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Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Das Tal Bd. 7 - Die Jagd

Titel: Das Tal Bd. 7 - Die Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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ihrer Wange. »Oh Gott, sie ist einfach eingestürzt«, sagte sie. »Von einer Sekunde zur anderen. Ich habe es auf dem Rückweg gehört. David, was passiert hier?«
    David schaute sie hilflos an. »Wovon sprichst du, Schatz«, fragte er.
    »Die Golden Gate Bridge ist zusammengebrochen«, sagte Rose. »Es gibt keine Überlebenden.«

     
     
     
    Dead Days
    No. 2
    Weil das Leben stärker ist als der Tod.
    D. Y.

Mailbox
    E s ist Chris, der plötzlich ausrastet. Ich weiß nicht, was ihn genau dazu bringt. Vielleicht die letzte schlechte Nachricht oder das bloße Herumsitzen hier in diesem engen stickigen Raum, in dem die Luft zum Schneiden dick ist. Der Ausdruck in seinen Augen schockiert mich. Sie sind rot unterlaufen, von tiefen Schatten umrandet und auf seiner Stirn steht der Schweiß.
    Ich kenne ihn. Er ist kurz davor zu explodieren.
    Und tatsächlich springt er jetzt auf. Seine Hand fegt über den Tisch. Die Weinflasche kippt um und ein spärlicher Rest Wein verteilt sich über den Tisch. Er hat die Flasche fast leer getrunken.
    »Chris«, ruft Julia, versucht, seinen Arm zu fassen, doch er stößt sie zur Seite.
    Seine Hand vollführt eine Bewegung über der Stirn. »Ihr steht mir bis hier. Dieses Herumsitzen, das Orakeln über das große Geheimnis. Unsere gemeinsamen Vorfahren. Oh Mann, ich kann das nicht mehr hören. Es geht mir auf den Sack, versteht ihr?«
    »Und was meinst du, was wir tun sollen?«, fragt David ruhig. Aber es ist klar, wie schwer es ihm fällt, sich zu beherrschen. Die alte Feindschaft zwischen den beiden bricht plötzlich wieder auf.
    Chris schwankt und er muss sich an der Stuhllehne festhalten, um nicht umzukippen.
    »Was wir tun sollen, Mr Klugscheißer? Klar, dass ausgerechnet du diese Frage stellst. Du hattest ja noch nie Eier in der Hose. Hast du uns ja selbst erzählt. Versteckt sich im Schrank und lässt seinen Bruder Leute abknallen.«
    »Das reicht, Chris«, sagt Rose ruhig.
    Und sie schafft es tatsächlich, ihn für einen kurzen Moment zu beruhigen.
    »Du hast recht. Aber ich werde hier nicht länger herumsitzen und eurem Geschwafel zuhören. Sondern ich werde mir jetzt die Leute vorknöpfen, die meinen Vater unter die Erde gebracht haben. Ich schaffe Fakten. Von Angesicht zu Angesicht. Ergehe mich nicht in irgendwelchen Theorien, die ihr selbst nicht mehr kapiert!«
    Ich bin auf dem Sprung. Chris ist mein bester Freund hier oben. Schon immer hab ich gespürt, dass da etwas ist, was uns verbindet. Jetzt weiß ich es ja, schießt es mir durch den Kopf. Jetzt kenne ich die Verbindung.
    »Es ist mitten in der Nacht, Chris.«
    »Ja, aber mitten in der letzten Nacht«, korrigiert er mich und dreht sich um. Er schwankt gefährlich, fällt gegen den Rahmen der Küchentür und im nächsten Moment ist er verschwunden.
    Scheiße. In dem Zustand, in dem er sich befindet, ist alles möglich. Ich sehe ihn die Treppe hinunterstürzen, im See ertrinken und … das dritte Bild ist das stärkste.
    Hektisch ziehe ich die Schuhe über und verknote mit zittrigen Fingern die Schnürsenkel.
    »Lass ihn doch«, meint Katie. »Ist sein Problem. Ich renn ihm nicht nach.«
    Julia schluchzt. Irgendwann ist sie zur Heulsuse mutiert, denke ich, und keiner hat es gemerkt.
    »Ach ja, Katie? Dir gefallen nur die spektakulären Aktionen, was? Wenn du die Heldin spielen kannst, wie bei Ana in der Gletscherspalte. Aber einem Freund beizustehen, der in der Scheiße steckt, in einer Scheiße, die ihn noch weiter in die Scheiße reitet, auf die Idee kommst du nicht?«
    »Aber du?«, fragt sie höhnisch. »Und was hast du für Ronnie getan? Ihn im Knast vermodern lassen.«
    Ich erstarre.
    »Ja, du musst mich nicht anstarren. Tim hat es mir erzählt.«
    »Hier lügt jeder«, entgegne ich spöttisch. »Und er war der Schlimmste von allen.«
    Im nächsten Moment habe ich das Apartment verlassen und folge Chris’ Spur.
    Die Sicht ist schlecht. Kaum eine der Außenlampen funktioniert noch. Und es herrscht die große Stille. Der Regen hat aufgehört, der See ist nicht mehr zu hören. Als ob die Mauern auch seine Geräusche aussperren würden. Ein leichter Wassernebel liegt über allem. Ich kann ihn im Gesicht spüren. Die Luft stinkt nach Abgasen und Straßenstaub. Die Folge der Arbeiten, die heute hier oben stattgefunden haben und deren Sinn ich immer noch nicht verstehe.
    »Chris«, brülle ich, aber ich erhalte keine Antwort.
    Ich drehe mich kurz um. Das College liegt im Dunkeln. Nur ein einziges Licht. Das Apartment

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