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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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ist, daß man davon keine besondere Notiz nehmen würde.«
    »Das ist alles sehr klar!« sagte Holmes.
    »Schön, Mr. Douglas kam aber nicht heraus. Was sollte er als nächstes tun? Er läßt sein Fahrrad zurück und schleicht in der Dämmerung aufs Haus zu. Er entdeckt, daß die Zugbrücke unten und niemand in der Nähe ist. Er läßt es darauf ankommen, wobei er sich zweifellos irgendeine Entschuldigung zurechtlegt, falls er jemand begegnet. Aber er begegnet keinem. Dann schlüpft er in das erste beste Zimmer und versteckt sich hinter dem Vorhang. Von dort beobachtet er, daß die Zugbrücke hochgeht, und weiß, daß sein einziger Fluchtweg durch den Graben fuhrt. Dann wartet er bis Viertel nach elf, als Mr. Douglas auf seiner üblichen nächtlichen Runde ins Zimmer kommt. Er erschießt ihn und flieht, wie geplant. Ihm ist klar, daß das Fahrrad von den Leuten im Hotel beschrieben werden und ein Indiz gegen ihn sein könnte; daher läßt er es hier zurück und entkommt auf irgendeine andere Weise nach London oder zu einem sicheren Versteck, das er schon vorbereitet hatte. Wie hört sich das an, Mr. Holmes?«
    »Nun, Mr. Mac, das hört sich soweit sehr gut und sehr klar an. Das ist Ihr Ende der Geschichte. Mein Ende lautet so, daß das Verbrechen eine halbe Stunde früher begangen wurde, als man uns berichtet hat; daß es zwischen Mrs. Douglas und Mr. Barker eine Verabredung gibt, etwas zu verheimlichen; daß sie dem Mörder bei seiner Flucht behilflich waren – oder zumindest vor seiner Flucht das Zimmer erreichten –, und daß sie die Spuren seiner Flucht durchs Fenster fälschten, nachdem sie ihn aller Wahrscheinlichkeit nach selbst hatten entkommen lassen, indem sie die Brücke hinunterließen. So lautet
meine
Lesart des ersten Teils.«
    Die beiden Kriminalbeamten schüttelten die Köpfe.
    »Also wenn das stimmt, Mr. Holmes, dann stehen wir nur vor einem neuen Rätsel«, sagte der Londoner Inspektor.
    »Und in mancher Hinsicht sogar einem schlimmeren«, fügte White Mason hinzu. »Die Lady war noch nie in ihrem Leben in Amerika. Was könnte sie denn zu einem amerikanischen Mörder für eine Beziehung haben, die sie veranlaßt, ihn zu decken?«
    »Diese Schwierigkeiten gebe ich offen zu«, sagte Holmes. »Ich gedenke, heute nacht auf eigene Faust einige kleine Nachforschungen anzustellen, und es ist durchaus möglich, daß die zu unserer Angelegenheit etwas beisteuern.«
    »Können wir Ihnen helfen, Mr. Holmes?«
    »Nein, nein! Ich brauche nur Dunkelheit und Dr. Watsons Regenschirm. Meine Bedürfnisse sind simpel. Und Ames – den treuen Ames – für mich drückt er bestimmt ein Auge zu. All meine Gedankengänge führen mich beständig zu der einen grundlegenden Frage zurück: Warum sollte ein sportlicher Mann seinen Körper mit einem so widernatürlichen Instrument wie einer einzelnen Hantel trainieren?«
     
    Es war schon spät in der Nacht, als Holmes von seinem einsamen Ausflug zurückkehrte. Wir hatten ein Doppelzimmer; es war das beste, das uns der kleine ländliche Gasthof anbieten konnte. Ich hatte bereits geschlafen, als mich sein Eintreten halbwegs aufweckte.
    »Na, Holmes«, murmelte ich, »haben Sie etwas herausgefunden?«
    Er stand schweigend neben mir, die Kerze in der Hand. Dann beugte sich die lange, hagere Gestalt zu mir herab.
    »Sagen Sie mal, Watson«, flüsterte er, »hätten Sie Angst, mit einem Irrsinnigen, einem Mann mit Gehirnerweichung, einem Idioten, dessen Verstand nicht mehr funktioniert, im selben Raum zu schlafen?«
    »Nicht im geringsten«, antwortete ich verblüfft.
    »Ah, Glück gehabt«, sagte er, und das sollte in dieser Nacht sein letztes Wort bleiben.
7. Die Lösung
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück trafen wir Inspektor MacDonald und Mr. White Mason eifrig beratschlagend im kleinen Wohnzimmer des örtlichen Polizei-Sergeanten an. Vor ihnen auf dem Tisch lag ein Stapel von Briefen und Telegrammen, die sie sorgfältig sortierten und mit Zetteln versahen. Drei hatten sie beiseite gelegt.
    »Immer noch dem ungreifbaren Radfahrer auf der Spur?« fragte Holmes fröhlich. »Was gibt es Neues von dem Bösewicht?«
    MacDonald deutete kleinlaut auf seine angehäufte Korrespondenz.
    »Momentan wird er gemeldet aus Leicester, Nottingham, Southampton, Derby, East Ham, Richmond und vierzehn weiteren Orten. In dreien davon – East Ham, Leicester und Liverpool – liegen klare Beweise gegen ihn vor; dort hat man ihn tatsächlich festgenommen. Im ganzen Land scheint es von

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