Das Tal Bd. 7 - Die Jagd
hoffe nicht, dass das ihr neues Deo ist.
Sie klappt den Laptop auf und ihre Hände zittern so stark, dass sie es nicht schafft, den USB-Stecker der externen Festplatte anzuschließen, weshalb Chris ihr dabei hilft.
»Wonach riechst du eigentlich?«
»Ich habe mir in die Hose gemacht, okay! Und ihr geht lieber vorher auch noch mal pinkeln, weil ich glaube, das wird euer Leben verändern.«
Als ich bemerke, dass ihr angesichts des Weltuntergangs, für den sie doch der glühendste Verfechter ist, nicht mehr viel Zeit bleibt, beachtet sie mich nicht.
»Geht es auch weniger dramatisch?«, fragt Katie. Sie sitzt in eine Wolldecke gewickelt Debbie gegenüber und ihre Hände umklammern ein Getränk, bei dem es sich definitiv nicht um Tee handelt, sondern irgendetwas Alkoholisches. Und Katie rührt normalerweise keinen Alkohol an. Der Brief von Tim Yellad liegt neben ihr. »Dein Gekreische macht mir Kopfschmerzen.«
»Was ich herausgefunden habe, betrifft auch dich, Katie.«
»Was hast du denn herausgefunden? Wie der Weltuntergang stattfindet?«
»Nein, aber ich habe Angela Finders Datenbank geknackt.«
Katie zuckt zusammen und wirft Julia einen Blick zu, den ich nicht verstehe.
Ich hebe den Kopf.
»Finder …«, wiederhole ich. »Angela Finder?«
»Ja genau, und sie ist … nein, ich zeige es euch besser, sonst glaubt ihr es mir sowieso nicht.«
Es dauert ewig, bis die Daten geladen sind, und nicht nur ich verliere langsam die Geduld.
»Wir sollten packen und hier nicht herumsitzen«, sagt Chris. Seine Haare sind wild zerzaust, seine Augen flackern unruhig. Ich mache mir plötzlich Sorgen um ihn. »Du kannst uns ja rufen, wenn du so weit bist.«
»Christopher Bishop«, zischt Debbie. »Dein Vater hat mehr gewusst, als du dachtest. Und einige andere auch. Sie kannten die Verbindung. Ganz bestimmt sogar.«
»Spiel dich nicht so auf, Wilder«, entgegnet Chris gereizt, »bis jetzt hast du nur Ärger gemacht.«
Aber Debbie beachtet ihn schon nicht mehr. Ihr kugelrundes Buddhagesicht ist konzentriert. Sie tippt auf den Bildschirm. »Wer will zuerst? Wie ist es mit dir, Benjamin? Möchtest du ein Foto von Kathleen Bellamy sehen? Sie war deine Mutter. Du bist nämlich adoptiert worden, und zwar einen Tag nach deiner Geburt …«
Als sie merkt, wie wir sie anstarren, fragt sie: »Was?«
»Woher weißt du das?« Ich stehe vom Sofa auf und trete an den Tisch. Auf dem Bildschirm ist tatsächlich ein Foto zu sehen. Kathleen Bellamy ist der Frau aus meiner Vision wie aus dem Gesicht geschnitten. »Du warst gar nicht da.«
Debbie hebt die Hände. Und ihr Tonfall ist plötzlich völlig ernst. Sie klingt nicht wie Debbie, sondern wie jemand, der sich im Klaren darüber ist, was er tut. »Ihr solltet wissen, dass Angela Finder Daten von uns allen gesammelt hat. Ja, ich habe mich auch gefragt, wozu sie das getan hat. Und die Antwort ist ganz einfach … wir haben denselben Vorfahren. Wir sind alle miteinander verwandt.«
»Was redest du da für einen Müll?« Chris hält mitten in der Bewegung inne.
»Wir alle und auch die Studenten von Bishops Experiment sind verwandt. Nur David gibt mir noch ein Rätsel auf, ansonsten hat Angela alles gefunden. Nein, falsch, sie hat alle gefunden.« Sie tippt mit ihrem dicken Zeigefinger auf den Laptop. »Egal in welche Ahnenlinie man schaut – ob in Roberts oder Katies – oder in meine –, überall findet sich eine«, sie macht eine Kunstpause, die niemand mehr kommentiert, »Sarah Cushing.«
Sarah Cushing. Aha. Und das ist nun der Quell der Erkenntnis? Der heilige Gral?
Ich will gerade einen Witz machen, als Chris sich einmischt.
»Sarah Cushing?«, fragt er stirnrunzelnd. »Das war Dads …«
»Sie war seine Mutter«, sagt Debbie triumphierend. »Deine Großmutter. Und die Urgroßmutter von den meisten von uns. Aber auf sie kommt es gar nicht an. Sondern auf ihren Vater! Das ratet ihr nie!«
Sie springt hoch, hüpft aufregt von einem Bein aufs andere.
Es dauert einige Sekunden, bis jemand reagiert.
Katie. »Sag. Es. Einfach.« Ihre Worte sind wie Pfeile.
Selbst Debbie zuckt zusammen. »Sarah Cushing, geborene Lady Sarah Dunbar ist 1914 als Tochter von Lady Fiona Dunbar zur Welt gekommen«, sagt sie dann. »Das war knapp sieben Monate, nachdem John Graham Duke of Dunbar mit ihrem ersten gemeinsamen Sohn Timothy spurlos verschwand.«
Stille. Ich verstehe kein Wort. Wer ist mit wem verwandt? Und was haben all diese Adeligen damit zu tun?
»Kapiert ihr es nicht?« Debbies
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