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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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langen, dünnen Finger darüberfuhren. »Hier hat man, wie Sie sehen, die Innentasche in das Futter hinein verlängert, um für die gestutzte Vogelflinte genügend Platz zu schaffen. Auf dem Kragen befindet sich das Etikett des Schneiders – Neale, Ausstatter, Vermissa, USA. Ich habe einen lehrreichen Nachmittag in der Bibliothek des Pfarrers zugebracht und meine Kenntnisse um die Tatsache erweitert, daß Vermissa eine aufblühende kleine Stadt am oberen Ende eines der bekanntesten Kohle-und Eisentäler in den Vereinigten Staaten ist. Wenn ich mich recht entsinne, Mr. Barker, haben Sie die Kohlenreviere im Zusammenhang mit Mr. Douglas’ erster Frau erwähnt, und es wäre eine sicher nicht allzu weit hergeholte Folgerung, daß das V.V. auf der Karte neben dem Leichnam für Vermissa Valley steht und daß es sich bei ebendiesem Tal, das Mord boten entsendet, vielleicht um jenes Tal der Angst handelt, von dem wir bereits gehört haben. Dies alles ist ziemlich klar. Und nun, Mr. Barker, will ich Ihren Erklärungen nicht länger im Wege stehen.«
    Cecil Barkers Gesichtsausdruck während dieser Ausführungen des großen Detektives war sehenswert. Ärger, Verblüffung, Bestürzung und Unschlüssigkeit wechselten in rascher Folge. Schließlich nahm er Zuflucht zu ziemlich bitterer Ironie.
    »Sie wissen so viel, Mr. Holmes; vielleicht sollten lieber Sie uns noch etwas erzählen«, höhnte er.
    »Ich zweifle nicht, daß ich Ihnen noch viel mehr erzählen könnte, Mr. Barker; aber aus Ihrem Mund würde es sich besser machen.«
    »Oh, finden Sie, wirklich? Also, alles, was ich sagen kann, ist: Wenn es hier ein Geheimnis gibt, ist es nicht mein Geheimnis, und ich bin nicht der Mann, es zu verraten.«
    »Tja, wenn Sie diesen Kurs einschlagen, Mr. Barker«, sagte der Inspektor ruhig, »dann müssen wir Sie unter Beobachtung stellen, bis wir einen Haftbefehl haben und Sie festnehmen können.«
    »Machen Sie doch, was Sie wollen, verdammt nochmal«, sagte Barker trotzig.
    Die Verhandlungen schienen, soweit sie ihn betrafen, definitiv an einen Schlußpunkt gelangt zu sein, denn man brauchte nur dieses granitene Gesicht zu betrachten, um einzusehen, daß keine noch so schwere und harte Strafe ihn jemals zwingen könnte, gegen seinen Willen auszusagen. Dieser verfahrenen Situation machte jedoch die Stimme einer Frau ein Ende. Mrs. Douglas hatte bereits in der halbgeöffneten Tür gestanden und zugehört; nun trat sie herein.
    »Sie haben genug für uns getan, Cecil«, sagte sie. »Was immer dabei herauskommen mag, Sie haben genug getan.«
    »Genug und mehr als genug«, bemerkte Sherlock Holmes ernst. »Sie haben mein volles Mitgefühl, Madame, und ich möchte Ihnen dringend ans Herz legen, etwas Zuversicht in die Vernunft unserer Rechtsprechung zu haben und die Polizei freiwillig vollkommen ins Vertrauen zu ziehen. Mag sein, daß ich selbst einen Fehler gemacht habe, als ich dem Wink, den Sie mir durch meinen Freund Dr. Watson zukommen ließen, nicht sofort nachgegangen bin; aber zu jenem Zeitpunkt hatte ich noch allen Grund zu glauben, daß Sie unmittelbar in das Verbrechen verwickelt seien. Inzwischen bin ich sicher, daß dem nicht so ist. Gleichzeitig gibt es noch viel Ungeklärtes, und ich würde dringend empfehlen,
Mr. Douglas
zu bitten, uns seine Geschichte selbst zu erzählen.«
    Bei Holmes’ Worten stieß Mrs. Douglas einen überraschten Schrei aus. Die Kriminalbeamten und ich müssen ihn wie ein Echo aufgenommen haben, als wir einen Mann gewahrten, der sich aus der Wand gelöst zu haben schien und nun aus der Dunkelheit der Ecke, wo er aufgetaucht war, hervorkam. Mrs. Douglas wandte sich um, und im Nu hielt sie die Arme um ihn geschlungen. Barker hatte seine ausgestreckte Hand ergriffen.
    »So ist es am besten, Jack«, wiederholte seine Frau mehrmals. »Bestimmt ist es am besten so.«
    »Ja, allerdings, Mr. Douglas«, sagte Sherlock Holmes. »Ich bin sicher, es erweist sich auch für Sie als das Beste.«
    Der Mann stand da und blinzelte uns an mit dem betäubten Blick eines Menschen, der aus dem Dunkel ins Helle tritt. Sein Gesicht war bemerkenswert: kühne, graue Augen; ein kräftiger, gestutzter, angegrauter Schnurrbart; ein quadratisches, vorstehendes Kinn und ein humorvoller Mund. Er sah uns alle eingehend an; dann schritt er, zu meiner Überraschung, auf mich zu und überreichte mir ein Bündel Papier.
    »Ich habe schon von Ihnen gehört«, sagte er, mit einer Stimme, die weder ganz englisch noch ganz amerikanisch, aber

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