Das Tal Bd. 7 - Die Jagd
er.
»He, Tür zu«, rief Debbie ihm hinterher. »Es braucht keiner zu wissen, was wir hier machen.«
»Debbie, genau, bleib so. Dein Grinsen hat einen stärkeren Ausdruck als das Lächeln der Mona Lisa.«
Benjamin hatte es sich wieder auf dem Sofa bequem gemacht. Sein Kopf lag auf ihrem gelben Plüschkissen und er spielte mit der Kamera herum.
»Hast du nichts Besseres zu tun?«, fragte sie.
»Jemand sollte das doch dokumentieren. Wie verhält sich eine Gruppe in einer extrem angespannten Situation, die zu eskalieren droht? Wenn es ums Überleben geht, das nackte Überleben …«
Robert sah nicht hoch. »Debbie«, wies er sie an. »Mach weiter mit der zweiten Generation. Peter und Paul Forster, Milton Jones und so weiter.«
Debbie gehorchte. Irgendwie hatte Roberts direkte Art etwas. Nahm einem die Entscheidungen ab. Und Debbie hatte das Gefühl, dass sie nicht mehr viele Entscheidungen treffen konnte, heute jedenfalls. Sie wandte sich wieder dem Bildschirm zu, doch da erhob sich David. »Warte«, sagte er ruhig. »Ich fehle noch.«
»Das hatten wir doch schon«, sagte sie. »Deine Mutter ist Fiona Flanegan, verheiratet mit Fred Flanegan. Vater mütterlicherseits: Cullum Gray, dessen Mutter eine Sofia Billing, Vater unbekannt.« Sie klickte sich zurück. »Vater väterlicherseits: George …«
»Vergiss die Linie meines Vaters. Sofia Billing ist der falsche Name. Versuch es mit Sofia Dunbar«, wies David sie an.
Debbies Augen weiteten sich. »Woher … was …?«
David zuckte nicht mit einer Wimper. »Tu es einfach.«
Schon wieder ein Befehl. Debbie zögerte. Aber dann siegte ihre Neugier. Offenbar hatte ihnen David Information vorenthalten. Ihre Finger klapperten über die Tasten. Treffer. »Sofia Billing, verheiratet in zweiter Ehe mit Loyd Billing, ehemalige Frau des früh verstorbenen Timothy Dunbar, Seattle«, las sie laut die Einträge der Datenbank ab.
Katie sah hoch. »Aber Timothy Dunbar ist …«
»… David Yellads Sohn. Das Kind, das er mit ins Tal genommen hat und kurz bevor er verschwand, den Cree übergab.« David nickte. »Erinnert ihr euch noch an die Geschichte, die Sammy Linford alias Tim Yellad uns über seinen angeblichen Urgroßvater erzählt hat? Irgendetwas davon kam mir bekannt vor. Ich habe damals meine Mutter angerufen …« Er wischte sich mit der Hand über die Stirn. »Jedenfalls wusste ich schon ziemlich lange, dass Sammy Linford gelogen hat. Nicht sein, sondern mein Großvater war derjenige, der sich auf die Spurensuche von Dave Yellad gemacht hat. Deswegen ist er auch hierher ans Solomon-College gekommen. Aber er hatte keinen Erfolg. Mein Großvater hat die letzten Jahre kaum noch geredet, so verbittert war er über seinen Misserfolg. Letztendlich ist er, glaube ich, daran gestorben.«
Das war doch nicht zu fassen. Debbie spürte, wie ihr nun wirklich der Kragen platzte. Hatte denn hier jeder seine eigene Suppe gekocht? Warum war David nicht schon längst damit zu ihr gekommen?
Sie beugte sich über den Bildschirm. Die Zahlen und Buchstaben verschwammen. Ein weiterer Verweis blinkte auf dem Bildschirm auf.
Was noch?
Callum Gray: Siehe Solomonstiftung.
Debbie las den Eintrag laut vor. »Solomonstiftung? David, wenn du etwas darüber weißt, dann sag es lieber gleich.«
»Was? Was für eine Stiftung?« Chris war zurück, stellte eine Flasche Rotwein auf den Tisch und ließ sich auf den Stuhl fallen.
David schüttelte den Kopf. »Nie gehört.«
»Die Stiftung hatte ihren Sitz in New York«, ratterte Debbie das herunter, was sie vorhin im CD gelesen hatte. »Mein Vater hat für sie gearbeitet und wie es scheint, auch dein Großvater.«
Robert nickte. »Ein Großteil der Dozenten, die am Solomon College gearbeitet haben, arbeitete für die Stiftung«, sagte er ganz selbstverständlich. »Außer Bishop.«
»Du weißt von der Stiftung?« Debbie bekam kaum noch Luft. »Und hast es uns nicht erzählt?«
»Ich rede erst über etwas, wenn ich alles weiß. Wenn es keine Unbekannten mehr gibt, jede Variable gelöst ist.« Robert richtete sich auf. »Davids Großvater hatte von 1968 bis 1977 den Vorsitz inne. Aber die Stiftung existierte noch viel länger und wurde erst im April 2010 aufgelöst.«
»Woher hast du …«
Debbie kam nicht mehr dazu auszureden. Rose stürzte zur Tür herein, beladen mit Plastiktüten, die sie einfach fallen ließ.
David sprang auf und nahm sie in den Arm. Sie hatte geweint, rieb sich nun die Augen und verschmierte so den schwarzen Kajal auf
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