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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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demnach gehört es einem Mann namens Hargrave, der dort zwei Tage zuvor ein Zimmer genommen hatte. Dieses Fahrrad und eine kleine Reisetasche waren seine ganze Habe. Seiner Eintragung zufolge kam er aus London; er hatte jedoch keine Adresse angegeben. Die Reisetasche stammt von einer Londoner Firma, und ihr Inhalt war britischer Herkunft; aber der Mann selbst war unzweifelhaft Amerikaner.«
    »Na großartig«, sagte Holmes fröhlich, »Sie haben ja wirklich solide Arbeit geleistet, während ich mit meinem Freund dagesessen und Theorien ausgesponnen habe. Das nenne ich mir eine Lektion in Sachen Praxis, Mr. Mac.«
    »Tja, das ist es wohl, Mr. Holmes«, sagte der Inspektor zufrieden.
    »Aber das würde ja alles zu Ihren Theorien passen«, bemerkte ich.
    »Vielleicht; vielleicht auch nicht. Aber lassen Sie uns noch den Schluß hören, Mr. Mac. Gab es denn nichts, um den Mann zu identifizieren?«
    »So wenig, daß klar erwiesen ist, daß er sich sorgfältig gegen eine Identifizierung geschützt hat. Es gab weder Papiere, noch Briefe, noch Wäschezeichen. Auf seinem Nachttisch lag eine Karte mit den Radwegen der Grafschaft. Gestern morgen hat er nach dem Frühstück das Hotel mit dem Fahrrad verlassen, und bis zum Zeitpunkt unserer Ermittlungen hat man nichts mehr von ihm gehört.«
    »Und das macht mir Kopfzerbrechen, Mr. Holmes«, sagte White Mason. »Wenn der Kerl kein Zeter und Mordio um seine Person haben wollte, sollte man doch annehmen, daß er zurückkommt und wie ein harmloser Tourist im Hotel bleibt. Er müßte doch eigentlich wissen, daß der Hoteldirektor ihn der Polizei meldet und daß sein Verschwinden mit dem Mord in Zusammenhang gebracht wird.«
    »Sollte man annehmen. Allerdings ist seine weise Vorsicht dadurch gerechtfertigt, daß er bis jetzt noch nicht gefaßt wurde. Aber seine Beschreibung – wie steht es damit?«
    MacDonald sah in seinem Notizbuch nach.
    »Hier ist sie, soweit man sie uns liefern konnte. Man hat ihm anscheinend keine sonderlich große Beachtung geschenkt; aber trotzdem stimmen alle, der Portier, der Sekretär und das Zimmermädchen darin überein, daß es ungefähr auf Folgendes hinausläuft: Der Mann war etwa einsfünfundsiebzig groß, um die fünfzig Jahre alt, hatte leicht graues Haar, einen angegrauten Schnurrbart, eine gebogene Nase und ein Gesicht, das sie alle als grimmig und abstoßend beschrieben haben.«
    »Nun, abgesehen vom Gesichtsausdruck könnte das beinahe eine Beschreibung von Douglas selbst sein«, sagte Holmes. »Er ist knapp über fünfzig, Haare und Schnurrbart sind grau, und er hat etwa dieselbe Größe. Haben Sie noch weitere Angaben?«
    »Er hatte einen dicken grauen Anzug mit einer Matrosenjacke an; außerdem trug er einen kurzen gelben Mantel und eine Mütze.«
    »Was ist mit der Schrotflinte?«
    »Sie ist weniger als zwei Fuß lang. Also hätte sie sehr gut in seine Reisetasche gepaßt. Er könnte sie aber auch ohne Schwierigkeiten unter dem Mantel getragen haben.«
    »Und inwiefern glauben Sie, daß dies alles mit dem vorliegenden Fall in Zusammenhang steht?«
    »Tja, Mr. Holmes«, sagte MacDonald, »wenn wir den Mann erst mal haben – und Sie können sicher sein, daß ich diese Beschreibung keine fünf Minuten, nachdem ich sie gehört hatte, durch den Telegraphen gejagt habe –, dann werden wir das besser beurteilen können. Aber auch so sind wir bestimmt schon ein großes Stück weitergekommen. Wir wissen, daß vor zwei Tagen ein Amerikaner, der sich Hargrave nannte, mit Fahrrad und Reisetasche nach Tunbridge Wells gekommen ist. In der Tasche lag eine abgesägte Schrotflinte, er kam also mit der klaren Absicht, ein Verbrechen zu begehen. Gestern morgen hat er das Gewehr unter dem Mantel versteckt und sich mit seinem Fahrrad auf den Weg hierher gemacht. Soweit wir wissen, hat ihn niemand ankommen sehen; aber er braucht ja nicht durchs Dorf zu fahren, um zum Parkeingang zu gelangen, und auf der Straße gibt es viele Radfahrer. Vermutlich hat er das Fahrrad sofort zwischen den Immergrünstauden versteckt, wo es danach gefunden wurde, und möglicherweise lag er dort selbst auf der Lauer, hat das Haus im Auge behalten und darauf gewartet, daß Mr. Douglas herauskam. Die Schrotflinte ist eine ungewöhnliche Waffe für die Verwendung in einem Haus; aber er hatte ja vor, sie draußen zu benutzen, und da hat sie klare Vorteile, weil man mit ihr unmöglich danebenschießen kann und weil in einem englischen Jagdgebiet das Geräusch von Schüssen so alltäglich

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