn es als Zeichen für eine 1-a-Abstammung galt, so war es doch lästig.
Als Debbie mit ihrem Wagen um die Ecke in Richtung Kasse bog, sah sie, wie Professor Brandon gerade einen riesigen Sack Hundefutter auf das Laufband hievte und der Kassiererin seine Scheckkarte reichte. Sie beeilte sich, um einer Studentin, die ebenfalls auf die Kasse zusteuerte, den Weg abzuschneiden.
»Morgen, Mr Brandon.«
Der Philosophieprofessor schreckte aus seinen Gedanken, wandte sich kurz um und musterte sie. Deborah stapelte ihre Süßigkeiten, Chips, Limonade und Pudding auf das Band.
»Deborah.« Brandon zog die Augenbraue hoch. »Was macht Ihr Essay? Kommen Sie mit der Literatur zurecht?«
Debbie wollte ihm gerade antworten, als seine Scheckkarte wieder aus dem Apparat sprang.
»Tut mir leid«, meinte die Verkäuferin. »Funktioniert nicht.«
»Mist.«
Oh Mann, Brandon fluchte wie ein ganz normaler Mensch.
Debbie erkannte eine Chance, wenn sie ihr sich bot. »Kann ich Ihnen etwas leihen?«, fragte sie eifrig, und bevor Brandon noch antworten konnte, drückte sie der Frau an der Kasse bereits einen nagelneuen Zehndollarschein in die Hand.
Brandon hob die Hand: »Miss Wilder, ich bin Ihnen etwas schuldig.«
Das klang gut. Er war ihr etwas schuldig.
Debbie war zufrieden.
Die zehn Dollar würden zwar ihre Note in Philosophie nicht verbessern, weil es nichts zu verbessern gab, aber man musste immer die Zukunft im Auge behalten. Und das hieß noch ein Jahr College.
Sie packte die Muffins aufs Band und ließ zur Sicherheit noch einmal den Blick über den Laden schweifen.
Womöglich hatte sie irgendetwas übersehen, vergessen oder …
Ihr Blick blieb am Zeitschriftenständer hängen. Ein Cover starrte ihr entgegen. Sie fasste es nicht! Dort steckte eine Sonderausgabe von Mysteries. Normalerweise erschien die nur alle zwei Monate.
Debbie liebte diese Zeitschrift. Ihr Appetit auf Storys über verschollene Schätze, paranormale Phänomene und mysteriöse Orte war unersättlich.
»Fünfundreißig Dollar und …«
Debbie ignorierte die Kassiererin, die Schlange, die sich hinter ihr gebildet hatte, und auch Benjamin, der ihr nachrief: »Die Marshmallows sind ausverkauft.«
Sie zog die Sonderausgabe aus dem Ständer und überflog die Schlagzeilen. Vor Aufregung vergaß sie, dass sie die Kasse blockierte. Sie blätterte sie auf und holte tief Luft.
»Apokalypse. Dead Valley or Death Valley?«
Während sie las, schlurfte sie zurück, übersah einen herrenlosen Einkaufswagen und blieb mit der Schnalle ihres Stiefels an einem der Räder hängen. Sie bemerkte nicht, dass alle ihr ungeduldig entgegenstarrten. Stattdessen legte sie die Zeitschrift aufs Band. Mann, die Kassiererin war vielleicht lahm. Wie lange es dauerte, bis sie auf den Hundertdollarschein herausgegeben hatte. Debbie ließ das Restgeld einfach in ihre Tasche fallen und schlug die Zeitschrift erneut auf. Wer hatte den Artikel geschrieben?
Ihr Blick wanderte nach oben.
Sammy T. Linford. Nie gehört.
Barbecue
C hris beugt sich nach vorne und löst eine Batterie Marshmallows vom Stock. »Scheiße, sind die heiß.« Er wirft einen nach dem anderen in die Luft, um sie abzukühlen. »Irre. Mitte März im Hochgebirge, und wir grillen draußen. Normalerweise müssten wir uns um diese Zeit den Arsch abfrieren.«
»Ich hab nichts gegen die Klimaerwärmung«, murmele ich.
»Klimaerwärmung? Bist du sicher, Benjamin? Überall in den Rockies schneit es, was das Zeug hält,
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