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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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wirklich schändliches Geheimnis
gab.
Dies führt dazu, daß er von jemand ermordet wird; von einem, sagen wir einmal: Rächer – jemand von außerhalb. Aus irgendeinem Grund, dessen Erklärung mich zugegebenermaßen noch in Verlegenheit bringt, nahm dieser Rächer dem Toten den Ehering ab. Denkbar wäre, daß die Vendetta auf die erste Ehe des Mannes zurückgeht und daß deshalb der Ring genommen wurde. Bevor also dieser Rächer entkommen konnte, hatten Barker und die Ehefrau das Zimmer erreicht. Der Mörder überzeugte sie, daß jeder Versuch, ihn festzuhalten, zur Bekanntmachung eines abscheulichen Skandals führen würde. Daraufhin ließen sie sich umstimmen und zogen es vor, ihn gehen zu lassen. Vermutlich ließen sie zu diesem Zweck die Zugbrücke herunter, was sich völlig geräuschlos bewerkstelligen läßt; dann zogen sie sie wieder hoch. Er ergriff die Flucht und dachte aus irgendeinem Grund, daß dies zu Fuß sicherer sein könnte als mit dem Fahrrad. Deshalb ließ er es an einer Stelle zurück, wo man es erst entdecken würde, wenn er sicher entkommen wäre. Soweit bewegen wir uns noch im Bereich des Möglichen, nicht wahr?«
    »Ja, möglich ist es zweifellos«, sagte ich mit einer gewissen Zurückhaltung.
    »Wir dürfen nicht vergessen, Watson, daß es sich bei allem, was geschehen ist, natürlich um etwas ganz Außergewöhnliches handelt. Nun gut; um unseren angenommen Fall fortzuführen: Nachdem der Mörder verschwunden ist, erkennt das Paar – nicht unbedingt ein schuldiges Paar –, daß es sich in eine Lage gebracht hat, in der es ihnen möglicherweise schwerfallen wird, zu beweisen, daß sie die Tat weder selbst begangen noch stillschweigend geduldet haben. Rasch und ziemlich ungeschickt stellt man sich auf die Situation ein. Mit Barkers blutbeflecktem Pantoffel wurde die Spur auf dem Fenstersims markiert, um darauf hinzuweisen, wie der Flüchtige entkommen sei. Offensichtlich hatten sie beide den Knall des Gewehrs gehört, und so gaben sie, genau wie sie behaupten, Alarm; allerdings eine gute halbe Stunde nach dem Ereignis.«
    »Und wie gedenken Sie das alles zu beweisen?«
    »Also, falls es einen Außenstehenden gibt, spürt man ihn vielleicht auf und nimmt ihn fest. Das wäre von allen Beweisen wohl der wirksamste. Wenn nicht – nun, die Mittel der Wissenschaft sind bei weitem noch nicht erschöpft. Ich glaube, ein Abend allein in diesem Arbeitszimmer würde mir schon sehr weiterhelfen.«

    »Ein Abend alleine!«
    »Ich beabsichtige, jetzt gleich dort hinzugehen. Ich habe mit dem schätzbaren Ames, der für Barker keineswegs nur warmherzige Empfindungen hegt, bereits alles abgesprochen. Ich werde mich in dieses Zimmer setzen und abwarten, ob seine Atmosphäre mich inspiriert. Ich glaube an den
genius loci.
Sie lächeln, Freund Watson. Na, wir werden ja sehen. Übrigens, Sie haben doch Ihren großen Regenschirm dabei, ja?«
    »Er ist hier.«
    »Gut, ich möchte ihn mir ausleihen, wenn ich darf«
    »Natürlich – aber was für eine armselige Waffe! Wenn es gefährlich wird …«
    »Nicht ernstlich, mein lieber Watson, sonst würde ich bestimmt Ihren Beistand erbitten. Aber den Schirm nehme ich mit. Jetzt warte ich nur noch darauf daß unsere Kollegen aus Tunbridge Wells zurückkehren, wo sie zur Zeit damit beschäftigt sind, für das Fahrrad einen Besitzer zu ermitteln.«
    Die Nacht war schon hereingebrochen, als Inspektor MacDonald und White Mason von ihrer Forschungsreise zurückkehrten; frohlockend trafen sie ein und meldeten, daß unsere Untersuchungen einen großen Fortschritt gemacht hätten.
    »Menschenskind, ich geb ja zu, ich hatte so meine Zweifel, ob’s überhaupt einen Außenstehenden gibt«, sagte MacDonald, »aber das ist jetzt alles vorbei. Wir haben’s geschafft, das Fahrrad zu identifizieren, und wir haben eine Beschreibung von unserem Mann; also sind wir doch einen guten Schritt weiter.«
    »Das klingt ja wie der Anfang vom Ende«, sagte Holmes; »ich gratuliere Ihnen beiden wirklich von ganzem Herzen.«
    »Tja, ich bin von der Tatsache ausgegangen, daß Mr. Douglas seit dem Vortag, als er in Tunbridge Wells war, durcheinander zu sein schien. In Tunbridge Wells wurde er sich also einer Gefahr bewußt. Daher war klar, daß dieser Mann, wenn er mit dem Fahrrad hierhergefahren ist, aller Voraussicht nach aus Tunbridge Wells gekommen sein dürfte. Wir haben das Rad dorthin mitgenommen und in den Hotels gezeigt. Der Direktor des
Eagle Commercial
hat es sofort identifiziert;

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