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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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an.«
    »Nein? Wirklich nicht? Ein weiter Horizont, mein lieber Mr. Mac, ist eine der grundlegenden Voraussetzungen zu unserem Beruf. Das Wechselspiel von Ideen und der indirekte Nutzen, den solche Kenntnisse haben können, sind oft von außerordentlichem Interesse. Sie werden diese Bemerkungen einem Mann verzeihen, der, wenn er auch die Kriminalistik als bloße Liebhaberei betreibt, doch schon etwas älter und möglicherweise erfahrener ist als Sie.«
    »Ich wäre der letzte, der das nicht anerkennen würde«, sagte der Detektiv herzlich. »Ich gebe zu, Sie kommen zur Sache; aber Sie machen dabei so verflixte Umwege.«
    »Schon gut, dann will ich die Vergangenheit ruhen lassen und mich den Tatsachen der Gegenwart zuwenden. Letzte Nacht habe ich, wie ich bereits sagte, dem Manor House einen kurzen Besuch abgestattet. Ich sprach allerdings weder bei Mr. Barker noch bei Mrs. Douglas vor. Ich hielt es nicht für nötig, sie zu stören; aber ich war erfreut, zu hören, daß die Lady allem Anschein nach keine Trauer zeigte und eine vorzügliche Abendmahlzeit zu sich genommen hatte. Mein Besuch galt eigens dem guten Ames, mit dem ich einige Freundlichkeiten austauschte, die darin gipfelten, daß er mir, ohne jemand davon in Kenntnis zu setzen, erlaubte, eine Zeitlang allein im Arbeitszimmer zu sitzen.«
    »Was! Mit dieser –« stieß ich hervor.
    »Nein, nein; inzwischen ist alles wieder aufgeräumt. Mit Ihrer Genehmigung, Mr. Mac, wie man mir sagte. Das Zimmer befand sich in seinem normalen Zustand, und ich habe eine lehrreiche Viertelstunde darin verbracht.«
    »Was haben Sie denn gemacht?«
    »Nun, um aus einer so simplen Sache kein Geheimnis zu machen: Ich habe die fehlende Hantel gesucht. Sie spielte nämlich in meiner Beurteilung des Falles immer eine ziemlich gewichtige Rolle. Und schließlich habe ich sie gefunden.«
    »Wo?«
    »Aha! Schon stoßen wir an den Rand des Unerforschten. Lassen Sie mich noch ein Stückchen weiter gehen, ein kleines Stückchen weiter, und ich verspreche Ihnen, daß Sie Ihren Anteil an allem, was ich weiß, bekommen sollen.«
    »Na schön, wir müssen Sie so nehmen, wie Sie sind«, sagte der Inspektor; »aber wenn Sie uns einfach so sagen, wir sollten den Fall aufgeben … Warum, um Himmels willen, sollten wir denn den Fall aufgeben?«
    »Aus dem einfachen Grund, mein lieber Mr. Mac, weil Sie nicht die geringste Ahnung haben, was Sie da eigentlich untersuchen.«
    »Wir untersuchen den Mord an Mr. John Douglas von Birlstone Manor.«
    »Ja, ja; gewiß. Aber sparen Sie sich die Mühe, diesen mysteriösen Gentleman auf dem Fahrrad aufspüren zu wollen. Ich versichere Ihnen, das bringt Sie nicht weiter.«
    »Was sollen wir denn tun?«
    »Ich will Ihnen sagen, was Sie tun sollen, wenn Sie bereit sind, es auch zu tun.«
    »Na schön, ich muß zugeben, daß sich Ihre ganzen verqueren Methoden immer als sinnvoll erwiesen haben. Ich werde Ihren Rat befolgen.«
    »Und Sie, Mr. White Mason?«
    Der Detektiv vom Lande blickte hilflos von einem zum anderen. Mr. Holmes und seine Methoden waren ihm neu.
    »Naja, wenn’s dem Inspektor recht ist, dann soll’s mir auch recht sein!« sagte er schließlich.
    »Großartig!« sagte Holmes. »Dann empfehle ich Ihnen beiden einen hübschen, gemütlichen Spaziergang in die Umgebung. Ich habe mir sagen lassen, daß die Aussicht von Birlstone Ridge über den Weald-Forst bemerkenswert ist. Ein geeignetes Wirtshaus für eine Mahlzeit läßt sich zweifellos finden, allerdings hindert mich meine mangelnde Kenntnis der Umgebung, Ihnen ein solches zu empfehlen. Abends dann, müde, aber glücklich …«
    »Menschenskind, jetzt hört der Spaß aber auf!« rief MacDonald; er erhob sich wütend von seinem Stuhl.
    »Schon gut, verbringen Sie den Tag, wie es Ihnen gefallt«, sagte Holmes; er klopfte ihm freundlich auf die Schulter. »Tun Sie, was Ihnen gefallt, und gehen Sie, wohin Sie wollen; aber finden Sie sich vor Einbruch der Dunkelheit unbedingt wieder hier ein – unbedingt, Mr. Mac.«
    »Das klingt schon vernünftiger.«
    »All diese Ratschläge waren vorzüglich; ich will jedoch davon nicht viel Aufhebens machen, solange Sie nur hier sind, wenn ich Sie brauche. Aber jetzt, ehe wir uns trennen, möchte ich, daß Sie Mr. Barker noch ein Briefchen schreiben.«
    »Und was?«
    »Wenn es Ihnen recht ist, diktiere ich Ihnen. Fertig?
    ›Sehr geehrter Herr, mir ist klargeworden, daß es unsere Pflicht ist, den Graben zu entwässern, in der Annahme, dort vielleicht etwas zu

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