Das Tal Der Abenteuer
arme Kerl ist wahrscheinlich unterwegs liegengeblieben«, meinte Philipp, der neben Jack durch die Blätter spähte. »Er sah schon furchtbar schwach aus.«
Gespannt beobachteten die Kinder jede Bewegung der Männer. Was mochten sie vorhaben? Luis und Juan wollten offenbar zur Hütte zurückgehen, während Pepi am Wasserfall Wache halten sollte. Man konnte zwar nicht verstehen, was gesprochen wurde, aber es war auch so klar genug.
Bald machten sich Juan und Luis auf den Weg. Von dem Gefangenen war nichts zu sehen. Pepi setzte sich auf einen Stein in der Nähe der Felsplatte, auf der die Mädchen zwei Tage vorher gestanden hatten. Von dort aus konnte er den ganzen Wasserfall überblicken.
»Was nun?« rief Jack. »Wie sollen wir aus der Höhle herauskommen, ohne daß er uns sieht? Er hat uns zwar den Rücken zugewendet, kann sich aber jeden Augenblick umdrehen.«
Lucy machte sich Sorgen um den Gefangenen. »Wenn er nun unterwegs hingefallen ist, und es kümmert sich niemand um ihn – kann er dann nicht sterben?«
»Ja, das ist schon möglich«, sagte Jack ebenfalls besorgt.
Lucys Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Aber Jack, wir können ihn doch nicht einfach sterben lassen! Das ist ganz unmöglich. Ich werde keine Ruhe haben, ehe ich nicht weiß, was mit ihm passiert ist.«
»Ganz meine Meinung«, sagte Jack, und auch die ändern nickten zustimmend. »Er saß so fürchterlich hoffnungslos da. Gewiß ist er krank.«
»Aber wir können ja nichts unternehmen, wenn der Bursche da unten Wache hält«, sagte Philipp niedergeschlagen.
Schweigend grübelten sie nach einem Ausweg. Was sollten sie nur tun? Da hellte sich Lucys Gesichtchen auf.
»Ich hab’s! Jetzt weiß ich, wie wir es anstellen müssen, daß Pepi nicht nach der Höhle schaut.«
»Wie denn?« fragte Jack.
»Na, Dina und ich könnten doch hinter den Wasserfall gehen und dort ein bißchen umherhüpfen. Dann wird Pepi nur Augen für uns haben, und ihr könnt unbemerkt aus der Höhle schlüpfen.«
»Gar nicht so schlecht«, sagte Jack. »Wirklich eine ganz gute Idee! Na, was du tun willst, tue gleich! Wollt ihr Mädels dem guten Pepi eine Vorstellung geben? Ihr könnt nach Herzenslust dort unten umhertanzen. Hinter dem Wasserfall seid ihr vollkommen sicher. Kein Mensch kann von außen heran, und den Gang durch den Berg kennt Pepi ja nicht. Während ihr ihn beschäftigt, werden Philipp und ich uns nach dem Gefangenen umsehen.«
Dina sprang auf. »Wartet so lange, bis ihr uns hinter dem Wasserfall sehen könnt!« Und schon verschwanden die beiden Mädchen in der Öffnung im Hintergrund der Höhle.
Die Knaben schauten gespannt zum Wasserfall hinunter. Sie mußten sich ziemlich lange gedulden, aber plötzlich rief Philipp: »Da sind sie! Was für ein Spaß für die Mädels! Aber was schwenken sie nur so wild durch die Luft? Ach, sie haben ihre roten Pullover ausgezogen und winken damit. Das ist ja ein richtiger Hexentanz!«
Pepi hatte die beiden sofort erblickt. Überrascht erhob er sich von seinem Stein. Er schrie und winkte. Aber die Mädchen beachteten ihn überhaupt nicht, sondern tanzten weiter umher. Verzweifelt versuchte er alle möglichen Wege, um zu ihnen zu gelangen.
Jack zog Philipp am Ärmel. »Komm, die Gelegenheit ist günstig! Von dem Anblick wird sich Pepi nicht so bald losreißen können.«
Schnell verließen die beiden Knaben die Höhle, verdeckten den Eingang sorgfältig mit den Farnkrautwedeln und machten sich auf den Weg. Als Dina und Lucy sie nicht mehr sehen konnten, verließen sie die Felsplatte und gingen durch die Echohöhle zurück. Sie hatten ihre Aufgabe erfüllt.
Jack und Philipp kletterten langsam bergan und schauten sich vorsichtig nach allen Seiten um. Als sie ein Stück von dem Wasserfall entfernt waren, blieben sie stehen, um sich zu beraten. Sollten sie wieder zu der versperrten Höhle klettern, in der sich der Schatz befand?
Oder sollten sie lieber zur Hütte gehen? Vielleicht hatte man den Gefangenen dorthin zurückgebracht. Sie konnten sich eigentlich nicht gut vorstellen, daß die Männer ihn unterwegs liegengelassen hatten. Er konnte ihnen unter Umständen doch noch von Nutzen sein.
Die Jungens beschlossen also, zur Hütte zu gehen. Der Weg dorthin war ihnen ja bereits altvertraut. Schon von weitem erblickten sie den Rauch des Lagerfeuers. Bisher hatten sie weder etwas von den Männern noch von dem Gefangenen zu sehen bekommen. Vorsichtig spähten sie durch die Bäume. Die Hütte war anscheinend
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